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Papst Franziskus ist auf dem Weg der Besserung.

© dpa/Oliver Weiken

„Wir dachten, wir schaffen es nicht“: Papst Franziskus war dem Tod näher als bisher bekannt

Der Pontifex war schwer erkrankt, das war klar – wie schlimm es wirklich war, berichtet nun sein Arzt. Demnach wurde gar erwogen, die Behandlung zu beenden. Aber ein Pfleger intervenierte.

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Der Papst ist wieder im Vatikan. Franziskus erhält offiziellen Angaben zufolge nach seiner Entlassung aus der Klinik zwar weiter große Mengen Sauerstoff und Medikamente, ist aber auf dem Weg der Besserung. Seit Sonntag befindet er sich in einer ärztlich angeordneten zweimonatigen Rekonvaleszenz.

Zuvor wurde er 38 Tage lang in der römischen Gemelli-Klinik wegen einer komplizierten und zeitweise lebensbedrohlichen Atemwegserkrankung behandelt. Wie ernst der Zustand des 88-Jährigen wirklich war, machte nun der Chef des Ärzteteams deutlich.

Demnach ist das Oberhaupt der katholischen Kirche während seines Krankenhausaufenthaltes nur knapp dem Tod entgangen. „Es war schrecklich, wir dachten wirklich, wir schaffen es nicht“, sagte Sergio Alfieri der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ am Dienstag. Alfieri nahm dabei Bezug auf eine schwere Atemkrise, die das Kirchenoberhaupt am 28. Februar, zwei Wochen nach seiner Einlieferung in die Klinik, erlitten hatte.

Diese Nacht war schrecklich, er wusste wie wir, dass er die Nacht vielleicht nicht überleben würde.

Sergio Alfieri, Chef des Ärzteteams

Der Papst habe keine Luft mehr bekommen. „Das war das Schlimmste. Zum ersten Mal sah ich Tränen in den Augen der Menschen, die ihn behandelten. (...) Wir waren uns bewusst, dass seine Lage sich weiter verschlechtert hatte und dass die Gefahr bestand, dass er es nicht schaffen würde“, sagte Alfieri.

An diesem Punkt „mussten wir entscheiden, ob wir aufhören, oder ob wir weiterkämpfen und versuchen, alle Medikamente und alle zur Verfügung stehenden Therapien einzusetzen, auf die Gefahr hin, weitere Organe zu schädigen. Und am Ende haben wir uns genau dafür entschieden.“

Papst Franziskus, der immer bei Bewusstsein gewesen sei, habe seinem Pfleger Massimiliano Strappetti alle medizinischen Entscheidungen überlassen. Dieser habe die Ärzte aufgefordert, alles zu versuchen, um sein Leben zu retten, schilderte Alfieri. „Geben Sie nicht auf“, habe Strapetti gesagt. „Und niemand hat aufgegeben“, berichtete der Arzt.

Auf die Frage, ob Franziskus verstanden habe, dass er vielleicht nicht überleben werde, sagte der Arzt: „Ja, auch weil er immer wachsam war. Selbst als sich sein Zustand verschlimmerte, war er bei vollem Bewusstsein. Diese Nacht war schrecklich, er wusste wie wir, dass er die Nacht vielleicht nicht überleben würde. Wir sahen den Mann mit Schmerzen. Aber vom ersten Tag an bat er uns, ihm die Wahrheit zu sagen, und er wollte, dass wir die Wahrheit über seinen Zustand sagen“.

Zum Zeitpunkt der zweiten Krise, als der Papst beinahe an Erbrochenem erstickt wäre, sei beim Krankheitsverlauf das Schlimmste schon vorbei gewesen. Dennoch war Alfieri zufolge auch dieser Moment lebensbedrohlich. Der Papst habe auch gewusst, dass viele glaubten, er sei tot. „Ja, er war immer darüber informiert, was geschah, und er reagierte immer mit seiner üblichen Ironie“, so Alfieri.

Der Internist Sergio Alfieri äußerte sich zu Details des Krankheitsverlaufs von Franziskus.

© AFP/Tiziana Fabi

Der Internist erklärte in dem Interview auch, wie die ärztlichen Bulletins geschrieben wurden, die während des Krankenhausaufenthalts an die Medien kommuniziert wurden. Demnach gaben die Ärzte die medizinischen Fakten an die Privatsekretäre des Papstes, diese fügten weitere Details hinzu, dann habe der Papst das Ganze genehmigt. „Zu keiner Zeit wurde etwas verändert oder weggelassen“, betonte Alfieri.

Auf die Frage, ob es eine Situation aus der kritischen Zeit gebe, an die er sich besonders erinnere, sagte Alfieri: „Als er mir in der schwierigsten Zeit einige Minuten lang die Hand schüttelte, als ob er mich trösten wollte“.

Es werde dauern, bis Franziskus wieder seine normale Stimme habe, hatte Alfieri bereits am Sonntag gesagt. „Wenn man unter einer beidseitigen Lungenentzündung gelitten hat, sind die Lungen beschädigt und die Atemmuskulatur hat ebenfalls Schwierigkeiten“, erläuterte er.

Papst Franziskus) wird in sein Auto geholfen während Massimiliano Strappetti (links), persönlicher medizinischer Betreuer des Papstes, seinen Stock hält.

© dpa/Alessandra Tarantino

Der Papst sei in der Lage, in der kleinen Kapelle im Gästehaus Santa Marta, in dem das Kirchenoberhaupt lebt, die Messe zu feiern, teilte der Vatikan weiter mit. Außer seinen engsten Mitarbeitern empfange er jedoch keinen Besuch.

Die Nachrichtenagentur KNA berichtet, Informationen aus dem Vatikan zufolge sei noch nicht entschieden, in welcher Form Franziskus an den religiösen Feiern der Karwoche und der Ostertage teilnehmen werde.

Für die beiden nächsten regulären Termine am Mittwoch, 26. März, und Sonntag, 30. März, wurde angekündigt, dass Botschaften des Papstes lediglich in schriftlicher Form verteilt werden sollen.

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