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Was über die Attentäter von Sydney bekannt ist: Der Mutter sagten sie, sie würden angeln gehen
Vater und Sohn sollen für den antisemitischen Anschlag von Sydney verantwortlich sein. Es mehren sich Hinweise, dass sie der Terrororganisation IS nahestanden. Im November reisten beide einen Monat auf die Philippinen.
Stand:
Zwei Tage nach dem Anschlag auf das jüdische Chanukka-Fest im australischen Sydney kommen immer mehr Informationen über die beiden mutmaßlichen Angreifer ans Licht. Bei dem antisemitischen Terroranschlag waren am Sonntag mindestens 15 Menschen getötet und 40 verletzt worden. Bei den Tätern soll es sich um den 50-jährigen Sajid Akram und seinen 24-jährigen Sohn Naveed Akram handeln.
Sie waren nach Darstellung des australischen Premierministers Anthony Albanese anscheinend von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beeinflusst. „Es scheint, dass (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war“, sagte Albanese dem Radiosender ABC Sydney.
Angreifer vom Bondi Beach sollen ausgebildet worden sein
Die Angreifer, Vater und Sohn, hätten kurz zuvor im vergangenen Monat eine „militärähnliche Ausbildung“ auf den Philippinen erhalten, berichtete zudem der Fernsehsender ABC unter Berufung auf Quellen der Sicherheitsbehörden. Die Reise selbst wurde vom Polizeichef des Bundesstaates New South Wales, Mal Lanyon, bestätigt, die Hintergründe würden weiterhin untersucht.
Laut phillippinischen Behörden hielten sich die Akrams im November vier Wochen im Inselstaat auf. Neben der Hauptstadt Manila besuchten sich auch die südliche Insel Mindanao, auf der seit Jahren unter anderem die islamistische Gruppierung Abu Sayyaf wütet. Sie gilt auch als Hotspot des ostasiatischen Ablegers des IS.
In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich laut Lanyon mehrere Sprengsätze und zwei selbstgemachte IS-Flaggen.
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Der 50-jährige Vater wurde von Einsatzkräften am Tatort erschossen. Sein 24-jähriger Sohn wurde angeschossen und festgenommen – er liegt nach wie vor mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, soll Berichten zufolge inzwischen aber außer Lebensgefahr und aus dem Koma erwacht sein.
Vater war seit 1998 in Australien und Mitglied im Schießverein
Der Vater ist Medienberichten zufolge 1998 mit einem Studentenvisum nach Australien eingereist und besaß inzwischen eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligung. Unklar ist dabei, ob er ursprünglich aus Indien oder Pakistan stammte. Erste Medienberichte sprachen von Wurzeln im mehrheitlich muslimischen Pakistan, die philippinischen Behörden gaben aber an, Akram sei mit einem indischen Pass gereist. Er war offenbar Besitzer eines Obstladens. Polizeiangaben zufolge war er im legalen Besitz mehrerer Waffen und einer Schießlizenz und Mitglied in einem Schießverein. Alle sechs Waffen wurden sichergestellt, teilte die Polizei mit.
Sein Sohn Naveed soll in Australien zur Welt gekommen sein und die australische Staatsbürgerschaft besitzen. Bis vor wenigen Monaten arbeitete er offenbar als Maurer, habe aber gekündigt, berichtet der „Guardian“.
Naveed Akram war der Polizei und den Sicherheitsbehörden des Bundesstaates New South Wales bekannt, wie Australiens Premierminister Anthony Albanese bestätigte. Im Oktober 2019 geriet er ins Visier des Inlandsgeheimdienstes Asio und wurde damals sechs Monate lang beobachtet. Offenbar ging es dabei um seine Verbindung zu Personen aus dem islamistischen Milieu.
Womöglich jahrelang bewusst bedeckt gehalten
Er sei „aufgrund seiner Verbindungen zu anderen Personen überprüft“ worden, erklärte Albanese. Konkret handelte es sich offenbar um Isaac El Matari, der 2021 wegen Anschlagsplanungen für sieben Jahre in Haft kam. Dabei sei festgestellt worden, „dass es keine Anzeichen für eine anhaltende Gefahr oder die Gefahr von Gewalttaten seinerseits gab“.
Auch Mike Burgess, Direktor des Asio, rechtfertigte auf einer Pressekonferenz, dass der mutmaßliche Attentäter zuletzt offenbar aus dem Visier des Geheimdienstes geraten war. Der Vorfall von vor sechs Jahren habe nicht automatisch eine Hochstufung von Naveed in die höchste nationale Gefahrenstufe nach sich gezogen. Ein namentlich nicht genannter Beamter vermutet gegenüber australischen Medien, dass sich der spätere Attentäter in den vergangenen Jahren bewusst bedeckt gehalten und sich unauffällig verhalten habe, um unerkannt von den Behörden den Anschlag vom Sonntag vorzubereiten.
Nicht jeder, der den Koran rezitiert, versteht ihn auch oder lebt nach seinen Lehren
Adam Ismail, Gründer des Al-Murad-Instituts in Sydney
Naveed soll 2020 am Al-Murad-Institut im Westen Sydneys ein Koranstudium abgeschlossen haben. Sein damaliger Lehrer verurteilte den Anschlag gegenüber ABC News. Dieser stehe im Widerspruch zur Friedensbotschaft des Islams. „Was sich gestern in Bondi abgespielt hat, ist im Islam völlig verboten. Nicht jeder, der den Koran rezitiert, versteht ihn auch oder lebt nach seinen Lehren, und leider scheint das hier der Fall zu sein“, sagte der Gründer des Instituts, Adam Ismail.
Mutter berichtet von letztem Kontakt am Tag des Anschlages
Ihren Familienmitgliedern sollen die beiden Männer vor dem Anschlag erzählt haben, sie würden zum Angeln an die Südküste Australiens fahren, schreibt unter anderem der „Sydney Morning Herald“.
Naveeds Mutter, Verena Akram, sagte australischen Medien, ihr Sohn habe die Familie letztmals am Sonntagmorgen kontaktiert. „Er rief mich an und sagte: ,Mama, ich war gerade schwimmen. Ich war tauchen. Wir gehen jetzt etwas essen, und danach bleiben wir zu Hause, weil es sehr heiß ist heute‘“, sagte die Mutter. Ihr Sohn habe ihr erzählt, sie befänden sich in Jervis Bay, etwa zweieinhalb Autofahrstunden südlich von Sydney.
Die Mutter sagte weiter, dass sie ihren Sohn auf den TV-Aufnahmen des Anschlages nicht identifizieren konnte. Sie beteuerte, dass sie nicht glaube, dass er in die Gewalttat oder in einen extremistischen Anschlag involviert sei. „Er besitzt keine Waffe. Er geht nie aus. Er trifft sich nie mit Freunden. Er trinkt nicht, er raucht nicht, er geht nicht an ,schlimme’ Orte. Er arbeitet, kommt danach nach Hause und lernt. Mehr tut er nicht“, wird die Mutter zitiert. „Jeder würde sich wünschen, einen Sohn wie meinen zu haben. Er ist ein guter Junge.“

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Die Mutter berichtete weiter, ihr Sohn, der die Cabramatta High School besucht haben soll, sei nicht besonders kontaktfreudig gewesen und habe auch nicht viel Zeit online verbracht. Sie sagte, er habe gerne geangelt, sei tauchen gegangen, geschwommen und habe gerne Sport getrieben. Eine Nachbarin der Familie bestätigt, dass sich Sohn und Vater eher ruhig und unauffällig verhalten haben. „Sie sagten nie Hallo oder sonst was. Wir dachten, das seien ganz normale Menschen“, erzählte die Frau ABC News.
Außer Naveed haben die Akrams noch eine 22-jährige Tochter und einen 20-jährigen Sohn. Alle fünf lebten bisher in einem Haus in einem Vorort von Sydney namens Bonnyrigg, das die Eltern 2024 gekauft hatten. Verena Akram ist Hausfrau und kümmert sich auch um ihre ältere Mutter, die in der Nähe wohnt.
Das Haus wurde noch am Sonntagabend von der Polizei durchsucht. Der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, wurde in australischen Medien zitiert, dass dabei nichts gefunden worden sei, „was darauf hindeuten würde, dass einer der beiden Männer, die an dem gestrigen Angriff beteiligt waren, diesen geplant hätte“. (mit dpa)
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