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„Das ist eine klare Eskalation Russlands“: Selenskyj befürchtet Einsatz von Nordkoreanern bereits am Sonntag
Etwa 12.000 Nordkoreaner sollen sich schon in Russland befinden. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Selenskyj werden nordkoreanische Soldaten in Kürze erstmals an der Front eingesetzt.
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Die ersten Einheiten des nordkoreanischen Militärs, die Pjöngjang zur Unterstützung Moskaus entsandt hat und die zuvor auf ostrussischen Truppenübungsplätzen ausgebildet wurden, sind an der Front angekommen. Sie sollen am 23. Oktober in der russischen Region Kursk gesichtet worden sein. Das teilte der militärische Nachrichtendienst der Ukraine in einem Post auf Telegram mit.
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj werden nordkoreanische Soldaten in Kürze erstmals an der Front eingesetzt. „Nachrichtendienstlichen Berichten zufolge wird Russland am 27. und 28. Oktober erstmals nordkoreanisches Militär in Kampfgebieten einsetzen“, teilte er am Freitag im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Er rief seine westlichen Verbündeten auf, darauf mit „spürbarem Druck“ auf die Regierungen in Moskau und Pjöngjang zu reagieren.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte ebenfalls am Freitag angekündigt, sein Land und Nordkorea würden zu gegebener Zeit über militärische Hilfen entscheiden. Die gegenseitige Unterstützung sei in einem bilateralen Abkommen vorgesehen. Es sei Russlands souveräne Entscheidung, diese Möglichkeit zu nutzen, betont der Präsident.
In Kursk könnten sich bald mehr als 2500 nordkoreanische Soldaten aufhalten, erklärte der Leiter des ukrainischen Zentrums für militärische Rechtsstudien, Oleksandr Musienko in einem Interview. Die Russen würden sie wahrscheinlich zur Deckung ihres Personalbedarfs in der Region einsetzen, um keine Einheiten von der Ostfront in der Ukraine abziehen zu müssen. Später könne ihre Zahl auf 10.000 erhöht werden, schätzt Musienko.
Die Norkoreaner könnten zunächst die „Verteidigung der zweiten und dritten Linie“ übernehmen, so der Militärexperte. So könnten russische Truppen näher an die Front verlegt werden, „um die Gegenoffensive zur Verdrängung der ukrainischen Truppen fortzusetzen“. Die Ukraine hatte im August eine Bodenoffensive in Kursk begonnen. Sie hält laut eigenen Angaben mehrere hundert Quadratkilometer besetzt.
Wohl insgesamt 12.000 Nordkoreaner in Russland
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes wird es mehrere Wochen dauern, die Truppen aus Nordkorea zu koordinieren, die Russland im Krieg gegen die Ukraine einsetzen will. Demnach beläuft sich die Zahl der in Russland stationierten nordkoreanischen Truppen derzeit auf etwa 12.000, darunter 500 Offiziere und drei Generäle aus Pjöngjang.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine Entsendung nordkoreanischer Truppen nicht abgestritten. „Russland hat nie daran gezweifelt, dass es der Demokratischen Volksrepublik Korea mit der Zusammenarbeit mit Russland ernst ist“, sagte Putin am Donnerstag im russischen Kasan auf Nachfrage von Journalisten. „Was wir tun, ist unsere Sache“, sagte Putin dort nach dem Brics-Gipfel bei einer Pressekonferenz.
Die EU-Staaten warnen Nordkorea vor einer direkten Beteiligung an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Mitwirken nordkoreanischer Truppen wäre ein einseitiger feindseliger Akt mit ernsthaften Konsequenzen für den Frieden und die Sicherheit in Europa und weltweit, heißt es in einer vom EU-Außenbeauftragten im Namen der 27 Länder veröffentlichten Erklärung. Westliche Staaten werten einen Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf als Eskalation des Konflikts.
Es würde demnach einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht darstellen, einschließlich der grundlegendsten Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen. (AFP, dpa, Valeriia Semeniuk, Yulia Valova)
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