zum Hauptinhalt
A view shows damage after what security sources said was a strike on Beirut's southern suburbs, Lebanon July 30, 2024. REUTERS/Ahmed Al-Kerdi

© REUTERS/AHMAD AL-KERDI

Vergeltung nach Angriff auf Golanhöhen: Israel meldet Tötung von hochrangigem Hisbollah-Kommandeur in Beirut

Nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen kündigte Israel Vergeltung an. Jetzt hat das israelische Militär reagiert.

Stand:

Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel im Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut einen hochrangigen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah gezielt attackiert. Das berichtete die israelische Armee. Zuvor war im Süden Beiruts eine starke Explosion zu hören. 

Laut der israelischen Armee ist der hochrangige Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah, Fuad Schukr, getötet worden. Eine Bestätigung der Hisbollah gibt es bislang nicht. 

Der Kommandeur sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams getroffenen zwölf Kinder und Jugendlichen vergangenen Samstag sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hieß es vom Militär weiter.

Fuad Schukr gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.

Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagt, seine Regierung verurteile den israelischen Beschuss auf Beirut. Der Libanon wolle deshalb eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichen. Bou Habib sagt zudem, er hoffe, dass eine Reaktion der bewaffneten libanesischen Hisbollah nicht zu einer Eskalation führen werde.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: „Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten.“

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff in Beirut. Sein Büro verbreitete jedoch wenige Minuten nach dem Angriff ein Foto, das den Regierungschef mit seinem nationalen Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und weiteren Beamten bei einer Lagebesprechung zeigt.

Eine Frau, die der drusischen Minderheit angehört, weint während eines Besuchs des israelischen Premierministers Netanjahu in der Nähe des Ortes, an dem Kinder und Jugendlichen bei einem Raketenangriff getötet wurden.

© dpa/Leo Correa

Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, Kamala Harris, sprach Israel nach dem Angriff ein Recht auf Selbstverteidigung zu. Israel habe „das Recht, sich gegen eine terroristische Organisation zu verteidigen, und genau das ist die Hisbollah“, sagte Harris am Dienstag bei einem Wahlkampfauftritt in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. „Dennoch müssen wir weiterhin an einer diplomatischen Lösung arbeiten, um diese Angriffe zu beenden, und wir werden diese Arbeit fortsetzen“, betonte Harris.

Vergeltungsschlag war erwartet worden

Nach dem tödlichen Raketenangriff mit den zwölf Todesopfern auf den Golanhöhen war ein Vergeltungsschlag Israels erwartet worden. Die israelische Regierung hatte diesen angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals.

Die Forderungen nach einer raschen Reaktion mehrten sich außerdem nach einem Raketenangriff am Dienstagnachmittag auf den Norden Israels, bei dem nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet wurde. Zuvor hatte es zudem in Ortschaften an der Grenze zum Libanon mehrfach Raketenalarm gegeben.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem „feindlichen Überfall“ im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.

Wie im TV zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: „Gott segne Nasrallah.“ Andere riefen: „Netanjahu wird den Preis dafür zahlen.“ Augenzeugen berichtete, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Demnach sei das Obergeschoss getroffen worden.

Libanesischen Medienberichten zufolge wurden bei dem Beschuss eine Frau getötet und sieben weitere Personen verletzt.

Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.

Sowohl in Israel als auch im Libanon kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zehntausende Anwohner verließen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. (dpa/AFP/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })