zum Hauptinhalt
Polarmeer vor Norwegen: Wegen des Kriegs in der Ukraine haben viele Staaten den Kontakt zu Russland weitgehend abgebrochen. Das gefährde ihre Arbeit, klagen Klimaforschende.

© dpa / Jens Büttner

Ukraine-Invasion, Tag 974: Der Krieg gefährdet die Klimaforschung

Kiew meldet „schwierige Lage“ an Ostfront, Russland besiegelt Vertrag mit Nordkorea, Guterres fordert „gerechten Frieden“. Der Überblick am Abend.

Stand:

Die Arktis erwärmt sich um ein Vielfaches schneller als der Rest der Welt. Mehr als die Hälfte der Arktis gehört Russland. Diese beiden Fakten stellen die Klimaforschung vor ein Dilemma: Wegen des Kriegs in der Ukraine haben viele Staaten den Kontakt zum Aggressor Moskau weitgehend abgebrochen. Doch genau das gefährde ihre Arbeit, klagen Forschende.

„Ohne Russland könnte es unmöglich sein, zu verstehen, wie die Arktis sich verändert“, sagte der italienische Permafrost-Experte Alessandro Longhi der „New York Times“. Doch zu wissen, was nördlich des Polarkreises passiert, gilt als unverzichtbar für ein genaues Bild des Klimawandels. „Es ergibt keinen Sinn, die halbe Arktis auszuschließen“, sagt der dänische Klimaforscher Torben Rojle Christensen mit Blick auf die versiegten Datenströme aus Russland.

Sein norwegischer Kollege Paul Aspholm spricht in Anspielung auf den Kalten Krieg gar vom „Eisigen Vorhang“. Westliche Regierungen und Hochschulen haben Finanzierungen gekappt und Projekte gestoppt. Forschende in Russland fürchten laut „New York Times“ ihrerseits, sich durch Kontakte ins Ausland verdächtig zu machen. Einige seien auch an die Front geschickt worden und gefallen, berichten ihre westlichen Kollegen mit Schrecken.

Es bleibt die Hoffnung, dass beide Seiten eines Tages wieder ihre Ergebnisse vergleichen können. Aspholm will bis dahin einfach allein weitermachen mit seiner Forschung zu Braunbären und Lachsen im Grenzgebiet. „Es ist besser, etwas zu wissen, als nichts zu wissen“, sagt er.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Moskaus Armee ist laut russischen Medien an der Ostfront auf dem Vormarsch. Momentan konzentrieren sich die Kämpfe auf die Kohlestadt Selydowe. Kiew meldet eine „schwierige Lage“. (Mehr hier)
  • Das russische Parlament hat den Vertrag über eine allumfassende strategische Partnerschaft mit Nordkorea ratifiziert. Dieser legt fest, dass sich die Länder gegenseitig Beistand leisten, sollte eines von ihnen angegriffen werden. Zuvor hatte es Berichte über in Russland stationierte nordkoreanische Soldaten gegeben. (Mehr hier)
  • UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat beim Gipfeltreffen der sogenannten Brics-Staaten im russischen Kasan einen „gerechten Frieden“ in der Ukraine gefordert. Dieser müsse „im Einklang mit der UN-Charta, internationalem Recht und den Resolutionen der UN-Vollversammlung“ stehen, sagte er bei dem Gipfel der neun Schwellenländer. (Mehr im Newsblog)
  • Der ukrainische Parlamentspräsident hat den Besuch von Guterres beim Brics-Gipfel kritisiert. Die Ukraine verstehe nicht, was den UN-Generalsekretär zu einem Treffen führe, das von einem „internationalen Verbrecher“ abgehalten werde, sagte Ruslan Stefantschuk mit Blick auf Gastgeber Wladimir Putin.
  • In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben Mitarbeiter eines Kreiswehrersatzamts hohe Bestechungsgelder kassiert, um sich vom Kriegsdienst freizukaufen. Bei Hausdurchsuchungen wurden umgerechnet über 1,1 Millionen Euro in bar und dabei hauptsächlich in US-Dollar gefunden, teilte das Staatliche Ermittlungsbüro mit.
  • Das russische Abgeordnetenhaus hat der vom Kreml anvisierten Erhöhung der Verteidigungsausgaben um fast 30 Prozent zugestimmt. Für den entsprechenden Haushaltsentwurf votierten am Donnerstag 314 Parlamentarier, 78 enthielten sich und einer stimmte dagegen.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat während seiner Videoansprache am Mittwochabend ein T-Shirt getragen mit dem Schriftzug: „Make Russia Small Again“ (Macht Russland wieder klein). Der Spruch ist offenbar eine Verballhornung des Wahlkampfslogans von Ex-US-Präsident Donald Trump: „Make America Great Again“.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat vor „illusorischen“ Versuchen gewarnt, Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Russlands Gegner würden „ihr Ziel nicht verheimlichen, unserem Land eine strategische Niederlage zufügen“ zu wollen, sagte er beim Brics-Gipfeltreffen.
  • Südkorea schließt Waffenlieferungen an Ukraine nicht aus. Außenminister Cho Tae Yul sagte, dass die südkoreanische Regierung angesichts der Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland nicht untätig bleiben könne.
  • Mindestens sieben NATO-Mitgliedsstaaten sind offenbar gegen die Einladung der Ukraine, der Allianz beizutreten. Die Vereinigten Staaten und Deutschland seien führend, aber auch Ungarn, die Slowakei, Belgien, Slowenien und Spanien dagegen, berichtet „Politico“ unter Berufung auf ungenannte Gesprächspartner.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })