
© AFP/GENYA SAVILOV
Ukraine-Invasion Tag 830: Die Folgen des Kriegs für die Landwirte in Sumy
Selenskyj und Biden treffen sich in Frankreich, Ukraine meldet russische Drohnenangriffe in fünf Regionen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Seit der russischen Offensive auf Charkiw steht die ebenfalls im Nordosten der Ukraine gelegene Oblast Sumy unter Beobachtung. Kiew befürchtet dort eine weitere russische Offensive. Für die Landwirte in der Region, die an der Grenze zu Russland liegt, hat das bereits jetzt massive Folgen, berichtet der „Kyiv Independent“.
Reporter der Zeitung besuchten ein Treffen zwischen Beamten und Landwirten im Dorf Myropillia, das in der Oblast liegt. Dort wurde etwa über ein Verbot der grenznahen Landwirtschaft diskutiert. Denn die Arbeit auf dem Feld wird zunehmend gefährlich: Minen, Schrapnelle, Krater von Raketeneinschlägen, überall prägen Bilder wie diese das Land.
Auch das von Landwirt Wjatscheslaw Dydarenko. 70 Prozent seines gepachteten Ackers liegen an der Grenze, einige Hektar davon kann er nicht bearbeiten. Seine Felder aufgeben will er aber nicht. „Wenn ich Glück habe, habe ich Glück. Wenn ich jeden Tag auf das Feld gehe, weiß ich nicht, ob ich zurückkehren werde“, sagte er. Er ist nicht der einzige, der bereit ist, alles zu riskieren, um weiterhin sein Land zu bewirtschaften – oftmals die einzige Einnahmequelle für die Menschen dort.
Denn der Staat erlässt den Bauern zwar die Steuern für die Felder, die sie nicht bewirtschaften können, doch in Bezug auf weitere Unterstützung oder Entschädigungen geht es nur langsam voran. Zumal die Landwirte nicht nur mit den Folgen der Angriffe zu kämpfen haben, sondern auch damit, dass auf ihrem Land Befestigungsanlagen gegen die Russen gebaut werden, was ihren Spielraum noch mehr verkleinert.
Die Landwirtschaft ist der Dreh- und Angelpunkt in der Region Sumy und ein wichtiger Arbeitgeber in vielen Gemeinden. Doch angesichts des Krieges ist nun die dritte Pflanzsaison in Gefahr, und die Bauern leiden unter zunehmenden finanziellen Verlusten. Anders als Dydarenko hat mancher daher bereits aufgegeben und auf eine weitere Anbausaison verzichtet.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- US-Präsident Joe Biden wird in den nächsten Tagen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Frankreich und in Italien über den Krieg sprechen. Biden werde zwei wichtige Gespräche mit Selenskyj führen, sagte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan. Mehr hier.
- Die Grünen wollen einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Bau der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Deutschland und Russland. „Der Gaskomplex muss dringend aufgeklärt werden“, sagte die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Lisa Badum dem Tagesspiegel. Mehr hier.
- Nach dem an Moskau angelehnten Gesetz gegen Auslandseinfluss will die georgische Führung ähnlich wie in Russland auch die Rechte queerer Menschen einschränken. Die Regierungspartei Georgischer Traum brachte ein Paket von Gesetzen unter der Überschrift „Familienwerte und der Schutz von Minderjährigen“ ins Parlament ein. Mehr hier.
- Im Ausland lebende ukrainische Männer im wehrfähigen Alter müssen sich darauf einstellen, dass sie nach einem Ukraine-Besuch das Land nicht mehr verlassen dürfen und in der Armee dienen müssen. Ukrainische Staatsbürger, die ihr Land „länger als drei Monate verlassen haben, können nicht mehr in die Kategorie der vom Wehrpflichtregister ausgeschlossenen Personen fallen“, sagte der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes, Andrij Demtschenko. Mehr im Newsblog.
- Bei russischen Angriffen im Osten der Ukraine hat es ukrainischen Angaben zufolge ein Todesopfer und fünf Verletzte gegeben. Das erklärte Gouverneur Wadim Filaschkin am Mittwoch in einem Onlinedienst.
- Die Nato entwickelt mehrere Landkorridore, um im Falle eines großen europäischen Bodenkriegs mit Russland US-Truppen und gepanzerte Fahrzeuge an die Frontlinie zu verlegen. Das berichtet der britische „Telegraph“.
- Die Ukraine meldet wieder einen größeren russischen Drohnenangriff. Dabei habe die Luftabwehr 22 von 27 Angriffsdrohnen vom iranischen Typ Schahed abgeschossen, mit der Russland in der Nacht fünf ukrainische Regionen attackiert habe, teilt die Luftwaffe mit.
- Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat China für dessen Boykott der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz kritisiert. „Es ist bedauerlich, dass China entschieden hat, nicht teilzunehmen“, sagte der Norweger in einem Interview des NDR Info-Podcast „Streitkräfte und Strategien“.
- Wegen mutmaßlicher Korruption muss sich in der Ukraine der frühere Chef der Waffenbeschaffung vor Gericht verantworten. Ihm werde vorgeworfen, Flugzeugteile zu deutlich überhöhten Preisen gekauft zu haben, teilte am Dienstag die Antikorruptionsbehörde in Kiew mit.
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