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Ukrainische Armee vor Einkesselung in Kursk?: Russland will Truppen offenbar von Nachschub abschneiden
In der russischen Grenzregion läuft es für die Ukraine offenbar schlecht. Der ukrainische Armeechef versucht zu beruhigen – muss aber selbst einen Rückzug einräumen.
Stand:
Ukrainische Truppen laufen Armeechef Oleksandr Syrskyj zufolge trotz der jüngsten Gegenoffensive Russlands keine Gefahr, in der russischen Region Kursk eingekesselt zu werden. Die Lage sei unter Kontrolle, teilt der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine am Montag in sozialen Medien mit. Auf Facebook schrieb er allerdings, das Truppenkontingent in der Region „verstärken“ zu wollen. Außerdem schien er einen Rückzug ukrainischer Soldaten einzuräumen, indem er erklärte, dass „die Einheiten angebrachte Maßnahmen ergreifen, um günstige Verteidigungslinien einzunehmen“. Das ist eine Formulierung, die von beiden Konfliktparteien für einen Rückzug verwendet wird.
Zuvor wurde berichtet, dass russische Soldaten laut prorussischen Militärbloggern im Rahmen einer großen Umzingelungsoperation in der Region Kursk weiter vorrückten. Ziel sei, tausende ukrainische Soldaten im Westen Russlands zur Flucht oder zur Kapitulation zu zwingen, schrieb der Kriegsblogger Two Majors. Die russischen Streitkräfte rückten aus mindestens sieben Richtungen auf den sogenannten „Kessel“ in Kursk vor. Die Angriffe konzentrieren sich offenbar auf die Stadt Sudscha im Westen Russlands an der Grenze zur Ukraine. Sie ist wichtig für die ukrainische Logistik.
Der Blogger Juri Podoljaka schrieb, er habe Schwierigkeiten, mit den Ereignissen Schritt zu halten, da der russische Vormarsch so schnell verlaufe und die ukrainischen Einheiten in mehreren Taschen in Kursk gefangen seien. Russische Streitkräfte hatten am Sonntag drei weitere Siedlungen in Kursk zurückerobert.
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„Forbes“ berichtete unterdessen von russischen Angriffen auf der Hauptstraße zwischen den Städten Sudscha und Kursk. Auch Brücken seien zerstört worden.
Russische Soldaten kamen durch Gaspipeline
Zuvor schickte das Moskauer Militär nach Angaben aus Kiew Soldaten durch eine Gaspipeline. Ziel sei die Rückeroberung der Kleinstadt Sudscha gewesen. „Die Einheiten des Gegners wurden rechtzeitig durch die Luftaufklärung der Fallschirmjägertruppen ukrainischer Streitkräfte entdeckt“, teilte der Generalstab in Kiew am Samstagabend auf seinem Telegramkanal mit. Die russischen Truppen seien mit Raketen, Artillerie und Drohnen beschossen worden.
Unabhängig lassen sich die Angaben nicht prüfen. Russische Militärblogs hatten von der versuchten Erstürmung Sudschas berichtet.
Bei der Gasröhre soll es sich um einen Teil der von Urengoi nach Uschgorod führenden Pipeline handeln, über die bis Anfang 2025 noch russisches Gas nach Europa geliefert wurde. Die Rohre haben einen Durchmesser von 1,40 Meter.

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Zuletzt sollen die in Kursk stationierten ukrainischen Truppen in eine Krise geraten sein, womöglich auch durch die von den USA gestoppte Weiterleitung von Geheimdienstinformationen und Satellitenbildern.
Russen kontrollieren Nachschub
Wie das ukrainische Fernsehen unter Berufung auf Soldaten berichtete, blockierten russische Militärs die Nachschublinien für die an vorderster Front stehenden ukrainischen Truppen. Nachdem russische Einheiten bei Sumy im Osten der Ukraine vorgedrungen waren, kontrollierten sie die dort verlaufenden Wege für den gesamten Nachschub. Sumy und Sudscha liegen ungefähr 45 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Nach Darstellung der ukrainischen Soldaten setze das russische Militär dort Drohnen ein, deren Frequenzen sich nicht stören ließen. Da diese Drohnen dort Tag und Nacht über den Nachschubwegen patrouillierten und auf „freier Jagd“ seien, werde die Versorgung der Fronttruppen immer schwieriger.
Die ukrainischen Streitkräfte waren im Sommer vergangenen Jahres in einem Überraschungsangriff bei Kursk auf russisches Staatsgebiet vorgedrungen. Russische Truppen versuchen seitdem, verlorene Gebiete zurückzuerobern und drängen die Armee Kiews immer weiter zurück. Beobachter gehen von einem baldigen kompletten Verlust der Gebiete aus. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge sollen von ursprünglich etwa 1200 Quadratkilometern nur noch weniger als 300 unter Kontrolle Kiews stehen.
Die Ukraine will die Landstriche in Kursk als Faustpfand verwenden, um in Verhandlungen eigene Gebiete zurückzubekommen. Der Kreml lehnt Verhandlungen über Kursk kategorisch ab und hat angekündigt, alle nach Russland eingedrungenen ukrainischen Soldaten zu vertreiben oder zu töten. Selbst hält das russische Militär rund ein Fünftel des ukrainischen Gebiets besetzt. (dpa/Reuters/AFP/Tsp)
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