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Drohnenaufnahmen von ukrainischen Luftangriffen auf Brücken über den Fluss Seym in der russischen Grenzregion Kursk

© REUTERS/SPECIAL FORCES OF UKRAINE

Ukraine-Invasion, Tag 916: Drohnenschwärme halfen Ukraine bei Kursk-Offensive

Berichte über ukrainischen Vorstoß in Belgorod + Selenskyj fordert freie Hand für Einsatz westlicher Waffen + Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Ein zäher Stellungskampf mit Schützengräben, die an den Ersten Weltkrieg erinnern – beinahe archaisch, wie aus einer anderen Zeit. So wird der Krieg in der Ukraine bisweilen beschrieben. Der überraschende ukrainische Vorstoß in die russische Grenzregion Kursk soll anders ausgesehen haben: Wie die britische „Times“ berichtet, überrumpelten Kiews Truppen den Feind mithilfe von Schwärmen hochmoderner Drohnen (Quelle hier).

Manche der kleinen Fluggeräte – darunter viele britische Fabrikate – störten demnach den russischen Funkverkehr, andere stürzten sich mit Sprengstoff beladen auf schweres Gerät. Wieder andere identifizierten Ziele, die dann mit von den USA gelieferten HIMARS-Raketenwerfern zerstört wurden.

So auch eine Pontonbrücke über den Fluss Seym, letzter Rückzugsweg für 3000 russische Soldaten, die nun zwischen Wasser und Feind festsitzen, wie die „Times“ berichtet. „Irgendwann werden sie zu uns kommen müssen, sie haben keinen Ausweg“, zitiert die Zeitung den Kommandeur der ukrainischen Drohneneinheit.

Denn hinter dem Hightech-Krieg stecken menschliche Schicksale auf dem Schlachtfeld: Die Eingeschlossenen, viele von ihnen unerfahrene Wehrpflichtige im Teenager-Alter, könnten für die Ukraine zum Faustpfand werden. Russische Kriegsgefangene lassen sich gegen Ukrainer in russischer Gefangenschaft austauschen, so das Kalkül. „Den Austausch-Fonds auffüllen“ nannte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das am vergangenen Wochenende.

115 ukrainische Kämpfer kamen am Samstag frei. 594 Russen habe die Ukraine seit dem Einmarsch in Kursk gefangen genommen, hieß es am Dienstag. Britische Drohnen könnten Kiew geholfen haben, in diesem Zahlenspiel die Oberhand zu behalten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nach russischen Berichten über einen möglichen ukrainischen Vorstoß in der russischen Grenzregion Belgorod hat der örtliche Regionalgouverneur erklärt, die Lage an der Grenze sei „schwierig“, aber unter Kontrolle. „Es gibt Informationen, wonach der Feind versucht, die Grenze in der Region Belgorod zu überqueren“, teilte Wjatscheslaw Gladkow am Dienstag im Onlinedienst Telegram mit. Mehr hier.
  • Angesichts des massiven russischen Luftangriffs auf die Ukraine ruft Präsident Wolodymyr Selenskyj die Welt zu entschiedenem Handeln gegen Moskau auf. „Schwäche, unzureichende Entscheidungen als Reaktion nähren den Terror“, sagte er. Es seien energische Entscheidungen notwendig, dazu gehöre, dass Beschränkungen für den Einsatz gelieferter westlicher Waffen gegen Russland aufgehoben werden. Mehr hier.
  • Zuvor hatte er Selenskyj bereits Vergeltung für die großangelegten russischen Luftangriffe auf sein Land angekündigt. An der militärischen Antwort würden auch vom Westen gelieferte F-16-Kampfjets beteiligt sein. Russland hatte nach Angaben aus Kiew binnen kurzer Zeit mit 236 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Die Attacken galten vor allem der Energieinfrastruktur des Landes. Mehr hier.
  • Vor über einer Woche geriet ein russisches Öllager in Proletarsk in Brand, ausgelöst durch einen ukrainischen Drohnenangriff. Mehr als eine Woche später tauchen Videoaufnahmen auf, die zeigen: Die Flammen wüten offenbar noch immer. Mehr hier.
  • Wolodymyr Selenskyj will US-Präsident Joe Biden bei einem Treffen im September einen Plan vorstellen, wie Russland besiegt werden könnte. Das teilte der ukrainische Präsident am Dienstag bei einer Veranstaltung in Kiew mit. Der Plan bestehe aus mehreren Teilen: einem militärischen, einem strategischen und einem wirtschaftlichen Teil. Mehr im Newsblog.
  • Das US-Präsidialamt verurteilt einen Raketenangriff auf ein Hotel in der Ukraine, bei dem ein Sicherheitsberater von Reuters getötet und zwei Journalisten der Nachrichtenagentur verletzt wurden. „Wir verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste und sprechen Reuters unser tiefstes Beileid zum Verlust eines Mitarbeiters aus“, schreibt ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates auf X. 
  • Für den russischen Vize-Außenminister Sergej Rjabkow ist eine Beteiligung der USA am Einmarsch ukrainischer Truppen in die russische Oblast Kursk „eine Tatsache“. Einzelheiten nannte er nicht. Rjabkow legte auch keine Beweise vor, die seine Äußerungen zu einer US-Beteiligung untermauern würden.
  • Russland will nach Einschätzung des SPD-Außenpolitikers Michael Roth mit seinen massiven Angriffen auf ukrainische Versorgungseinrichtungen eine Fluchtbewegung nach Europa auslösen. Das sagte Roth dem Portal Politico. „Zum einen soll die ukrainische Rüstungsproduktion lahmgelegt, zum anderen das Leben der Menschen in der Ukraine unerträglich gemacht werden.“
  • Der ukrainische Grenzschutz beobachtet nach eigenen Angaben keine konkreten Truppenbewegungen in Belarus. In der Nähe zur Grenze sei keine Bewegung von Soldaten oder Ausrüstung festzustellen, sagt Grenzschutzsprecher Andrij Demtschenko im ukrainischen Fernsehen. Von der Grenze zu Belarus gehe aber weiterhin allgemein eine Bedrohung für die Ukraine aus.
  • Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, ist einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass zufolge zu seiner Visite des Atomkraftwerks Kursk in der gleichnamigen russischen Grenzregion eingetroffen. Grossi hatte am Vortag angekündigt, die Inspektion der Anlage nahe der Stadt Kurtschatow wegen der ernsten Lage persönlich leiten zu wollen.

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