
© AFP/TATYANA MAKEYEVA
Ukraine-Invasion, Tag 905: Russland baut neue Verteidigungsanlagen in Region Kursk – und sucht Arbeiter dafür
Regierung in Polen weist jede Verwicklung in Nord-Stream-Sabotage zurück, Ukraine kündigt schärferes Vorgehen gegen Verräter an. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Auch zehn Tage nach Beginn der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk gehen die Kämpfe dort massiv weiter. Russische Militärblogger behaupten allerdings, dass sich das Tempo des ukrainischen Vormarsches verlangsame, wie die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) schreibt (Quelle hier). Unabhängig überprüfen lassen sich solche Berichte nicht, doch setzt Moskau alles daran, einen weiteren Vorstoß zu verhindern – auch durch den Bau neuer Befestigungsanlagen.
Und dafür werden gerade händeringend Arbeiter gesucht, wie der russische Dienst der BBC berichtet (Quelle hier). Demnach tauchten zuletzt mehr als 30 entsprechende Stellenanzeigen in der Jobbörse Avito auf. Gesucht würden Schichtarbeiter für den „Bau von Befestigungsanlagen (Schützengräben, Bunker, Panzerabwehranlagen)“ – gelernt oder ungelernt. Dafür winke ein Lohn von umgerechnet 1500 bis 2000 Euro pro Monat.
In einer Anzeige, so heißt es beim russischen Dienst der BBC weiter, werde ein Baggerfahrer gesucht, der um die zehn Euro pro Stunde verdienen könne. Dabei werde betont, dass sich der Einsatzort an der „zweiten Verteidigungslinie“ befinde und die Arbeit im „Ausheben von Gräben“ bestehe. In einer anderen Anzeige wiederum stehe, dass die Arbeit sich „außerhalb der Kampfzone“ befinde und während des Einsatzes „keine Gefahr“ drohe.
Dass Russland seine Verteidigungslinien ausbaut, darüber hat auch das ISW berichtet. So würden Satellitenbilder vom Dienst Maxar vom 12. August eine Reihe neu ausgehobener Befestigungen, einschließlich Gräben, südwestlich von Lgov entlang der Autobahn E38 zeigen.
Die neuen Befestigungen befänden sich etwa 17 Kilometer nördlich der von der Ukraine angegebenen Grenze ihres Vormarsches in dem Gebiet. Das lasse darauf schließen, dass die russischen Streitkräfte besorgt seien, dass es zu einem weiteren Vorrücken der ukrainischen Armee kommen könnte.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Die Regierung in Polen hat jede Verwicklung in die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee im September 2022 von sich gewiesen. „Polen hat an nichts teilgenommen. Man muss sagen, dass das eine Lüge ist“, sagte der polnische Vize-Regierungschef und Minister für Digitalisierung, Krzysztof Gawkowski, dem Sender Polsat News mit Blick auf vorherige Äußerungen des früheren BND-Chefs August Hanning. Mehr hier.
- SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sieht bei CDU-Chef Friedrich Merz Leisetreterei in der Frage des russischen Angriffskriegs, um in zwei Wochen bei der Landtagswahl in Sachsen Stimmen zu gewinnen. „Das geht nicht“, sagt Kühnert. Mehr hier.
- Die ukrainische Regierung darf einem Bericht zufolge auf weitere US-Hilfen im Abwehrkampf gegen Russland hoffen. Wie das US-Magazin „Politico“ berichtet, soll die US-Regierung „offen“ dafür sein, die Ukraine mit Langstrecken-Marschflugkörpern für den Einsatz mit Kampfjets auszustatten, zu denen auch die gerade gelieferten F-16 gehören. Mehr hier.
- Der Berater des russischen Präsidenten, Nikolai Patruschew, wirft der Nato und dem Westen vor, an der Vorbereitung des ukrainischen Einmarsches in die russische Oblast Kursk beteiligt gewesen zu sein. „Die Operation in der Oblast Kursk war auch unter Beteiligung der Nato und westlicher Geheimdienste geplant“, sagte er der russischen Zeitung „Iswestia“. Mehr hier.
- Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber, fordert weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. „Der Erfolg der Ukraine muss für uns Anlass sein, über die Abgabe von weiteren Leopard 2 und Fuchs zu sprechen“, schreibt der FDP-Politiker auf der Plattform X. Mehr im Newsblog.
- Die russischen Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter aktiv im Donbass an. Besonders schwere Kämpfe gebe es in den Richtungen Pokrowsk, Torezk und Kurachowe, teilte der Generalstab in Kiew mit. Insgesamt seien 144 militärische Zusammenstöße innerhalb der vergangenen 24 Stunden registriert worden.
- Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat ein härteres Vorgehen gegen sogenannte Volksverräter angekündigt. „Wer (Kremlchef Wladimir) Putin dient oder seinen Krieg rechtfertigt oder dem Bösen hilft, hat es nicht verdient, alles zu behalten, womit der ukrainische Staat ihn oder sie geehrt hat“, sagte Selenskyj.
- Angesichts des zunehmenden Drucks russischer Truppen in der Ostukraine widmet Kiew der Verteidigung rund um den Donbass jetzt höchste Aufmerksamkeit. Der dringend benötigte Nachschub sei bereits eingetroffen, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache. „Alles, was jetzt gebraucht wird.“
- Der Gouverneur der Region Irkutsk im russischen Sibirien, Igor Kobzew, teilt den Absturz eines strategischen Bombers vom Typ Tu-22M3 mit. Der Grund soll ein technischer Defekt gewesen sein. Ein Mitglied der vierköpfigen Besatzung sei ums Leben gekommen, erklärt der Gouverneur.
- Friedrich Merz
- Kevin Kühnert
- Krieg in der Ukraine
- Kursk
- Nato
- Polen
- Russland
- Sachsen
- Ukraine
- Wolodymyr Selenskyj
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: