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Mutmaßlicher Trump-Brief veröffentlicht: Die vier zentralen Fragen zu den acht Zeilen an Epstein
US-Präsident Trump hatte behauptet, ein Geburtstagsbrief an den Sexualstraftäter Epstein würde nicht existieren. Nun wurde der mutmaßliche Brief von den Demokraten und mehreren Medien veröffentlicht.
- Jean Mikhail
- Benjamin Reuter
Stand:
Der Druck auf US-Präsident Donald Trump wegen seiner früheren Freundschaft zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wächst. Kongressabgeordnete der oppositionellen Demokraten haben am Montag einen anzüglichen Brief an Epstein veröffentlicht, der von Trump stammen soll.
Der Präsident hatte das Schreiben zunächst als nicht existent bezeichnet, nachdem das „Wall Street Journal“ im Juli erstmals über dessen Existenz berichtet hatte. Die Zeitung veröffentlichte den Brief am Montag zeitgleich mit den Demokraten, auch die „New York Times“ berichtete.
Übergeben wurde der Brief den Kongressabgeordneten durch Anwälte der Nachlassverwalter Epsteins, infolge einer rechtlichen Anordnung des Aufsichtsausschusses des US-Repräsentantenhauses. Der Brief zeigt die Konturen eines Frauenkörpers und darin einen fiktiven Dialog zwischen „Donald“ und „Jeffrey“ zum 50. Geburtstag Epsteins. Er soll demnach aus dem Jahr 2003 stammen.
Hier sind die zentralen Fragen und Antworten zum Geburtstagsbrief an Epstein:
1. Was steht in dem Brief?
In dem fiktiven Dialog unterhalten sich Donald Trump und Jeffrey Epstein.
„Es muss im Leben mehr geben, als alles zu besitzen“, heißt es zu Beginn.
„Ja, aber ich sage dir nicht, was es ist“, sagt „Donald“.
„Ich auch nicht, aber ich weiß auch, was es ist“, entgegnet „Jeffrey“.
„Wir haben bestimmte Dinge gemeinsam“, heißt es von „Donald“ weiter.
„Ja, haben wir, wenn ich es mir recht überlege“, antwortet „Epstein“.
Darauf „Donald“ wohl in Anspielung auf Epsteins runden Geburtstag: „Wunder altern nicht, ist dir das aufgefallen?“
„Jeffrey“ erwidert das Kompliment: „Tatsächlich war mir das klar, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.“
Der Brief schließt mit dem Satz von „Donald“: „Ein Freund ist etwas Wunderbares. Alles Gute zum Geburtstag – und möge jeder Tag ein weiteres wundervolles Geheimnis sein.“
Der anspielungsreiche Inhalt des Briefs gibt Anlass für allerlei Spekulationen. Was zum Beispiel haben Trump und Epstein gemeinsam? Was ist am Ende mit dem „wundervollen Geheimnis“ gemeint? Und was ist es, das besser ist, als „alles zu besitzen“?
Eine Antwort darauf könnte die Zeichnung sein, die sich um den Text rankt, der Körper einer Frau. Die mutmaßliche Unterschrift Trumps steht an der Stelle, wo sich das Schamhaar befinden müsste.
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2. Stammt der Brief wirklich von Donald Trump?
In einer ersten Reaktion erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses nun nicht mehr, dass der Brief nicht existiere. Sie betonte aber, es sei eindeutig, dass Trump den Brief „nicht unterschrieben“ und „nicht gezeichnet“ habe – ohne zu erklären, warum dies eindeutig sei.

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Abgleiche der Unterschrift und der verwendeten Schreibmaschinentypo machen es allerdings wahrscheinlich, dass der Brief von Trump ist. Wie das „Wall Street Journal“ schreibt, deutet auch die Wortwahl in dem Brief darauf hin, dass das Schreiben von Trump stammt.
Überraschend wäre es nicht, denn Epstein zählte Trump in den 90er-Jahren laut eigener Aussage zu seinen engsten Freunden. In den frühen 2000ern überwarfen sie sich wegen eines Immobiliengeschäfts und weil Epstein Trump ohne sein Wissen angeblich Mitarbeiterinnen abgeworben hatte.
Der mutmaßliche Brief ist Teil eines 238-seitigen Geburtstagsbuches, das Epsteins damalige Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell für Epstein zusammenstellte. Neben Dutzenden Glückwünschen, zahlreiche davon mit schlüpfrigen Anspielungen, ist in dem Buch auch ein Schreiben von Bill Clinton zu finden.
Neben dem Geburtstagsbuch wurden auch noch Epsteins Testament und eines seiner Adressbücher an die Demokraten übergeben (die Dokumente finden sich als PDF hier).
3. Was verändert die Veröffentlichung des Briefes?
Für Trumps Kritiker im Fall Epstein, – zu denen nicht nur Demokraten, sondern auch größere Teile seiner Basis gehören – ist die Veröffentlichung ein weiterer Beweis für Trumps enge Kontakte zu Epstein. Teile von Trumps Basis verlangen schon seit Monaten, dass der Präsident alle Akten zu dem Fall öffentlich macht. Das lehnen Trump und seine Justizministerin Pam Bondi aber unter Berufung auf den Schutz der Opfer ab.
Vergangene Woche bezeichnete Trump die Forderungen, die Akten zum Fall Epstein zu veröffentlichen, als politisch motiviert. Auch zahlreiche Opfer von Epstein sprachen sich zuletzt für die Veröffentlichungen der Ermittlungsakten aus.
Stattdessen kommen nun mehr und mehr Details über die Beziehung zwischen Trump und Epstein ans Licht. Das verstärkt den Eindruck bei Trumps Kritikern, dass der Präsident etwas zu verbergen hat. Der leitende Demokrat im Aufsichtsausschuss, Robert Garcia, sagte am Montag: „Präsident Trump nannte die Epstein-Ermittlung einen Schwindel und behauptete, der Geburtstagsbrief existiere nicht. Nun wissen wir, dass Donald Trump gelogen hat und alles tut, um die Wahrheit zu vertuschen.“
Politisch gefährlich wird ihm die Veröffentlichung des Briefes aber vorerst wohl nicht, sagt Boris Vormann, Professor für Politik am Bard College Berlin, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Trump wird bei seiner Anhängerschaft damit durchkommen, wenn er behauptet, dass Zeichnung und Unterschrift eine Fälschung sind – so wie in der Vergangenheit das christliche Lager ihm seine frauenfeindlichen und Latinos ihm seine rassistischen Sprüche nicht übel genommen haben.“
Vormann sieht Trump im eigenen Lager „so lange unangreifbar“, wie er glaubhaft vermitteln könne, die Interessen seiner Wählerkoalition zu vertreten. Die sieht Vormann in „restriktiver Einwanderung, einer harten Hand bei Polizei und Sicherheit, globaler Anerkennung durch Stärke, Kürzungen der Staatsbürokratie sowie traditionelle, religiöse und ethnonationalistische Vorstellungen von politischer Gemeinschaft.“
4. Was passiert nun mit der Milliardenklage gegen das „Wall Street Journal“?
Der Präsident hatte das „Wall Street Journal“ und dessen Verlag „Dow Jones“ nach dem Bericht vom Juli verklagt. „Ich zeichne keine Bilder von Frauen“, sagte er damals und fordert Schadenersatz in Höhe von mindestens zehn Milliarden Dollar (rund 8,5 Milliarden Euro).
Die Zeitung gehört über die Mutterfirma „NewsCorp“ dem Medienmogul Rupert Murdoch, der auch Trumps Haussender Fox News betreibt. Eine Sprecherin von Dow Jones erklärte damals: „Wir haben volles Vertrauen in die Rigorosität und Genauigkeit unserer Berichterstattung.“
Trump hält laut einer Aussage seiner Sprecherin auch nach der neuerlichen Veröffentlichung an der Klage gegen das „Wall Street Journal“ fest. (Mitarbeit Tilman Schröter)
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