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Eine Frau verabschiedet einen mobilisierten russischen Rekruten in der russischen Region Wolgograd am Bahnhof Prudboi. (Symbolbild)

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Dmitry Rogulin

„Wir mussten einen Kredit aufnehmen“: Angehörige russischer Soldaten beklagen ausbleibende Sold-Zahlungen

Immer mehr Angehörige russischer Soldaten berichten von ausbleibenden Zahlungen. „Weinende Verwandte sind bei uns keine Seltenheit“, berichtet der Mitarbeiter einer zivilrechtlichen Anlaufstelle.

Stand:

Im russischen Föderationskreis Ural müssen Verwandte russischer Soldaten offenbar vermehrt den staatlichen Zahlungen ihrer einberufenen Angehörigen hinterherlaufen. Das geht aus einem Videomitschnitt hervor, der jüngst vermehrt in den sozialen Medien geteilt wird.

Am Donnerstag veröffentlichte der ehemalige Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, via X ein Video, in dem die Mutter eines russischen Soldaten zu sehen sein soll, die sich offenbar zivilrechtlichen Beistand sucht. Die Aufnahme konnte bislang allerdings nicht unabhängig überprüft werden.

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Mutter eines russischen Soldaten: „Viele werden nicht bezahlt“

In dem Video beklagt eine sichtlich aufgelöste Frau, dass ihr Sohn als russischer Soldat keine staatlichen Zahlungen erhalten habe: „Keine Zahlungen. Wir mussten einen Kredit aufnehmen und ihm Geld schicken“, kritisiert die Gefilmte.

„Viele Menschen werden nicht bezahlt, und die Leute wissen nicht, was sie tun sollen“, so die weinende Frau. In ihrer Verzweiflung habe sie sich schließlich an den Berater eines nicht näher definierten Zentrums in der Stadt Tscheljabinsk gewandt. Ihr Sohn habe sich zuvor kundig gemacht und den Kontakt ermittelt, berichtet die Mutter.

Es ist eine Schande, dass eine ältere Dame gezwungen wird, durch die halbe Region zu reisen, um Hilfe zu suchen.

Mitarbeiter einer Anlaufstelle in Tscheljabinsk

Der Mitarbeiter der Anlaufstelle berichtet, dass aktuell vermehrt die Angehörigen von „Akteure der militärischen Spezialoperation“ bei ihm Rat suchen. „Weinende Verwandte in unseren Empfangszimmern sind keine Seltenheit“, berichtet der Berater.

Russische Behörden weisen Angehörige zurück

Die im Video gezeigte Frau berichtet von ihrer großen Familie und ihren Kindern, die sie ohne Ehemann großziehen musste. „Ich habe viel gelitten“, so die Mutter. Weil die staatlichen Zahlungen ausblieben, habe sie sich zunächst an die für ihren Sohn zuständige Militäreinheit gewandt, wo sie allerdings abgewiesen wurde. „Niemand weiß etwas“, beklagt die Frau.

Anschließend habe sie sich an das regionale Einberufungsbüro gewandt, um „irgendeine Art von Bezahlung“ zu erhalten. Doch die Beamten vor Ort hätten ihr entgegnet: „Welche Art von Bezahlung wollen Sie? Er ist nicht einmal von hier. Also gehört er nicht zu uns.“

Die Frau habe daraufhin gefragt: „Warum gehört er nicht zu euch? Tscheljabinsk und Troizk liegen direkt nebeneinander.“ Tatsächlich liegen die beiden Städte in der russischen Oblast Tscheljabinsk knapp zwei Autostunden voneinander entfernt.

Der zivilrechtliche Berater der Anlaufstelle in Tscheljabinsk kritisiert die Reaktion der zuständigen Dienststellen. „Was ist das für eine Einstellung? Sie sollten auf die Probleme dieser Familien reagieren.“ Stattdessen gebe es „null Reaktion“; für die Behörden „existieren“ die Angehörigen offenbar nicht.

Man werde den vorliegenden Fall „umgehend über das Verteidigungsministerium und die Militärstaatsanwaltschaft klären und entsprechend Untersuchungen in die Wege leiten“, so der Berater. „Natürlich werden sie alle notwendigen Zahlungen leisten.“

Für die harsche Zurückweisung der Hilfe suchenden Mutter durch die Behörden findet der Berater klare Worte: „Es ist eine Schande, dass eine ältere Dame von den lokalen Behörden schikaniert wird und gezwungen wird, durch die halbe Region zu reisen, um Hilfe zu suchen.“

Dabei gebe es mittlerweile in jeder Gemeinde zuständige Stellen, die verpflichtet seien, Probleme dieser Art zu lösen. „Aber niemand interessiert sich für irgendetwas“, schließt der Mitarbeiter der Anlaufstelle.

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