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Wird damit die Krim-Brücke zerstört?: Ukraine stellt U-Boot-Drohne mit fünf Tonnen Sprengstoff vor
Die Ukraine hat eine neue, zwölf Meter lange Unterwasserdrohne präsentiert. Doch die Krim-Brücke damit zu treffen, dürfte trotzdem schwierig werden. Ein Experte ordnet ein.
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Marschflugkörper und Angriffs- beziehungsweise Abwehrdrohnen aus heimischer Produktion: Die Ukraine ist dieser Tage offensichtlich bemüht, das gewachsene Arsenal an eigenen Waffen öffentlichkeitswirksam zu präsentieren, nachdem jahrelang vor allem ausländische Rüstungsgüter wie der Marschflugkörper Taurus und die F-16-Kampfflieger in den Schlagzeilen waren.
Auf einer Militär-Expo in Lwiw wurde nun eine Unterwasserdrohne gezeigt, die allein schon wegen der Länge ihres größten Modells beeindruckend aussieht (siehe Foto oben).
Es war bereits bekannt, dass die „Toloka“-Unterwasserdrohne in mehreren Ausführungen mit unterschiedlichen Größen und Sprengstoff-Ladungen entwickelt werden soll. Laut ukrainischem „Defense Blog“ liegen die Reichweiten demnach zwischen 100 und 2000 Kilometern, die Längen zwischen 2,5 und zwölf Metern.
TLK-1000: Eine Menge Sprengstoff
Bis zu fünf Tonnen Sprengstoff sollen unter Wasser im größten Modell TLK-1000 bis zum Ziel transportiert werden können. So viel zu den offiziellen Daten.
Wofür sind die U-Boot-Drohnen gedacht? Der Hersteller Toloka verweist in einem Interview auf unter anderem Beobachtungs- und Kamikaze-Missionen. Die Drohnen, die angeblich noch dieses Jahr in Massenproduktion gehen können, könnten demnach für Aufklärungseinsätze und zur Sprengung von Zielen eingesetzt werden – so wie es die Ukraine mit Flugdrohnen macht, oder mit Überwasserdrohnen.
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Ein offensichtliches Ziel: Putins geliebte Brücke
Ein mögliches Ziel für die Toloka-Drohne liegt auf der Hand: die Krim-Brücke, die der einzige direkte Weg zwischen dem russischen Festland und der besetzten ukrainischen Halbinsel ist. Dieses für den russischen Machthaber Wladimir Putin prestigeträchtige Bauwerk wurde von der Ukraine seit 2022 bereits mehrfach angegriffen, aber bisher nie zerstört. Es ist davon auszugehen, dass die 19 Kilometer lange Brücke nach wie vor für den Nachschub der russischen Truppen genutzt wird.
Zuletzt wurde die Krim-Brücke im Juni 2025 angegriffen. An einem Pfeiler sei laut ukrainischem Geheimdienst unter Wasser mehr als eine Tonne Sprengstoff gezündet worden, was zu Spekulationen über den Einsatz einer Seedrohne führte. „Ein Prototyp der Toloka-Drohne dürfte schon gegen die Krim-Brücke im Einsatz gewesen sein“, meint auch der Militärexperte Gustav Gressel.
Allerdings sollte man den möglichen Drohnenangriff auf die Krim-Brücke wohl nicht überbewerten – und glauben, dass entsprechende Angriffe bald alltäglich werden. Denn wie Gressel sagt, ist die Brücke recht engmaschig geschützt, „Netzsperren und Unterwassermikrofone erschweren den Einsatz.“
Worauf die Ukraine wirklich zielt
Der Experte vermutet, dass es der Ukraine bei den Unterwasserdrohnen vorrangig um russische Korvetten im Asowschen Meer geht. Es sei zwar nicht einfach, dieses geschützte Gewässer zu erreichen – doch die Schiffe seien ein wichtiges Ziel, da von ihnen aus Marschflugkörper gegen ukrainische Städte gestartet werden. Diese Marschflugkörper sind neben Kamikaze-Drohnen und Raketen Teil des russischen Terrors aus der Luft.
Allerdings gibt Gressel eine wichtige Einschränkung der U-Boot-Drohnen zu bedenken. Sie dürften sich gegen Schiffe im Hafen eignen beziehungsweise gegen die Häfen selbst, aber „bewegliche Schiffe auf See dürften schwierig zu treffen sein.“
Das liege zum einen an der vermutlich geringen Geschwindigkeit der Drohnen – denn je höher die Geschwindigkeit, desto geringer die Reichweite. Zum anderen würden fahrende Schiffe ihren Kurs ständig ändern, doch die Drohne könne unter Wasser eben keine Zieldaten empfangen.
Auch die russischen Häfen seien für die Unterwasserdrohnen keine einfachen Ziele, meint Gressel. „Russland hat die Sicherungsmaßnahmen um seine Schwarzmeerhäfen in den vergangenen Jahren erhöht. Das jüngste Eindringen ukrainischer Unterwasserdrohnen in russische Häfen ist schon eine Zeit her.“
Wie auch andere Waffen, die die Ukraine als Neuheit präsentiert, sind die neuen Drohnen also ein Beweis für die gewachsenen Fähigkeiten der heimischen Rüstungsindustrie – doch auch unter Wasser wird die Ukraine damit allein keine Wende im Krieg herbeiführen können.
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