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US-Präsident Donald Trump

© AFP/SAUL LOEB

Wahrheit, Weltretter und Wiederwahl 2028: Das sind Trumps wichtigste Aussagen im „Atlantic“-Interview

Zuerst beschimpfte US-Präsident Trump das Magazin „The Atlantic“, weil es eine Sicherheitsaffäre im Weißen Haus ans Licht brachte – nun gab er deren Reportern ein Interview.

Stand:

Es war ein beispielloser Fall: Der engste Kreis von US-Präsident Donald Trump berät in einem Chat über einen bevorstehenden Militärschlag im Jemen – ein Journalist des Magazins „The Atlantic“ wird versehentlich in die Gruppe eingeladen, liest mit und bringt die Regierung in höchste Erklärungsnot.

Dass Trump das Magazin und dessen Chefredakteur Jeffrey Goldberg daraufhin wild beschimpfte, überraschte wenig. Vielmehr aber, dass er Goldberg und anderen Reportern von „The Atlantic“ jetzt ein ausführliches Interview gab. Er wolle sehen, ob das Magazin auch die Wahrheit berichten könne, erklärte der US-Präsident vorab in einer Ankündigung auf seiner Plattform „Truth Social“.

Die Reporter wiederum wollten darstellen, wie Trumps Verständnis von Realität und Macht aussieht. Darüber hinaus ging es auch um seine Wiederwahl 2028, die verfassungsrechtlich eigentlich unmöglich ist, den Krieg in der Ukraine und seine Zollpolitik. Hier sind die wichtigsten Aussagen im Überblick:


Chat-Affäre mit Signal-App

Der erste große Themenblock dreht sich um die Gruppenchat-Affäre, die „The Atlantic“ publik gemacht hat. Ranghohe Beamte, darunter US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, teilten ausführliche Informationen zum geplanten Ablauf der Attacken im Jemen in der Messenger-App „Signal“.

Trump streitet dies nicht ab, geht aber nicht direkt darauf ein, dass es ein Sicherheitsproblem gewesen sei. Er lobt vielmehr Journalist Goldberg dafür, dass es eine große Story in den Medien war („Sie haben es geschafft, dass es groß wurde“). Danach gefragt, ob er politische Lehren daraus ziehen würde, die er auch mit den betroffenen Personen, Verteidigungsminister Pete Hegseth oder Sicherheitsberater Mike Waltz besprochen hätte, sagt er nur: „Ich denke, wir haben gelernt: Vielleicht sollte man Signal einfach nicht benutzen, okay?“

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth

© dpa/KIYOSHI OTA

Hegseth, der im Zentrum des Skandals steht, verteidigt er als talentiert und „unter Druck stehend“. Er habe mit ihm gesprochen und glaube, dass sich dieser wieder fängt, so Trump. Auf die Frage, ob er seinen Posten länger behalten würde als Waltz, lässt er sich nicht ein. Er sagt nur so viel: „Er war gerade hier im Büro. Ihm geht’s gut.“

Trump versucht dann abzulenken, indem er auf frühere Verteidigungsminister verweist, insbesondere auf das angebliche „Verschwinden“ eines Ministers und das „Desaster“ beim Abzug aus Afghanistan.


Comeback und Verhältnis zur Macht

Seine zweite Präsidentschaft sieht er nicht als klassisches Comeback. Er sei nie wirklich „weg“ gewesen, sondern habe einfach weitergemacht. Er habe auch nie daran gezweifelt, dass er gewinnen könnte („Ich dachte, vielleicht würde ich es nicht tun, aber ich dachte, wenn ich es doch tun würde, würde ich gewinnen“).

Er habe auch nie daran gezweifelt, dass er gewinnen könne, wenn er sich wieder aufstellen wolle. Nach autoritären Zügen seiner Macht gefragt, begibt sich Trump umgehend selbst in die Opferrolle: Er sei selbst das größte Opfer von Machtmissbrauch – durch das FBI, das Justizsystem und politische Gegner.

Seine zweite Amtszeit bezeichnet er im Vergleich zu ersten als „viel mächtiger“. Er habe zuerst damals ums politische Überleben und um das Land gekämpft. Jetzt kämpfe er dafür, die Welt zu retten – und das Land zu retten.

Ein Unterstützer von Donald Trump hält in der Wahlnacht eine Fahne in der Nähe des Weißen Hauses in Washington.

© IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Bryan Dozier

Als Goldberg sagt, Trump habe zweimal die Wahl gewonnen, korrigiert er ihn: „Dreimal.“ Trump besteht weiter darauf, dass er auch 2020 der legitime Sieger war, obwohl es dafür keine Beweise gibt und sämtliche offiziellen Prüfungen und Gerichtsverfahren das Gegenteil belegt haben.

Golberg weist ihn darauf hin, dass dies viele Menschen aber nicht glauben. Er fragt Trump, worum es ihm eigentlich gehe: Rache oder nach vorne schauen? Trump weicht aus und wiederholt ohne Beweise die Behauptung, die Wahl sei manipuliert gewesen.

Auch in einem späteren Teil des Interviews, wo es um die Erschaffung von Realität geht, behauptet er erneut: „Ich glaube, die Mehrheit der Republikaner denkt, dass ich 2020 gewonnen habe. Und ich denke nicht, dass das nur an dem liegt, was ich gesagt habe. Die Leute haben ihre eigenen Augen, ihren eigenen Verstand – und sie sind ziemlich klug.“

Was seine Anhänger betrifft, betont der US-Präsident, dass sie seinetwegen bereit seien, gegen frühere Gegner vorzugehen. Trump selbst will sich laut eigener Aussage „nicht an Leuten rächen“. Aber er lässt erkennen, dass andere in seiner Regierung sehr wohl in diese Richtung denken – und möglicherweise handeln würden.


Realität, Rechtsstaat und Abschiebungen

Im Interview geht es viel um Trumps Behauptung, die Wahl 2020 sei ihm gestohlen worden. Abseits davon wollen die Journalisten generell von seinem Verständnis von Realität wissen. Ihnen komme es so vor, als würde er Realität „erschaffen“, indem er Dinge einfach sage. Trump dazu: „Ich würde sagen, das ist die Realität. Ich erfinde nichts – zumindest nicht in dem Fall. Vielleicht in anderen Bereichen, aber nicht da.“

Dann kommt er wieder auf seine Anhängerschaft zu sprechen, die seine Aussagen unterstützen und „lieben“: Er nennt unter anderem die Kriminalitätsbekämpfung, Handelsprotektionismus, niedrige Steuern.

Beim Thema Justiz gibt er vor, dass er sich auf das System verlasse, auch wenn er Entscheidungen manchmal für „unfair“ halte. Er lässt tiefe Skepsis durchblicken, wenn er etwa behauptet, manche Richter würden selbst eindeutige Fälle „brutal verlieren“ lassen.

Was Abschiebungen betrifft, unterscheidet Trump zwischen Menschen, die „legal“ oder „illegal“ im Land sind. Für Letztere scheint er rechtsstaatliche Garantien nur eingeschränkt gelten zu lassen. US-Bürger, die ein Verbrechen begehen würden, hätten nur dann Aussicht auf ein Verfahren, wenn sie „legal“ im Land wären.

Auf mögliche Fehler bei Abschiebungen angesprochen, wenn etwa eine falsche Person erwischt werden würde, meint er nur, dass nichts auf der Welt perfekt sei. Dann lenkt er wieder ab, wirft ein, dass seine Vorgänger Bill Clinton und George W. Bush angeblich auch nicht für Abschiebungen kritisiert worden seien.

Die Verlegung von Straftätern (auch US-Bürger) in ausländische Gefängnisse sei für ihn generell eine Option („Das wäre billiger“) – wenn es legal wäre. Er habe aber noch keine endgültige juristische Antwort darauf erhalten.


Mögliche dritte Amtszeit 2028

Obwohl es die amerikanische Verfassung nicht erlaubt, liebäugelt Trump immer wieder mit einer dritten Amtszeit. In seinem Online-Shop verkauft er sogar Baseballkappen mit der Aufschrift „Trump 2028“. Im Interview schließt er eine erneute Kandidatur ebenfalls nicht dezidiert aus: Er betont zweimal, dass es nichts sei, was er derzeit anstrebe. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass viele seiner Anhänger ihn dazu auffordern. Danach gefragt, ob er sich für diese Option juristisch beraten hat, lassen meint er nur schlicht: „Nein“.

Einer der Reporter spricht Trump darauf an, dass es ein Bruch wäre, woraufhin Trump ihn wissen lässt, dass das seine Intention sein könnte („Vielleicht versuche ich einfach, Normen zu durchbrechen“).

Etwas wirr wird es beim Thema Umfragen: Trump behauptet, dass die Leute sehr zufrieden mit dieser Präsidentschaft seien und er großartige Umfragen hatte – abgesehen von Fox News (der Sender gilt allerdings als trumpfreundlich, Anm. d. Red.). Der Präsident selbst sieht es so: „Fox gibt mir nie gute Umfragen. Aber sogar bei Fox habe ich gute Werte, obwohl sie es nie zeigen.“ 

Er verweist auf Medienunternehmer und Fox-News-Gründer Rupert Murdoch: „Aber, wissen Sie, ich habe heute etwas geschrieben, ich habe gesagt: ‚Rupert Murdoch hat mir jahrelang gesagt, dass er seine Umfrageexperten loswerden wird,‘ aber sie haben es nie getan – sie haben mich nie richtig behandelt, die Leute bei Fox. Aber ich hatte großartige Umfragen, auch bei Fox.“


Zollpolitik und Kanada

Trump verteidigt die Anwendung von Zöllen auf verschiedene Waren und verwendet dafür seine bekannte Erzählung: Er betrachtet sie als ein Mittel, um die USA „vor unfairen Handelspraktiken anderer Nationen zu schützen“. Trump bezieht sich dabei auf historische Zölle als Grundlage für den Erfolg des Landes in der Vergangenheit („Unser Land war am erfolgreichsten von 1870 bis 1913. Und es waren alles Zölle“).

Auf die kursierende „Trump Put“-Theorie angesprochen, wonach er seine Zollpolitik noch ändern würde, wenn die USA auf eine Rezession zusteuern, regiert er ablehnend: Er würde die Zölle oder Handelsstrategien nicht ändern, um die Märkte zu stützen. Er betont, dass er diese Maßnahmen als langfristige Strategie gegen die Ausbeutung durch andere Länder sieht und nicht als kurzfristige Marktreaktion.

Mit Blick auf Kanada lässt Trump mehreren provokante Aussagen von sich: Das Land sei wirtschaftlich stark von den USA abhängig. Er schlägt halb ernst vor, es zum 51. US-Bundesstaat zu machen („Ich denke, das wäre großartig“) und bezeichnet die kanadische Eishockey-Legende Wayne Gretzky als „guten Freund“. Gretzky wird für seine Trump-Nähe im Land von einigen als Verräter gesehen. Trump reagiert darauf so: „Ich will seinen Ruf in Kanada nicht ruinieren. Ich sagte: ‘Tu einfach so, als würdest du mich nicht kennen.’“


Ukrainekrieg, Selenskyj und Putin

Trump macht im Interview deutlich, dass er zwischen der Ukraine und der Person Wolodymyr Selenskyj unterscheide, mit dem er ein Problem habe. Er spricht von möglicher Unterstützung für das Land, kritisiert aber erneut das Verhalten des ukrainischen Präsidenten. Auf das Treffen im Weißen Haus angesprochen, wo er ihn vor laufender Kamera attackierte, wirft er ihm erneut Undankbarkeit vor. („Alles, was er tun musste, war still zu sein. Er hatte seinen Punkt schon gemacht. Aber stattdessen forderte er weiter Sicherheitsgarantien“).

US-Präsident Trump (r) traf den ukrainischen Präsidenten Selenskyj Anfang März im Oval Office des Weißen Hauses und führte ihn öffentlich vor.

© dpa/Mystyslav Chernov

An diesem Punkt empört er sich erneut über Europa, das aus seiner Sicht viel weniger finanzielle Unterstützung als die USA aufgeboten hätte.

Um die territoriale Integrität der Ukraine zu sichern, brauche es aus Trumps Sicht „keine Waffen im klassischen Sinn“. Es gebe viele Arten von „Waffen“ – Sanktionen, finanzielle Maßnahmen, Banken.

Generell versuchte er aber, das Thema von sich zu weisen („Das ist Bidens Krieg. Ich will nicht damit belastet werden“). Trump behauptete zudem erneut, der Krieg wäre unter seiner Führung nie passiert.

Auf seine Aussage „Wladimir, STOPP!“ angesprochen, wird deutlich, dass er es für möglich hält, Putin zu beeinflussen. Auf die Frage, was aber wäre, wenn der russische Präsident weiter militärische Erfolge erziele, meint Trump nur: „Könnte passieren.“

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