zum Hauptinhalt
Ein Teenager spielt „Counter-Strike Global Offensive“ auf einem PC in Madrid (Archivbild).

© IMAGO/Zoonar

Zensur umgangen: Russen können sich mit einem Computerspiel über den Ukrainekrieg informieren

Informationen über russische Massaker werden in einem Ego-Shooter versteckt: Eine finnische Zeitung nutzt „Counter-Strike“ als Nachrichtenportal. 

Stand:

Die Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ sieht Russland bei der Pressefreiheit auf Platz 164 von 180. Im Vergleich zu 2022 ging es neu Plätze bergab. Seit die russische Armee in der Ukraine einmarschiert ist, wurden den Angaben der Organisation nach fast sämtliche unabhängige Medien verboten und blockiert.

Die finnische Zeitung „Helsingin Sanomat“ gehört zu den ausländischen Publikationen, die in Russland nicht mehr abrufbar sind – sie hat nach Angaben ihres Chefredakteurs Antero Mukka aber einen originellen Weg gefunden, trotzdem Informationen in Russland zu verbreiten.

Und zur Ironie dieser Geschichte gehört, dass die Berichterstattung über den Ukrainekrieg, der in Russland nach wie vor nicht „Krieg“ genannt werden darf, ausgerechnet im Computerspiel „Counter-Strike“ stattfindet – bei dem 1999 veröffentlichen Spiel schießen sich die Gamer virtuell gegenseitig ab, unterteilt in die Fraktionen „Terroristen“ und „Antiterroreinheit“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

News zum Ukrainekrieg in „Counter-Strike“

Neben den offiziellen Levels, die „Maps“ (Karten) genannt werden, können Spieler auch ihre eigenen Umgebungen erstellen und mit anderen teilen – und das hat sich die Zeitung „Helsingin Sanomat“ zunutze gemacht.

„Um die Pressefreiheit zu unterstreichen, haben wir jetzt [im Spiel] eine slawische Stadt gebaut, die Voyna heißt, was auf Russisch Krieg bedeutet“, wird Chefredakteur Mukka im „Guardian“ zitiert.

Und so gelangen Spieler des auch in Russland sehr beliebten Games in der virtuellen Stadt Voyna zu den Informationen über den Ukrainekrieg:

  • Im Keller eines der Wohnhäuser in der „Counter-Strike“-Map ist ein Raum, in dem die Spieler russischsprachige Berichte von Kriegskorrespondenten in der Ukraine finden können.
  • Die von roten Lichtern beleuchteten Wände des Raums sind voller Artikel und Bilder, es geht zum Beispiel über die russischen Massaker in den ukrainischen Städten Butscha und Irpin.
  • An einer der Wände ist eine Karte der Ukraine, dort sind Berichte über Angriffe auf die Zivilbevölkerung aufgeführt, während Artikel der Zeitung „Helsingin Sanomat“ auf Russisch vorgelesen werden.

Diese Informationen zu Angriffen auf Zivilisten werden von der russischen Staatspropaganda nicht verbreitet, sagt Mukka.

Die „Counter-Strike“-Map Voyna wurde seit ihrer Veröffentlichung am Montag bereits über 2000-mal heruntergeladen, schreibt der „Guardian“.

Es bleibt aber offen, in welchen Regionen der Welt das passiert ist. Insofern ist derzeit auch nicht sicher, wie viele russische Gamer bisher mit der versteckten Ukraineberichterstattung in Kontakt gekommen sind. Die russischen Behörden jedenfalls dürften nun von der Geschichte wissen. Zumindest bisher sind Online-Spiele in Russland nicht verboten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })