zum Hauptinhalt
Ein Demonstrant hält eine russische Flagge mit dem Emblem Russlands in Bangui am 22. März 2023 während einer Demonstration zur Unterstützung der Präsenz Russlands und Chinas in der Zentralafrikanischen Republik.

© AFP/BARBARA DEBOUT

Um „neue kremltreue Eliten zu formen“: Wie Russland in Afrika das Narrativ vom „ukrainischen Terroristen“ verbreitet

Moskau intensiviert seine Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten im Bildungssektor. Bereits vor Wochen brachte der Kreml Propaganda über ukranische „Terroristen“ in der Sahelzone in Umlauf.

Stand:

Russland schafft in Afrika offenbar neue Bildungs-, Jugend- und Sportprogramme, um seine Präsenz auf dem Kontinent zu stärken und eine neue Generation loyaler Führungskräfte auszubilden. Das berichtete der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andriy Yussow, via Telegram

Demnach nutze Russland „afrikanische Bildung und Sport zunehmend als Instrumente hybrider Einflussnahme, um eine neue Generation kremltreuer Eliten in Politik und Verwaltung zu formen“, warnte Yussow in dem Telegram-Beitrag. Dem ukrainischen Militärgeheimdienst zufolge soll Moskau jüngst in Afrika Männer rekrutiert haben, um sie im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen.

Moskau stelle afrikanischen Studenten an russischen Universitäten gesonderte Budgets zur Verfügung und achte auf eine strikte Quotenerfüllung, heißt es weiter. Die wichtigsten Ausbildungsbereiche seien demnach Landwirtschaft, Ingenieurwesen, Pädagogik und Medizin.

Der Kreml will das russische Narrativ langfristig in den Bildungssystemen afrikanischer Länder verankern.

Andriy Yussow, Militärgeheimdienst Ukraine

Weiterhin sollen an führenden afrikanischen Universitäten Russischkurse und Weiterbildungsprogramme für Lehrkräfte angeboten werden, berichtet der Ukrainer. Sämtliche Bildungsprogramme sollen demnach den russischen Standards entsprechend durchgeführt werden. 

Moskau will russisches Narrativ in Afrika verbreiten

„Der Kreml beabsichtigt damit, das russische Narrativ langfristig in den Bildungssystemen afrikanischer Länder zu verankern“, mutmaßt Yussow. Mit welchen afrikanischen Staaten Moskau die Zusammenarbeit im Bildungssektor anstrebt, ließ der Militärgeheimdienstsprecher allerdings offen.

Moskau nutzte in der Vergangenheit auf internationalen Bühnen bereits verschiedene Formate, um die Ukraine zu diskreditieren und als internationale Bedrohung darzustellen. Auf Russlands 13. internationalen Treffen hochrangiger Sicherheitsbeauftragter, das Ende Mai in Moskau stattfand, zeigte der Kreml eine Fotoausstellung. Die Bilder wurden als fiktive „Beweise für den ukrainischen Nationalsozialismus“ präsentiert.

Das ukrainische „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformationen“ berichtete später via Telegram, dass dort Fotos von angeblichen Verbrechen der Ukraine an der Zivilbevölkerung ausgestellt wurden.

Die Abteilungsleiterin für Afrika-Partnerschaften am russischen Außenministerium, Tatjana Dovgalenko, verbreitete demnach im Rahmen der Ausstellung anti-ukrainische Propaganda und Desinformationen, berichtete das Desinformationszentrum. Sie habe gesagt, Kiew habe in der Sahelzone Kämpfer für den Krieg gegen Russland ausgebildet und vom Westen gelieferte Waffen seien den ukrainischen „Terroristen in Afrika in die Hände gefallen“.

Es ist längst bekannt, dass vom Westen an die Ukraine gelieferte Waffen den Terroristen in Afrika in die Hände gefallen sind.

Tatjana Dovgalenko

Der burkinische Ableger der russischen Nachrichtenseite „Pravda“ berichtete Ende Mai, dass Dovgalenko einen weiteren Ausbau der russisch-afrikanischen Beziehungen anstrebe. „Wir kehren nach Schließung unserer Botschaften in den 1990er Jahren zurück und bauen unsere diplomatische Präsenz auf dem Kontinent aus“, sagte die russische Politikerin. Die „Rückkehr Russlands nach Afrika“ entspreche demnach mit einem „zweiten Erwachen“ des Kontinents.

Von der Ukraine könnten afrikanische Länder hingegen nur Terror und Gewalt erwarten. „Das Kiewer Regime untergräbt den Frieden und die Sicherheit auf dem Kontinent, indem es mit Terrorgruppen in den Sahel-Ländern zusammenarbeitet. Das geschieht vor allem durch die Ausbildung von Militanten“, so Dovgalenko.

Afrikanische Konfliktregionen suchen zunehmend bei Russland Hilfe

Erst im Juni berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press (AP), dass Russland seine militärische Präsenz in Afrika weiter ausbaut. Unter Umgehung westlicher Sanktionen transportiere Moskau Panzer, Militärfahrzeuge, Artillerie und andere hochwertige Ausrüstung via Frachtschiffen in Konfliktgebiete südlich der Sahara und nach Westafrika, berichtete die AP und berief sich dabei auf Auswertungen von Satellitenbildern und über dem Meer abgefangenen Funksignalen.

Die Haubitzen, Funkstörgeräte und Militärausrüstungen sollen unter anderem an Russlands Afrikakorps geliefert worden sein. Die Militäreinheit, die enge Verbindungen zu einem geheimen Zweig der russischen Armee unterhält, verzeichnet derzeit einen regen Zuwachs – um so mehr, seit sich US-amerikanische und europäische Truppen aus einigen der Konfliktregion zurückgezogen. AP berichtet außerdem, dass sich vor allem afrikanische Staaten südlich der Sahara in akuten Sicherheitsfragen zunehmend an Russland und seinen Afrikakorps wenden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })