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Patriot-Flugabwehrsystem in Polen.

© AFP/SERGEI GAPON

US-Präsident stellt sich gegen Putin: Trump will der Ukraine weitere Patriot-Raketensysteme zur Verfügung stellen

In einer weiteren von Trumps überraschenden Kehrtwenden hat der US-Präsident Kiew neue Flugabwehrsysteme in Aussicht gestellt. Putin dürfte das nicht gefallen.

Stand:

In seinem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach eigenen Worten nicht zu Zugeständnissen gegenüber Russland gedrängt worden. „Heute habe ich keinen Druck verspürt“, sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz.

Ganz im Gegenteil. Trump ist Selenskyj nach Aussage des Weißen Hauses auch in einem entscheidenden Punkt entgegengekommen – und hat sich damit offen gegen eine zentrale Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin gestellt.

Wie Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Waltz nach dem Telefonat erklärte, „bat Präsident Selenskyj um zusätzliche Luftverteidigungssysteme zum Schutz seiner Zivilbevölkerung, insbesondere Patriot-Raketensysteme. Präsident Trump erklärte sich bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten, um herauszufinden, was insbesondere in Europa verfügbar ist.“

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Putin hatte laut eigener Aussage im Gespräch mit Trump gefordert, dass die Ukraine während einer Waffenruhe keine westlichen Waffen importiert und Soldaten rekrutiert. Eine Forderung, die die Ukraine ablehnt. Und offensichtlich auch Trump, wenn er nun Kiew bei der Beschaffung weiterer Luftabwehrsysteme helfen will. Interessanterweise hatte Trump schon kurz nach dem Gespräch mit Putin erklärt, der russische Präsident habe nicht gefordert, dass die westlichen Militärhilfen eingestellt würden.

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Die Ukraine hatte schon vor längerem zahlreiche Patriot-Systeme bei europäischen Armeen identifiziert, die angeblich nicht gebraucht würden. Die USA müssen ihre Weitergabe aber genehmigen.

Trumps Aussage wirft auch eine weitere Frage auf: Wären die Patriot-Systeme, sollten sie aus US-Beständen in Europa stammen, als neue Waffenlieferung zu betrachten? Bisher schloss Trump diese kategorisch aus. Alles, was die Ukraine aktuell erhält, war noch vom Ex-Präsidenten Joe Biden freigegeben worden.

Derzeit sind sechs Patriot-Systeme in der Ukraine im Einsatz. Das letzte Patriot-System hatte Joe Biden im Juli 2024 der Ukraine zugesagt. Im Dezember vergangenen Jahres hatte Selenskyj erklärt, dass zehn bis zwölf weitere Systeme den ukrainischen Luftraum vollkommen absichern könnten.

Schnell nachliefern lassen sich die in den USA von den Unternehmen Lockheed Martin und Raytheon gefertigten Systeme nicht. Alle Teile zu bestellen und liefern zu lassen dauert laut Aussage der Unternehmen zwei Jahre, der Bau eines Systems dann ein weiteres Jahr. Vergangenes Jahr hatten die beiden Unternehmen Bestellungen für 13 neue Abwehrsysteme in den Auftragsbüchern. Fünf davon gehen in die Schweiz und vier nach Deutschland. Rund 500 Millionen Euro kostet eines der Systeme.

Das Zugeständnis Trumps ist ein Achtungserfolg für Selenskyj, denn die Patriotabwehrsysteme gelten in der Ukraine als unersetzbar. Selenskyj bezeichnete sie als das „Einzige, was gegen ballistische Raketen hilft“. Entsprechend groß war die Furcht in der Ukraine und Europa, dass keine weiteren Patriots in die Ukraine gehen könnten.

Für die Europäer ist das durchaus peinlich, denn sie verfügen mit dem deutschen Abwehrsystem Iris T und dem italienisch-französischen Samp/T über genauso moderne Systeme, zumindest auf dem Papier. Eine zentrale Fähigkeit aber fehlt ihnen, wie der Experte für Luftstreitkräfte Justin Bronk, vom britischen Royal United Services Institute, dem Nachrichtenportal „Business Insider“ sagte: Sie können kaum etwas gegen ballistische Raketen ausrichten.

Eine weitere Herausforderung für die Ukraine ist die Munition für die Patriots. Eine Batterie kann 16 Raketen abschießen, jede kostet rund 3,5 Millionen Euro. Rund 550 moderne Abwehrraketen werden derzeit pro Jahr in den USA produziert, hinzu kommt ein älteres Modell. Allerdings fertigen Firmen in zahlreichen Ländern mittlerweile auch Lizenzprodukte. Die genau Zahl ist unbekannt.

Wie viele Raketen die Ukraine verbraucht, gibt Kiew nicht preis. Aber bei den fast täglichen russischen Luftangriffen mit teilweise 100 Raketen und Drohnen wird der Verbrauch entsprechend hoch sein.

Bei dem Telefonat zwischen Selenskyj und Trump handelte sich um das erste Gespräch zwischen beiden Staatschefs seit ihrem Eklat im Weißen Haus vor gut zwei Wochen. Trump hatte zuvor erklärt, das Telefongespräch mit Selenskyj sei „sehr gut“ verlaufen. Ausgehend von seinem Telefonat mit Putin am Dienstag habe er mit dem ukrainischen Präsidenten darüber gesprochen, wie die „Forderungen und Bedürfnisse“ der Ukraine und Russlands „aufeinander abgestimmt“ werden könnten. (Mit AFP)

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