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Wegen anhaltender Kämpfe: Bundeswehr muss Rettungsmission im Sudan abbrechen
Die Kämpfe im Sudan nehmen kein Ende. Die Evakuierungsaktion der Bundeswehr für deutsche Staatsbürger wurde abgebrochen. Ein Mitarbeiter der EU-Kommission wurde angeschossen.
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Die Bundesregierung hat eine Evakuierung deutscher Staatsbürger mit Bundeswehrmaschinen aus dem Sudan wegen der Sicherheitslage in dem Land zunächst abgebrochen. Ein Plan für den Einsatz der Luftwaffe dazu wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch wegen der unsicheren Lage in der umkämpften Hauptstadt Khartum gestoppt.
Die Bundesregierung verurteilte die Kämpfe im Sudan und zeigte sich „entsetzt über das Ausmaß der Gewalt“. Im Vordergrund stehe der Schutz von Menschenleben und eine Deeskalation der Lage, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin.
Wichtig sei, dass sich die Konfliktparteien auf eine sofortige Waffenruhe einigten und diese auch einhielten. Die Flugzeuge für eine Evakuierung waren am Mittwoch vor 05.00 Uhr in Wunstorf (Niedersachsen) gestartet.
Drei Militärtransporter vom Typ A400M hätten dutzende deutsche Diplomaten, Bundespolizisten, Entwicklungshelfer und andere deutsche Staatsbürger ausfliegen sollen, berichtete der „Spiegel“. Die A400M seien dazu am frühen Mittwochmorgen in Richtung Sudan geschickt worden. Sie hätten zunächst einen Tankstopp in Griechenland eingelegt.
Wegen der anhaltenden Kämpfe hätten die Planer der Bundeswehr und der Krisenstab im Auswärtigen Amt (AA) aber entschieden, die Evakuierungsmission abzubrechen, hieß es weiter.
Krisenstab diskutiert weitere Optionen
Die Aufnahme der deutschen Staatsbürger hätte auf dem umkämpften Flughafen Khartum erfolgen sollen, die Rückkehr dann über den von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak in Jordanien. Am Mittwochnachmittag waren die Maschinen der Bundeswehr aber wieder auf dem Rückweg nach Deutschland.
Im Krisenstab des Auswärtigen Amtes würden derzeit alle Optionen diskutiert, sagte eine Sprecherin in Berlin. Den „Spiegel“-Bericht, wollte sie nicht weiter kommentieren. Es halte sich derzeit eine Zahl von Deutschen im dreistelligen Bereich im Sudan auf.
Aus Portugal sollen es 16 Personen sein. Die Sprecherin räumte ein, dass die Bundesregierung von der Intensität der Kämpfe zwischen dem regierenden Militärrat und den rivalisierenden Paramilitärs RSF überrascht worden sei.
Scholz bringt Evakuierung anderer EU-Ausländer ins Spiel
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Lage im Sudan als „schwierige, bedrohliche Situation“ . Bei einem Besuch in Lissabon am Mittwoch ging er auf Nachfrage nicht direkt auf mögliche Evakuierungsversuche ein.
Er sagte aber, der plötzliche Ausbruch der Kämpfe sei nicht nur für die Sudanesen, sondern auch für Bürger anderer Länder eine Gefahr. „Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, die Möglichkeit der Ausreise mit im Kopf zu haben“, sagte er. „Wenn wir etwas machen, werden wir das nicht nur auf uns selbst beziehen“, fügte er auf die Frage hinzu, ob Deutschland dann auch Bürger aus anderen EU-Staaten evakuiere.
Auch andere Nationen, die auf eine kurze Feuerpause am Mittwoch zur Rettung ihrer Staatsbürger gehofft hatten, hätten ihre Operationen abgebrochen, hieß es laut „Spiegel“ in Sicherheitskreisen. Das Bundesverteidigungsministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu den Angaben äußern.
In dem nordostafrikanischen Land liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz seit Samstag erbitterte Kämpfe. Nach UN-Angaben sind bisher mindestens 185 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher liegen.
Ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission wurde zur Zielscheibe
Nun wurde im Machtkampf ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission angeschossen. Das bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin der Behörde. Demnach handelt es sich um den Leiter des Büros der Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) in der Hauptstadt Khartum. Er ist Belgier und arbeitet seit 2019 dort in dieser Funktion.
Angaben zu den Umständen des Vorfalls und zur Schwere der Verletzung machte die Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht. Sie wollte auch nichts zu seinem aktuellen Aufenthaltsort sagen. Die „New York Times“ berichtete, der Mann sei schwer verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Er soll in der Nacht von Sonntag auf Montag verschwunden und dann erst am Dienstag von Kollegen gefunden worden sein. (dpa, AFP)
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