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Von Ruanda bis in die USA: Frauen haben weltweit immer weniger Rechte
Trotz zahlreicher Errungenschaften werden feministische Fortschritte immer häufiger bedroht: In jedem vierten Land der Erde werden die Freiheiten von Frauen zurückgefahren. Ein Überblick.
Stand:
Vor fast 30 Jahren wurde Hillary Clinton, damalige First Lady der Vereinigten Staaten, bei der vierten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen deutlich: „Wenn es eine Botschaft gibt, die von dieser Konferenz ausgeht, dann die, dass Menschenrechte Frauenrechte sind und dass Frauenrechte Menschenrechte sind“, sagte sie im September 1995 unter tosendem Beifall in Peking.
Drei Jahrzehnte später ist Clintons Botschaft zwar zum internationalen Slogan für die Gleichstellung der Geschlechter mutiert – dass Frauenrechte auch Menschenrechte sind, hört man nicht mehr nur noch auf feministischen Demos.
Doch der diesjährige Internationale Frauentag kann vor dem Hintergrund beispielloser ideologischer Angriffe, der Aushöhlung und Umkehr hart erkämpfter Frauenrechte auf der ganzen Welt kaum gefeiert werden.
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Geht es im aktuellen Tempo weiter, wird es noch mehr als 130 Jahre dauern, ehe Frauen und Männer weltweit dieselben Chancen haben. Die Mädchen von heute laufen zudem Gefahr, weniger Rechte zu haben als ihre Mütter. Ein paar Beispiele zur Situation von Frauen in der Welt.
Afghanistan
Frauen und Mädchen sind seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 fast vollständig aus dem öffentlichen Leben verschwunden – mehr als 100 Erlasse der Radikalislamisten schließen Frauen aus.
Seit Dezember 2024 dürfen sich Frauen auch nicht mehr als Krankenschwester oder Hebamme ausbilden lassen, bereits zuvor wurde ihnen der Besuch weiterführender Schulen verboten – ein klarer Verstoß gegen das universelle Recht auf Bildung.

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All das hat verheerende Folgen: Immer mehr minderjährige Mädchen werden zwangsverheiratet, mehr als ein Drittel ist vor dem 18. Geburtstag verheiratet – Tendenz steigend.
Sudan
Seit knapp zwei Jahren kämpfen zwei Generäle um die Vorherrschaft im Sudan; mehr als 20 Millionen Menschen leiden Hunger, knapp 13 Millionen sind auf der Flucht. Es ist internationalen Organisationen zufolge die „schlimmste humanitäre Krise der Welt“, vor allem Frauen leiden darunter.
Immer wieder gibt es Berichte über ethnische Säuberungen und massenweise sexualisierte Gewalt, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zufolge wurden allein seit Anfang 2024 Hunderte Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder dokumentiert.

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Mehr als vier Millionen Frauen und Mädchen sind UN Women zufolge Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt – fast jede fünfte Sudanesin, oftmals auf der Flucht. Hunderte Frauen sollen zudem verschleppt worden und von Zwangsprostitution betroffen sein.
USA
Der von US-Präsident Donald Trump noch während seiner ersten Amtszeit mehrheitlich konservative Oberste Gerichtshof der USA schockierte im Juni 2022 die Welt – und hob das landesweite Recht auf Abtreibung auf.
Das führte einer Studie der Ohio State University zufolge zu einem sprunghaften Anstieg der Säuglingssterblichkeit, viele Kinder wurden mit Fehlbildungen geboren. Einige Bundesstaaten haben zudem sogenannte Herzschlag-Gesetze verabschiedet: Stellt die Ärztin einen Herzschlag fest, dürfen dann auch vergewaltigte oder minderjährige Personen nicht mehr abtreiben.

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Immer wieder gibt es auch Berichte über Frauen, die aufgrund der restriktiven Gesetzgebung und fehlender medizinischer Hilfe durch Komplikationen während der Schwangerschaft gestorben sind.
Doch es rührt sich Widerstand: Seit der Aufhebung von „Roe v Wade“ vor knapp drei Jahren haben sieben Bundesstaaten das Recht auf Abtreibung verfassungsrechtlich verankert.
Bangladesch
Um Frauenrechte steht es in dem südasiatischen Land nicht gut: Bangladesch hat eine der höchsten Heiratsraten minderjähriger Mädchen, laut Unicef wird fast ein Drittel der Kinder unter 15 Jahren zwangsverheiratet.
Auch Arbeiterinnen in der Textilindustrie – der wichtigsten Wirtschaftsbranche des Landes – sind einem Klima der Angst und Unterdrückung ausgesetzt.
Einem Bericht der Frauenorganisation „Bangladesh Center for Workers Solidarity“ zufolge sind mehr als 70 Prozent der Näherinnen von sexualisierter Gewalt betroffen, zudem gab es zwischen 2013 und 2023 mehr als 5500 arbeitsbedingte Todesfälle. All das für einen Armutslohn: Etwa 100 Euro verdienen Näherinnen – pro Monat.

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Ruanda
Internationale Aufmerksamkeit erreichte das zentralafrikanische Ruanda zuletzt mit seinem blutigen Feldzug im Ostkongo.
Das 14 Millionen Einwohner große Land fiel davor vor allem mit einer vergleichsweise fortschrittlichen Frauenpolitik auf. Vor zwanzig Jahren wurde eine Quotenregelung eingeführt, seitdem sind 30 Prozent aller öffentlichen Stellen für Frauen reserviert.
Besonders hoch ist der Frauenmachtanteil im Parlament: Wenige Jahre nach dem Bürgerkrieg gab es bereits 2008 mehr Frauen als Männer im Hohen Haus. Heute besetzen Frauen mehr als 63 Prozent der Parlamentssitze – Weltrekord!
Doch demokratisch gleichgestellt sind die Abgeordneten in Ruanda ohnehin nicht, Präsident Kagame regiert sein Land mit harter autoritärer Hand. Viele werfen ihm deshalb Symbolpolitik vor.
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