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„Um Völkermord vorzubeugen“: Gaza-Hilfsflotte mit Greta Thunberg an Bord sticht in See
Bereits im Juni hatte die schwedische Aktivistin versucht, Hilfsgüter per Schiff in den Gazastreifen zu bringen. Nun will sie von Barcelona aus eine neue Mission starten.
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Propalästinensische Aktivisten wollen mit Dutzenden kleineren Booten die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und Hilfsgüter in den Küstenstreifen bringen. Die „Global Sumud Flotilla“ sei die bisher größte Aktion ihrer Art, teilten die Organisatoren zum Start der ersten gut 20 Boote mit insgesamt mehr als 300 Teilnehmern aus über 40 Ländern in Barcelona mit.
In der spanischen Mittelmeermetropole verabschiedeten Hunderte Menschen die Aktivisten. „Sumud“ heißt auf Arabisch Standhaftigkeit. Gegen 15.30 Uhr ging es am Sonntag los.
Einer der Organisatoren, der in Spanien lebende Palästinenser Saif Abukeschek, warf Israel vor, im Gazastreifen einen Völkermord zu begehen. Er rief die Politik auf, Druck auf Israel für einen Erfolg der Aktion auszuüben. Die „illegale Blockade“ und das Töten in dem Küstenstreifen müssten beendet werden.

© REUTERS/Eva Manez
Auch die Aktivistin Greta Thunberg, die mit ihrem rigorosen Kampf für mehr Klimaschutz weltbekannt geworden ist, ist mit von der Partie. Die Schwedin setzt sich seit längerem auch - und inzwischen vor allem - für die Belange der palästinensischen Bevölkerung ein. Ihr Credo: Ohne soziale Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben.
„Eine Mission wie diese sollte eigentlich nicht existieren“, sagte Thunberg der Nachrichtenagentur AFP. Sie sei aber notwendig, weil die Staaten und ihre gewählten Vertreter nicht genug täten, „um internationales Recht aufrechtzuerhalten, Kriegsverbrechen vorzubeugen und Völkermord vorzubeugen“.
Damit kämen die Staaten und Regierungen ihrer Verantwortung nicht nach und verletzten „ihre rechtliche Pflicht“, kritisierte Thunberg. „Und damit verraten sie die Palästinenser, aber auch die gesamte Menschheit.“
Die Aktion richte sich gegen Israels „illegale und unmenschliche Belagerung des Gazastreifens“, sagte die 22-jährige Schwedin. Sie war bereits Anfang Juni an einer ähnlichen Aktion beteiligt gewesen.
Der brasilianische Aktivist Thiago Avila sagte in Barcelona vor Journalisten, es handele sich um „die größte Solidaritätsmission der Geschichte, mit mehr Menschen und Booten als bei allen früheren Versuchen zusammen“.
Thunberg reiste schon einmal per Schiff gen Gaza
Israel hatte im Juni und Juli zwei Versuche von Aktivisten unterbunden, mit einer Hilfsflotte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Die israelische Marine stoppte die beteiligten Schiffe etwa 185 Kilometer westlich der Küste des Palästinensergebiets.
Anschließend wurden die Besatzungen festgenommen und die Aktivisten ausgewiesen, darunter auch Thunberg. Die Schwedin hatte zuvor bereits an pro-palästinensischen Protesten teilgenommen.
Die UN hatten am 22. August erklärt, dass im Gazastreifen eine Hungersnot herrsche. Sie warfen Israel die „systematische Behinderung“ von Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet vor. Die israelische Regierung wies die Vorwürfe erbost zurück.
Weltweit werden die Rufe nach einem Ende des seit bald 23 Monaten andauernden Krieges im Gazastreifen immer lauter. Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist katastrophal.
Die Hamas und mit ihr verbündete Palästinensergruppen hatten den Gaza-Krieg mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Israel greift seither massiv militärisch im Gazastreifen an.
Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden mehr als 63.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft werden, werden von UN-Vertretern aber als plausibel eingestuft. (dpa/AFP)
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