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Russland, Sudscha: Ein zerstörter russischer Panzer liegt am Straßenrand.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion, Tag 910: Kreml-Propaganda will ukrainischen Einmarsch als „neue Normalität“ verkaufen

Putin besucht tschetschenische Truppen. Ukraine greift Moskau nach russischen Angaben mit zahlreichen Drohnen an. Der Nachrichtenüberblick am Abend

Stand:

Dass ukrainische Truppen auf russischem Territorium stehen, ist die neue Normalität. Davon wolle die Regierung in Moskau ihre Bürgerinnen und Bürger überzeugen, berichtet des Exilmedium „Meduza“ unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld des Kreml (Quelle hier). Denn der dortigen Führung dämmere langsam, dass es nicht gelingen wird, den Einmarsch der Ukrainer in die Grenzregion Kursk schnell zurückzuschlagen.

Also setzt die russische Führung laut Meduza darauf, dass sich auch die Bevölkerung mit der Situation abfindet. „Während eines Schocks, und dies war definitiv ein Schock, gibt es immer Sprünge in der öffentlichen Aufregung“, sagte ein Insider demnach. „Dann gewöhnen sich die Leute daran und alles beruhigt sich wieder.“

Der Kreml propagiere dabei eine Timeline von mehreren Monaten, bis die Ukrainer wieder aus Kursk vertrieben werden könnten. Aber dann werde der Feind unweigerlich besiegt, so laute das Versprechen, das die Menschen besänftigen soll.

Der Einmarsch in Kursk habe Russlands normalerweise gut geölte Propagandamaschine zum Stottern gebracht, kommentiert „Kiew Independent“ den Meduza-Bericht (Quelle hier). Dem Kreml sei es diesmal offensichtlich schwergefallen, „sich Talking Points auszudenken, die wirklich Sinn ergeben“, zitiert das Portal Julia Davis vom „Russian Media Monitor“. Die Situation an der Grenze habe den Russen „die Realität des Krieges offengelegt, den sie vom Zaun gebrochen haben“, sagt die Expertin.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russland hat nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums Schwierigkeiten, auf die ukrainische Gegenoffensive in der westrussischen Region Kursk zu reagieren. Die Ukraine habe ihren Gegner „eindeutig in Bedrängnis gebracht“, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder in Washington. Mehr hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin besucht zum ersten Mal seit 13 Jahren die nordkaukasische Republik Tschetschenien. Gemeinsam mit dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow inspiziert er dort Truppen und Freiwillige, die sich auf einen Einsatz in der Ukraine vorbereiten. Mehr hier.
  • Das russische Innenministerium rät Bürgern wegen des ukrainischen Gegenangriffs im Grenzgebiet davon ab, Datingportale zu nutzen. Die Warnung gilt für die Regionen Kursk, Brjansk und Belgorod. Die Ukrainer würden Dating-Apps zur Informationsgewinnung nutzen, so die Begründung. Mehr hier.
  • Die Ukraine hat Moskau nach russischen Angaben in der Nacht zu Mittwoch mit einer Vielzahl von Drohnen angegriffen. „Das ist bisher einer der größten Versuche, Moskau mit Drohnen anzugreifen“, schrieb Bürgermeister Sergei Sobjanin auf Telegram. Mehr hier.
  • Russland hat als einziges Land eine Einladung der Schweiz an die Mitglieder des Weltsicherheitsrats zu einem Besuch in der Schweiz ausgeschlagen. Diplomaten der 13 anderen Länder reisen am 25. und 26. August nach Genf, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Bern sagte. Mehr im Newsblog.
  • Russland zeigt nach Erkenntnissen der Bundesregierung keine Bereitschaft für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. „Russland ist nicht verhandlungsbereit“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin.
  • In Anbetracht der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat Russland die anstehenden Lokalwahlen in sieben Kommunen der Region verschoben. Die Wahlen sollten stattfinden, sobald eine „vollständige Garantie für die Sicherheit der Wähler“ gewährleistet werden könne, erklärte die Wahlkommission.
  • Im Süden der Ukraine ist durch russischen Beschuss offiziellen Angaben zufolge ein Jugendlicher getötet worden. Drei weitere Minderjährige wurden verletzt. „Der Feind hat direkt in ein Kindercafé geschossen“, schrieb der Gouverneur von Saporischschja, Iwan Fedorow, auf seinem Telegramkanal.
  • Das ukrainische Parlament hat Abgeordneten zufolge am Mittwoch dafür gestimmt, das sogenannte Römische Statut zu ratifizieren. Damit kann das Land Teil des Internationalen Strafgerichtshofs werden. Eine volle Mitgliedschaft gilt als wichtiger Schritt bei der Annäherung an die EU.
  • Ukrainische Truppen stehen nach Militärangaben im Osten des Landes weiter unter schwerem Druck russischer Angriffe. Der Generalstab in Kiew berichte, allein am Frontabschnitt Pokrowsk habe es am Dienstag 66 russische Sturmangriffe gegeben. Diese seien zurückgeschlagen worden, hieß es, ohne dass dies unabhängig zu bestätigen war.
  • Der enge Putin-Vertraute Dmitri Medwedew schlägt abermals einen harschen Ton gegenüber der Regierung in Kiew an. Der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates schreibt auf Telegram, angesichts des ukrainischen Vorstoßes in Kursk gebe es keine Möglichkeit für Verhandlungen. Es werde keine Gespräche geben, solange die Ukraine nicht vollständig auf dem Schlachtfeld besiegt sei.

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