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Ein ukrainischer Soldat mit einer ukrainischen Panzerhaubitze.

© Reuters/Marko Djurica

Verbesserte Abwehr : Vier Gründe, warum die ukrainische Luftwaffe so viele russische Angriffe vereitelt

Zu Beginn des Krieges hat fast jede von Russland abgefeuerte Rakete Ziele in der Ukraine getroffen. Zuletzt wurden die meisten Angriffe abgewehrt. Was hat sich verändert?

Wladimir Putin wollte auf dem Podium vor den Russen über militärische Erfolge berichten, doch viel hatte er am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“, nicht zu erzählen.

Russland schoss in der Nacht zum 9. Mai rund zwei Dutzend Raketen auf die Ukraine ab. Von insgesamt 25 Raketen konnten laut ukrainischer Luftwaffe am Dienstag 23 abgefangen werden.

Seit Beginn der Invasion in der Ukraine hat Russland 2.154 Raketen auf ukrainisches Gebiet abgefeuert. Darüber hinaus wurden 2.770 feindliche Flugzeuge im ukrainischen Luftraum registriert.

Seit letztem Donnerstag gab es fünf Angriffe in vollem Umfang, bei denen luftgestützte Marschflugkörper der Typen Kh-101, Kh-555 sowie ballistische Raketen des Typs Kh-47 Dagger eingesetzt wurden. Genauso wie iranische Shahed-136/131-Drohnen.

Insgesamt feuerten russische Bomber vom Typ Tu-95 in dieser Woche 64 Marschflugkörper vom Kaspischen Meer aus auf die zentralen, östlichen und südlichen Regionen der Ukraine. Am 4. Mai starteten sie zudem eine X-47 Dagger auf die ukrainische Hauptstadt Kiew.

Nach Angaben von Generalleutnant Nikolaj Oleshchuk, dem Kommandeur der Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte, wurde die Rakete aber vom Patriot-Raketensystem zerstört.

Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ „Patriot“.

© dpa/Axel Heimken

Der Militärexperte Roman Switan erklärt: „Kiew ist für die Russen eine symbolträchtige Stadt und sie versuchen sie zumindest in Brand zu setzen, um ihren heimischen Leuten wenigstens einen ‚positiven Sieg‘ zu zeigen.“ Doch das hat nicht geklappt.

Bei einem feindlichen Angriff auf Kiew in der Nacht vom 8. zum 9. Mai wurden ebenfalls alle 15 vom Kaspischen Meer aus abgefeuerten X-101/X-555-Marschflugkörper zerstört. Nach Angaben der Kiewer Militärverwaltung verging der Tag ohne Opfer oder ernsthafte Schäden durch herabfallende Trümmerteile.

Während in den ersten Wochen nach Kriegsbeginn fast jede von den Russen abgefeuerte Rakete ihr Ziel traf und die zivile Infrastruktur in der Ukraine zusammenbrach, hat sich das Blatt nun gewendet.

Vier Gründe, weshalb sich die ukrainische Luftabwehr verbessert hat

Beobachter stellten fest, dass die ukrainische Luftabwehr ihre Fähigkeiten deutlich verbessert hat. Der Militärexperte Oleksiy Melnyk hat die Faktoren ermittelt, die dazu beigetragen haben:

  1. Qualifikation und Ausbildung des ukrainischen Militärs, die es ihm ermöglichten, sich schnell an die neuen Bedingungen anzupassen. Ein Zeichen für die Wirksamkeit der ukrainischen Luftverteidigung war, dass Russland im Mai 2022 keine Flugzeuge mehr tief in ukrainisches Gebiet einfliegen ließ. Zu diesem Zeitpunkt lag die Wahrscheinlichkeit, ein feindliches Flugzeug abzuschießen, bei nahezu 100 Prozent.
  2. Unterstützung der Ukraine durch Partnerländer in Form von tragbaren Luftabwehrsystemen, die Ziele in einer Höhe von bis zu fünf Kilometern abschießen können. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die folgenden Systeme: NASAMS, ein norwegisch-amerikanisches mobiles Luftabwehrsystem; IRIS-T, ein deutsches Luftabwehrsystem, das auch eine für den Bodenabschuss angepasste Luft-Luft-Rakete verwendet; Aspide, ein Luftabwehrsystem italienischer Herkunft; MIM-104 PATRIOT, das primäre Luftabwehrsystem der US-Armee für Ziele in mittlerer bis großer Höhe; SAMP-T/MAMBA, das nicht nur Flugzeuge, Marschflugkörper oder Drohnen, sondern (wie PATRIOT) auch ballistische Flugkörper abschießen kann.
  3. Die Unterstützung durch westliche Ausbilder, die es den ukrainischen Streitkräften ermöglichte, schnell mit der Ausbildung und dem Einsatz von NATO-Waffen zu beginnen und sie in das gesamte Luftverteidigungssystem zu integrieren.
  4. Nachrichtendienstliche Informationen, die der Ukraine von westlichen Partnern zur Verfügung gestellt wurden. Mit den Daten, die sie über feindliche Flugzeuge und Raketenträger erhalten, können die Luftverteidiger russische Raketen aufspüren. Angesichts der hohen Fluggeschwindigkeit von Raketen und der damit verbundenen kurzen Zeitspanne zwischen Abschuss und Zerstörung des Ziels ist diese Unterstützung besonders wirksam.

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