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15.04.2018, Nordkorea, Pjöngjang: Nordkoreanische Soldaten besuchen die Statuen von Kim Il Sung (l) und Kim Jong Il am Großmonument Mansudae anlässlich des 106. Geburtstages von Kim Il Sung.

© dpa/-

„Werden im November kampfbereit sein“: Schickt Russland bald 12.000 nordkoreanische Soldaten in die Ukraine?

Es mehren sich die Berichte, dass Nordkorea die russische Invasion in der Ukraine mit Soldaten unterstützen wird. Experte Andreas Umland hält das Szenario für wahrscheinlich.

Stand:

Im Sommer scheute der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un keine Kosten und Mühen, um einen für ihn wichtigen Mann zu empfangen: den russischen Machthaber Wladimir Putin. Es war der erste Besuch Putins in Nordkorea seit 24 Jahren und ein deutlich sichtbares Zeichen der Annäherung – die offensichtlich auch Konsequenzen für die überfallene Ukraine hat.

Nordkorea liefert in großem Umfang Munition und Raketen für den Angriffskrieg. Das international weitestgehend isolierte Land darf im Gegenzug auf wirtschaftliche Hilfe Moskaus hoffen. Doch wie weit reicht Nordkoreas Involvierung in den Krieg?

Im Anschluss an entsprechende Medienberichte warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj diese Woche vor Journalisten in Brüssel, dass sich 10.000 nordkoreanische Soldaten bereits auf ihren Einsatz vorbereiten würden. Der „Financial Times“ zufolge sprach er vom „ersten Schritt in einen Weltkrieg“. Der Leiter eines ukrainischen Geheimdienstes will nun sogar schon ein Datum kennen.

Budanow: Nordkoreas Soldaten nutzen Russlands Ausrüstung

Sie werden am 1. November kampfbereit sein“, sagte Kyrylo Budanow dem Nachrichtenportal „The Warzone“, das auf Militärthemen spezialisiert ist. Budanow sprach von fast 11.000 nordkoreanischen Soldaten, die sich im Osten Russlands darauf vorbereiten würden, Putins Invasion zu unterstützen.

Eine südkoreanische Nachrichtenagentur berichtet unter Berufung auf den Geheimdienst des Landes von sogar 12.000 Soldaten, die an die Front geschickt werden sollen. Darunter seien auch Spezialeinheiten, der Einsatz der Truppen habe bereits begonnen. 1500 Männer seien nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes nach Russland verlegt worden.

Zwar habe man noch nicht das komplette Bild der Lage, so der ukrainische Geheimdienst-Chef Budanow. Allerdings werden die nordkoreanischen Soldaten ihm zufolge russische Ausrüstung und Munition benutzen.

Experte Umland sieht „keinen prinzipiellen Politikwechsel“

2600 Männer sollen in die russische Region Kursk geschickt werden, wo die Ukraine nach schnellen Eroberungen im August inzwischen offenbar wieder auf dem Rückzug ist. Die Hälfte des eroberten Gebietes sei inzwischen wieder an Russland verloren gegangen, hieß es jüngst. Womöglich beschleunigen die Nordkoreaner bald die ukrainische Niederlage auf russischem Territorium. Unklar sei jedoch, wohin die restlichen Soldaten aus dem mehr als 10.000 Mann starken Pool gehen. 

Die Behauptungen zu Nordkoreas Soldaten, ob aus der Ukraine oder Südkorea, konnten bisher nicht unabhängig bestätigt werden. Auch die Nato hatte – Stand Freitagnachmittag – keine Bestätigung. Man bemühe sich um Beweise, teilte Generalsekretär Mark Rutte mit. Ebenso unbestätigt bleiben frühere Berichte, wonach bereits nordkoreanische Soldaten in der Ukraine getötet worden sein sollen.

Osteuropaexperte Andreas Umland hält die Rekrutierung und Entsendung von nordkoreanischen Truppen jedoch für wahrscheinlich. Er verweist gegenüber dem Tagesspiegel auf die bekannten Personalprobleme der russischen Armee. „Eine Verwendung von Wehrdienstleistenden an der Front ist unpopulär und die Mobilisierung von Reservisten ist für die russische Wirtschaft problematisch“, so Umland, der für das Stockholmer Zentrum für Osteuropastudien arbeitet.

Schon heute gebe es Söldner in den russischen Streitkräften an der Front. Daher wäre es „kein prinzipieller Politikwechsel“, wenn nun Soldaten aus Nordkorea eingesetzt werden. Auch Nordkorea hätte Vorteile. Die neue Partnerschaft mit Russland ist demnach „eine neue Lebensader und Möglichkeit, die eigenen Streitkräfte zu modernisieren“. (mit dpa und AFP)

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