
© dpa/Uncredited
Ukraine-Invasion, Tag 922: Warum die Kursk-Offensive ein Wagnis ist
Selenskyj zeigt sich mit Fortschritten in Kursk zufrieden, Russland rückt weiter in der Ostukraine vor, Absturz des F-16-Kampfjets gibt Rätsel auf. Der Überblick am Abend.
Stand:
Seit fast vier Wochen läuft die ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk mittlerweile. In dieser Zeit haben Kiews Truppen mit Zehntausenden Soldaten mehr als 1000 Quadratkilometer in Russland eingenommen – und machen weiter Fortschritte.
Die renommierten Militärexperten Michael Kofman und Rob Lee stellen in einem Gastbeitrag für „Foreign Affairs“ nun die Frage: Zahlt sich das Wagnis, das die Ukrainer eingegangen sind, aus?
Ein Ziel der Offensive in Russland war, dort russische Truppen zu binden, die für eine Offensive nahe der ukrainischen Stadt Donezk genutzt werden. Aufgrund des Überraschungseffekts schien eine solche Reaktion Russlands naheliegend.
Stattdessen, das erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj, schickte Moskau weitere Einheiten an die Front bei Pokrowsk. Da die Ukrainer für ihre Kursk-Offensive einige ihrer besseren Truppen abgezogen haben, steigt der Druck im Osten der Ukraine ins beinahe Unermessliche.
Noch setzten die Ukrainer darauf, dass die Front im eigenen Land nicht kollabiere und die Verluste, die sie dort hinnehmen müssten, durch die Gewinne in Kursk aufgewogen würden, schreiben Kofman und Lee. Was die Ukrainer zweifelsohne geschafft hätten: eine militärische Pufferzone in der Grenzregion zu errichten.
Fraglich bleibt, was das für mögliche Friedensverhandlungen bedeutet. Doch auch abgesehen davon dürfte Kiew die Kursk-Offensive politisch nutzen wollen.
Immerhin habe sich nach Meinung von Kofman und Lee dadurch das militärische Momentum in der Öffentlichkeit gewandelt – immerhin reden wir in der Region Kursk von der ersten größeren ukrainischen Offensive seit Monaten.
Der Vorstoß soll die westlichen Verbündeten aus Sicht der Experten ermutigen, weitere Hilfen bereitzustellen. Und so wird er zum Wagnis, das sich ohne gemeinsame Strategie von Ukraine und seinen Nato-Partnern nur schwer auszahlen kann.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Der am 6. August begonnene Vorstoß ukrainischer Soldaten in der russischen Oblast Kursk läuft dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge nach Plan. Die Ziele des Einsatzes würden erreicht, sagte er am Montag. Mehr dazu im Newsblog.
- Das russische Militär rückt laut Präsident Wladimir Putin trotz des ukrainischen Eindringens in die Grenzregion Kursk in der Ostukraine weiter vor. Die „Provokation“ der Ukraine in der russischen Region Kursk habe den Vormarsch in der ostukrainischen Region Donezk nicht aufhalten können, sagt Putin laut der Nachrichtenagentur RIA.
- Die russische Armee ist im August nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP in der Ukraine so stark vorgerückt wie seit Oktober 2022 nicht mehr. Demnach brachte die russische Armee im vergangenen Monat in der Ukraine 477 Quadratkilometer unter ihre Kontrolle.
- Hat die Ukraine ihren eigenen Kampfjet abgeschossen? Anfang vergangener Woche bestätigte die Ukraine den Verlust eines ihrer F-16-Kampfflugzeuge und den Tod des Piloten Oleksii „Moonfish“ Mes. Noch wird weiter nach der Ursache gesucht. Es gibt unterschiedliche Theorien. Mehr dazu hier.
- Polens Außenminister Radoslaw Sikorski sieht Warschau in der Pflicht, aus der Ukraine herannahende russische Drohnen und andere Flugkörper noch vor dem Eindringen in den polnischen Luftraum abzuschießen. Mehr dazu hier.
- Die Hauptstadt Kiew ist nach ukrainischen Militärangaben erneut Ziel eines russischen Raketenangriffs. Auch andere ukrainische Landesteile seien getroffen worden. Offiziellen Angaben zufolge gibt es mehrere Verletzte. Mehr dazu hier.
- Die Ukraine greift immer wieder Ziele der Militär- und Energieinfrastruktur in Russland an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die jüngsten Drohnenangriffe seines Militärs als Notwendigkeit bezeichnet. „Der terroristische Staat muss spüren, wie es ist, Krieg zu führen“, sagte Selenskyj. Mehr dazu hier.
- Zum ersten Mal hat Russland in Charkiw eine Mischung aus einem Lenkflugkörper und einer Gleitbombe eingesetzt, die Grom-E1. Dies gab der Bürgermeister der Stadt, Igor Terechow, auf Telegram bekannt. Die russischen Streitkräfte haben die Stadt demnach am 31. August mit diesen Waffen beschossen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: