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Ein ukrainischer Soldat startet eine Drohne.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion, Tag 957: Mit Kamikazedrohnen auf Jagd am Himmel

Russland ermittelt gegen ausländische Journalisten. Großes Tanklager auf der Krim in Brand. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Sie nennen ihn „Soundguy“ und seine Einheit „Boogyman“. Ihre Aufgabe: Mithilfe von sprengstoffbeladenen Drohnen russische Aufklärungsdrohnen vom Himmel zu holen. Über die Arbeit von „Soundguy“ berichtet die britische „Times“. 

In den vergangenen Monaten haben ein 26-Jähriger und sein Team mehr als 50 russische Überwachungsdrohnen an der ukrainischen Ostfront zerstört. Dadurch verringert sich nicht nur die russische Dominanz bei der Aufklärung und Überwachung der Region, sondern auch der Druck auf ukrainische Einheiten am Boden.

Welchen Vorteil die russischen Hightech-Drohnen bieten, zeigt ein Beispiel aus dem März. Damals entdeckte eine Überwachungsdrohne zwei auf Lastwagen montierte Raketenwerfer, die zu einem von Deutschland gelieferten Patriot-System gehörten. Die Russen reagierten schnell und nahmen den Konvoi mit Iskander-Raketen ins Visier, die einen Volltreffer landeten. Beide Patriot-Werfer wurden nachweislich zerstört, ein verheerender Verlust, der die Ukraine mit einem einzigen Angriff 13 Prozent ihrer Patriot-Werfer gekostet hat.

Im Juni begann „Soundguy“ mit seiner Drohnenarbeit. Dafür versah er eine kleine, 1,5 Kilogramm schwere, handelsübliche FPV-Drohne mit Sprengstoff. Er schaffte es, sie an eine russische Zala-Drohne heranzufliegen und löste eine Explosion aus. Es war der erste Abschuss.

Inzwischen ist rund um „Soundguy“ eine Einheit entstanden, die mit ihren Kamikazedrohnen auf Jagd geht. „In den ersten Tagen dieses Sommers, als wir zum ersten Mal herausfanden, wie man FPVs in großer Höhe einsetzt, konnten die Russen nicht begreifen, wie sie plötzlich so viele Drohnen verlieren konnten“, erinnert sich „Jesus“, ein 36-jähriger Marinesoldat, der ebenfalls bei „Boogyman“ dient. „Für uns schien es so einfach, sie vom Himmel zu vertreiben.“

Die Russen passten sich dem Bericht nach jedoch schnell an die neue Bedrohung an und änderten ihre Drohnentaktik, um Verluste zu begrenzen. Die Drohnenpiloten erhöhten ihre Flughöhe sowie Geschwindigkeit und fliegen häufiger nachts. Auch die Ukrainer haben reagiert und setzen nun Kamikazedrohnen in großer Höhe ein, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind. „Diese Form der Kriegsführung verändert sich so schnell, dass sich unsere eigenen Drohnendesigns von Woche zu Woche ändern“, sagt „Jesus“. „Bei einem sind wir uns sicher: Die Zukunft dieses Krieges liegt bei Drohnen und Drohnenpiloten.“

  • Der russische Inlandsgeheimdienst FSB ermittelt nach eigenen Angaben gegen weitere ausländische Journalisten wegen Berichten aus der besetzten Region Kursk. Die Journalisten hätten „illegal“ von der Ukraine aus die Grenze nach Russland in die Region Kursk überquert, erklärte der FSB am Montag. Mehr hier
  • Durch einen ukrainischen Drohnenangriff ist ein großes Tanklager auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt worden. Der Generalstab in Kiew bestätigte den nächtlichen Angriff und erklärte, das Militär habe in der Nacht eine Öl-Anlage in Feodosia angegriffen. Mehr hier
  • Zwei Monate nach Beginn der ukrainischen Offensive über die Grenze hinweg in die westrussische Region Kursk hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung dieser Operation unterstrichen. „Dies ist eine sehr wichtige Phase des Krieges, eine, die unserem Land sehr geholfen hat und weiterhin helfen wird“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Mehr hier
  • Ein Hackerangriff hat Medienberichten zufolge zu massiven Beeinträchtigungen bei der russischen staatlichen Fernseh- und Rundfunkgesellschaft WGTRK geführt. WGTRK sei von der Hackergruppe „sudo rm -RF“ angegriffen worden, die bereits früher im Interesse der Ukraine tätig gewesen sei, berichtete die Internetzeitung gazeta.ru unter Berufung auf russische Geheimdienstkreise. Mehr hier
  • Die Schwarz-Gruppe, zu der die Lebensmitteldiscounter Lidl und Kaufland gehören, sieht sich einer enorm gestiegenen Zahl von Cyberattacken ausgesetzt. „Wir als Schwarz-Gruppe hatten etwa 3500 Angriffe täglich vor dem Ukraine-Krieg. Jetzt werden wir 350.000-mal am Tag attackiert, vor allem aus Russland“, sagte Konzernchef Gerd Chrzanowski der „Süddeutschen Zeitung“. Mehr hier
  • „Gott schütze den Zaren!“ Mit diesen Worten gratulierte der ultranationalistische Ideologe Alexander Dugin dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu dessen 72. Geburtstag am Montag. Die Glückwünsche, die Dugin wenige Minuten nach Mitternacht über den Kurznachrichtendienst Telegram veröffentlichte, spiegeln die Verehrung wider, die Putin in Teilen der russischen Bevölkerung genießt. Mehr hier
  • Die durchschnittliche tägliche Verlustrate russischer Soldaten (Gefallene und Verwundete) hat im September 2024 offenbar einen neuen monatlichen Höchststand erreicht. Das geht aus dem täglichen Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums hervor, der am Montag unter Berufung auf Zahlen des ukrainischen Generalstabs via X veröffentlicht wurde. Mehr im Liveblog
  • Der Kreml sieht keine Grundlage für angebliche Pläne des Westens, den Krieg in der Ukraine durch eine vorläufige Aufteilung zu beenden. Zu diesem Thema gebe es derzeit viele Veröffentlichungen und Überlegungen, „aber bislang hat keine dieser Überlegungen eine reale Grundlage“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau.
  • Laut der ukrainischen Armee setzen die russischen Truppen in der Region Charkiw Ammoniak-, Chlor- und Phosphorbomben gegen ukrainische Verteidiger ein. Das berichtet der stellvertretende Kommandeur des Achilles-Bataillons der 92. Luftlandebrigade, Oles Malyarevych, dem Fernsehsender Kyiv24.
  • Russland hat die strategischen Raketensysteme Yars, die in der Lage sind, Interkontinentalraketen mit einem nuklearen Sprengkopf zu tragen, für eine Übung in Alarmbereitschaft versetzt. Sie wurden entwickelt, um die US-Raketenabwehr zu überwinden und sollen eine Reichweite von circa 12.000 Kilometern haben. 
  • Russlands Armee hat im Hafen von Pivdennyi nahe Odessa erneut zugeschlagen. Bei dem Angriff wurde das unter der Flagge von St. Kitts und Nevis fahrende zivile Schiff Paresa beschädigt, berichtet der Pressedienst des ukrainischen Ministeriums für Gemeinden und Gebietsentwicklung.
  • Wegen des Vorwurfs, als Söldner für die Ukraine gekämpft zu haben, hat ein russisches Gericht einen 72-jährigen US-Bürger zu fast sieben Jahren Haft verurteilt. Richterin Alexandra Kowalewskaja verurteilte den von Medien als Stephen Hubbard identifizierten Mann am Montag in Moskau zu sechs Jahren und zehn Monaten Gefängnis.
  • Mitten in den georgischen Parlamentswahlkampf vor dem Urnengang am 26. Oktober macht der russische Außenminister Sergej Lawrow am Rande der jüngsten UN-Generalversammlung ein überraschendes Angebot: Russland will offenbar die verfeindeten Republiken Südossetien, Abchasien und Georgien miteinander versöhnen.

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