
© IMAGO/Bestimage/IMAGO/Ukraine Presidency via Bestimage
Ukraine-Invasion, Tag 988: Selenskyj will Flughafen in Kiew schon im Januar wiedereröffnen
Ex-Nato-Chef Rasmussen sieht in Trump-Wahl eine Chance, Russland zweifelt an Trumps Ankündigung, Ukraine-Präsident Selenskyj macht dem Westen Vorwürfe. Der Überblick am Abend.
Stand:
Der Luftraum über der Ukraine ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs für zivile Flugzeuge geschlossen. Zu gefährlich ist die Lage aufgrund der ungemindert anhaltenden aktiven Kampfhandlungen auch in der Luft.
Umso überraschender ist nun, dass die Ukraine bereits Ende Januar einen seiner Flughäfen wieder öffnen könnte. Das erklärte Crispin Ellison, hochrangiger Vertreter des Versicherungsmaklers Marsh & McLennan, auf dem Kyiv International Economic Forum am Donnerstag, wie verschiedene ukrainische Medien berichten (Quellen hier und hier). Marsh & McLennan unterstützt die Ukraine beim Wiederaufbau des Wirtschaftssektors.
Unter günstigen Bedingungen wären fünf oder sechs Fluglinien bereit, den Verkehr wieder aufzunehmen, so Ellison. Am sichersten wäre dies in der westukrainischen Stadt Lwiw, die nur sieben Flugminuten von Polen entfernt ist. Dort sei es sogar sicherer als in der israelischen Stadt Tel Aviv, die unter regelmäßigem Beschuss der Hisbollah steht.
Präsident Wolodymyr Selenskyj will den Berichten zufolge statt dem Flughafen in Lwiw allerdings lieber den Hauptstadtflughafen Boryspil zuerst eröffnen – und hat das letzte Wort. Ausschlaggebend für die Entscheidung wird demnach die allgemeine Sicherheitssituation sein und die Performance der ukrainischen Luftabwehr im Speziellen.
Das würde laut Marsh & McLennan teuer werden. Die Versicherungssumme für die Flugzeuge würde mindestens 750 Millionen Dollar betragen.
Bislang gingen selbst europäische Behörden davon aus, dass der zivile Flugverkehr erst nach Ende des Krieges wieder aufgenommen werden kann. Die Zeitung „Ukrajinska Prawda“ berichtet, dass die ukrainische Frachtairline Supernova Airlines bereits die Erlaubnis bekommen habe, sieben Mal pro Woche zwischen Lwiw oder Kiew und Prag zu fliegen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Der ehemalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht in der Wiederwahl des US-Präsidenten Donald Trump eine Chance. „Wir könnten eine Kombination aus Trumps Unberechenbarkeit und seinem Wunsch, ein Gewinner zu sein, nutzen“, sagte Rasmussen zu „Politico“. So solle „eine starke Formel“ für den Friedensprozess in der Ukraine entstehen. Mehr dazu hier.
- Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow hält die Ankündigung Trumps, den Krieg in 24 Stunden nach Beginn seiner Amtszeit beenden zu können, für übertrieben. Der Kreml ist nach seinen Angaben offen für ein Telefonat des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit Trump. Mehr dazu im Newsblog.
- Der Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrats, Sergej Schoigu, ruft den Westen zu Verhandlungen über ein Ende des Kriegs in der Ukraine auf. Der Kriegsverlauf sei nicht zugunsten der Ukraine, sagt Schoigu der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Westen solle dies akzeptieren und über ein Ende des Konflikts verhandeln.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft den europäischen Partnern nach dem Wahlsieg Trumps vor, die Ukraine zu Zugeständnissen gegenüber Russland zu drängen. Eine solche Verhandlungslösung sei „inakzeptabel“ und „selbstmörderisch“, sagte Selenskyj bei seinem Auftritt auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Budapest.
- Im Umfeld Trumps sind laut einem Zeitungsbericht verschiedene Ideen für den Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Umlauf. Zu dem Plan gehört demnach auch eine entmilitarisierte Zone entlang des Frontverlaufs.
- Die scheidende US-Regierung unter Präsident Joe Biden will laut „Politico“ einen Stopp bereits bewilligter Hilfen für die Ukraine durch Trump verhindern. Die verbleibenden Lieferungen im Wert von sechs Milliarden Dollar sollten so schnell wie möglich der Ukraine übergeben werden, sagten zwei hochrangige Regierungsmitarbeiter demnach.
- Nach der Entsendung nordkoreanischer Soldaten zur Unterstützung russischer Truppen in die Ukraine schließt Südkorea Waffenlieferungen an die Ukraine nicht aus. Nordkoreas Beteiligung am Ukraine-Krieg stelle eine Bedrohung für den Süden dar, erklärt Präsident Yoon Suk Yeol.
- Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist am Donnerstag ein Mann wegen Spionagevorwürfen zu 13 Jahren Straflager unter „schweren Bedingungen“ verurteilt worden. Der Verurteilte habe Informationen „gesammelt und aufbewahrt und an den Feind übergeben, die gegen die russische Armee verwendet werden könnten“.
- Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 hat sich die Meinung der Ukrainer von Moskau drastisch verschlechtert. Im Oktober hatten 93 Prozent eine schlechte Meinung von Russland, wie das Kiewer Institut für Soziologie in einer Umfrage herausgefunden hat. Im November 2021 hatten laut derselben Umfrage 76 Prozent der Ukrainer eine gute Meinung von Russland.
- Bei neuerlichen nächtlichen Angriffen aus der Luft sind in der Ukraine mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Über der Hauptstadt Kiew seien mehr als 30 russische Drohnen abgeschossen worden, die herabfallenden Trümmer hätten jedoch in mehreren Stadtteilen Zerstörungen angerichtet, teilte die Militärverwaltung Kiews bei Telegram mit.
- Die ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland, die einen Job haben, gehen überwiegend einer einfachen Tätigkeit nach – etwa im Gastgewerbe, bei Wachdiensten oder im Garten- und Landschaftsbau. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) üben 75 Prozent dieser ukrainischen Geflüchteten Tätigkeiten aus, die keine formale Qualifikation erfordern.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: