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Ukraine-Invasion Tag 987: So reagieren Ukrainer auf Donald Trumps Wahlsieg
Putin will Trump nicht gratulieren. Angriff auf russische Kriegsschiffe. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Also wieder Trump. Der ehemalige US-Präsident wird auch der künftige sein. Was bedeutet das für die Ukraine? Diese Frage dürfte nun viele umtreiben. Donald Trump hatte im Wahlkampf groß angekündigt, den Krieg innerhalb kürzester Zeit beenden zu wollen und zu können. Allerdings ist auch bekannt, dass er dagegen ist, die Ukraine mit weiteren Milliarden zu unterstützen. Auf Hilfe aus den USA wird die Ukraine aber weiterhin angewiesen sein.
Der ukrainische Präsident tat am Mittwochmorgen das, was man nach einem Wahlsieg nun einmal anstandshalber macht: Wolodymyr Selenskyj gratulierte Trump. „Ich gratuliere Donald Trump zu diesem eindrucksvollen Wahlsieg!“, schrieb er auf der Plattform X. Er hoffe, dass er bald Trump persönlich zum Wahlsieg gratulieren und mit ihm die weitere Unterstützung der Ukraine besprechen könne.
Russland reagierte zunächst auffallend zurückhaltend. „Die USA seien weiterhin ein feindlicher Staat, und es werde sich zeigen, ob Trump seine Ankündigungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges in die Realität umsetzen werde, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow.
Was aber ist von Donald Trump zu erwarten? „Ich rechne mit einem schleichenden Austritt aus der Nato, der Beendigung des Krieges in der Ukraine durch eine erzwungene Kapitulation der Ukraine“, sagte Kathleen McInnis vom Thinktank CSIS in Washington gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
„Für die Ukraine bedeutet Trumps Ankunft höchstwahrscheinlich ein schreckliches Ende anstelle eines Horrors ohne Ende. Schrecklich in dem Sinne, dass die Bedingungen für die Einstellung der Feindseligkeiten, die er uns aufzwingen will, sehr hart sein könnten, und zwar in einer Weise, die ein großer Teil der ukrainischen Gesellschaft nicht akzeptieren wird“, sagt Oleksandr Kochetkov, der Journalist in der Ukraine ist. Mit ihm und weiteren Ukrainern haben meine Kolleginnen Yulia Valova und Valeriia Semeniuk gesprochen.
Mykola Osychenko etwa, Journalist aus Donezk, glaubt, dass sich die Bewohner im Donbass weniger für den Ausgang der Wahl interessieren werden. „Wenn man damit beschäftigt ist, jeden Tag zu überleben und darüber nachzudenken, wie und wo man als Nächstes leben wird, hat man keine politischen Prognosen über den Sieger in den Vereinigten Staaten.“
Soldat Kyrylo Sasonov fasst es so zusammen: „Niemand wird für uns kämpfen, wir können uns nur auf uns selbst verlassen und mit aller Kraft versuchen, die Front nicht zusammenbrechen zu lassen.“
Ruslan Kukharchuk, Medienmanager, sieht das etwas anders: „Endlich gibt es eine Chance, aus diesem blutigen Sumpf und hoffnungslosen Schlamassel herauszukommen, in den wir durch die russische Invasion und die Politik der Biden-Administration geraten sind.”
Wenn Sie mehr zur Frage, was Trumps Sieg für die Ukraine bedeutet, lesen möchten, empfehle ich Ihnen hier den Text meiner Kolleginnen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Die Ukraine hat nach eigenen Angaben erstmals erfolgreich russische Kriegsschiffe im Kaspischen Meer angegriffen. Ukrainische Kampfdrohnen hätten „zum ersten Mal feindliche Schiffe im Kaspischen Meer getroffen“, verlautete am Mittwoch aus ukrainischen Geheimdienstkreisen. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Die ukrainische Armee hat seit Beginn ihrer Überraschungsoffensive in der russischen Grenzregion Kursk nach eigenen Angaben mehr als 700 russische Soldaten gefangen genommen. Ukrainische Soldaten hätten seit August insgesamt 717 russische Soldaten in ihre Gewalt gebracht, teilte der Oberbefehlshaber der Armee, Oleksandr Syrsky, mit.
- Der russische Staatschef Wladimir Putin hat nach Angaben des Kremls nicht vor, Donald Trump zu seinem sich abzeichnenden Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl zu gratulieren. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, er wisse nichts von Plänen, Trump zu gratulieren. „Vergessen wir nicht, dass wir von einem feindlichen Land sprechen, das direkt und indirekt an einem Krieg gegen unseren Staat beteiligt ist“, hob Peskow mit Blick auf die US-Unterstützung der Ukraine gegen die russische Offensive hervor.
- Russland hat die Vorwürfe aus Washington zur Einmischung in die US-Präsidentenwahl zurückgewiesen. „Was die Anschuldigungen zur versuchten Einflussnahme oder Einmischung angeht, so weisen wir das entschieden zurück“, sagte Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge in Moskau.
- Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban fordert eine neue Strategie der EU für die von Russland angegriffene Ukraine. Da Trump die amerikanische Hilfe für Kiew einstellen könnte, stelle sich die Frage, ob Europa die finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine allein werde schultern können, sagte Orban.
- Das russische Oberhaus hat einen militärischen Beistandspakt mit Nordkorea ratifiziert. Der Föderationsrat in Moskau stimmte einstimmig für das Verteidigungsabkommen, das der russische Präsident Wladimir Putin im Juni bei einem Besuch in Pjöngjang gemeinsam mit Nordkoreas Machthaber Kim Kong Un unterzeichnet hatte.
- Die Ukraine untersucht nach eigenen Angaben die mutmaßliche Hinrichtung von sechs ihrer von russischen Truppen gefangen genommenen Soldaten. Nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft vom Dienstag wurden drei der Soldaten am 23. Oktober erschossen, nachdem sie „während einer Offensive in der Stadt Selydowe“ gefangen genommen worden waren. Die russische Armee hatte am 29. Oktober erklärt, die Stadt eingenommen zu haben. Drei weitere gefangene ukrainische Soldaten seien am 1. November während eines Angriffs in der Gegend Pokrowsk hingerichtet worden, teilte die ukrainische Staatsanwaltschaft im Onlinedienst Telegram mit.
- Nach dem Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentenwahl reist Verteidigungsminister Boris Pistorius zu Beratungen mit seinem französischen Kollegen Sébastien Lecornu nach Paris. Die Gespräche sollen die Folgen der US-Wahl in den Blick nehmen. Insbesondere dürfte es auch um die künftige Unterstützung der Ukraine gehen.
- Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine Beamtin, deren Sohn in der Ukraine getötet wurde, zur Regionalgouverneurin befördert. „Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie einen echten russischen Krieger großgezogen haben“, sagte Putin zu Maria Kostjuk, als er sie bei einem Treffen mit Müttern getöteter Soldaten im Kreml bat, die Leitung des Jüdischen Autonomen Gebiets Birobidschan zu übernehmen. Kostjuk hatte zuvor bereits eine wichtig Position in der an China grenzenden Region bekleidet..
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