
© REUTERS/Brian Snyder
Unterstützung für US-Präsident schwindet: Mehrheit der US-Amerikaner ist gegen eine erneute Kandidatur Bidens
Zweidrittel der Amerikaner wollen, dass sich Präsident Biden aus dem Rennen um die Kandidatur zurückzieht. Mit Peter Welch hat jetzt erstmals ein Senator öffentlich Stellung bezogen.
Stand:
Für US-Präsident Joe Biden spitzt sich die Lage in der parteiinternen Diskussion über seine erneute Präsidentschaftskandidatur zu. Nach einer subtilen Distanzierung der demokratischen Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hat ihn nun erstmals ein Senator der US-Demokraten offen zum Rückzug aufgefordert.
„Zum Wohle des Landes fordere ich Präsident Biden auf, sich aus dem Rennen zurückzuziehen“, erklärte Senator Peter Welch aus dem Bundesstaat Vermont am Mittwoch (Ortszeit) in einem Meinungsbeitrag in der „Washington Post“.
Und auch in der Parteibasis schwindet die Unterstützung: 56 Prozent der Demokraten wollen, dass sich Biden aus dem Rennen zurückzieht. Bei Wählern aller Parteien sind es sogar Zweidrittel. Das geht aus einer am Donnerstag in der Washington Post veröffentlichten Umfrage hervor.
Hintergrund ist ein desaströser Auftritt im Fernsehduell mit seinem Rivalen Donald Trump Ende Juni. Dieser hatte eine Debatte um Bidens physische und mentale Eignung für das Präsidentenamt angestoßen.
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Widerstand auch im Senat
Einem Bericht zufolge soll sich auch der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, gegenüber Spendern offen gezeigt haben, Biden auszutauschen. Das berichtete das Portal Axios unter Berufung auf zwei nicht namentlich genannte Quellen.
Öffentlich hatte Schumer sich bisher hinter Biden gestellt. Sein Büro teilte als Reaktion auf den Bericht lediglich mit, dass Schumer Biden unterstütze und sich weiterhin dafür einsetze, dass Republikaner Donald Trump im November besiegt werde.
Die Senatoren der Demokraten sollen sich am Donnerstag mit engen Beratern von Biden treffen. Im Repräsentantenhaus, der anderen Kammer des US-Kongresses, haben bereits mindestens acht Abgeordnete der Demokraten Biden zum Ausstieg aus dem Rennen um das Weiße Haus aufgefordert.
Sollte sich auch Schumer derart öffentlich gegen Biden wenden, könnte der 81-Jährige endgültig den Rückhalt im Kongress verlieren. Dann dürfte das Schicksal von Bidens Kandidatur besiegelt sein.
Biden-Vertraute Pelosi deutet Zweifel an
Zuvor hatte ihn bereits Nancy Pelosi aufgefordert, eine Entscheidung über seine Kandidatur zu treffen. „Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert. Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen. Die Zeit wird knapp“, sagte sie am Mittwoch dem Sender MSNBC. Auf den Hinweis des Moderators, dass Biden sich ja offenbar schon entschieden habe, im Rennen zu bleiben, reagierte Pelosi ausweichend.
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Das wiegt schwer und hallt nach. Die 84-jährige Pelosi ist nicht nur eine enge Vertraute von Biden. Die einstige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses ist auch eine mächtige Figur in der Demokratischen Partei.
Die Frage einer Journalistin, ob Nancy Pelosi noch hinter seiner Präsidentschaftskandidatur stehe, konterte Biden beim Nato-Gipfel mit einer geballten Faust.
Zu der Szene kam es, als die Staats- und Regierungschefs der 32 Nato-Staaten sich zu einem Familienfoto versammelten. Bidens selbstbewusster Konter sorgte unter anderem bei Bundeskanzler Olaf Scholz, der schräg hinter ihm stand, für einen Schmunzler.

© Kay Nietfeld/dpa
Der bekannte demokratische Senator John Fetterman, der hinter Biden steht, reagierte verwundert auf Pelosis aktuelle Aussagen. „Es ist entschieden. Es ist seltsam, dass sie so etwas sagt.“
Allerdings hatte Pelosi bereits in der vergangenen Woche erste Zweifel geäußert und gesagt, dass es eine „berechtigte Frage“ sei, ob es sich bei Bidens Patzer im TV-Duell „nur um eine Episode oder einen Zustand“ gehandelt habe.
Erst Clooney, dann Reiner – auch Hollywood wendet sich von Biden ab
Das öffentliche Urteil eines anderen Biden-Unterstützers kam zuvor mit der Gewalt eines Donnerschlags: Hollywoodstar George Clooney rechnete in der „New York Times“ mit Bidens Kandidatur ab und forderte ihn zum Rücktritt auf.
Eine Schlacht, die er nicht gewinnen könne, sei der Kampf gegen die Zeit, erklärte der 63-jährige Schauspielstar bedeutungsschwanger. Biden wird von diversen Stars unterstützt - Hollywood gilt als eher liberal.
Allerdings schloss sich Erfolgsregisseur und Produzent Rob Reiner („Harry und Sally“) Clooney an und schrieb: „Die Demokratie steht vor einer existenziellen Bedrohung. Wir brauchen jemand Jüngeren, der zurückschlägt. Joe Biden muss Platz machen.“
Auch der US-Schriftsteller Stephen King forderte Biden zum Rücktritt auf. „Joe Biden ist ein guter Präsident gewesen, aber jetzt ist es Zeit für ihn anzukündigen – im Interesse der USA, die er so liebt –, dass er nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung steht“, schrieb er auf X.
Republikaner erhöhen den Druck im Repräsentantenhaus
Derweil verstärken die Republikaner ihre Angriffe auf Biden. Der Vorsitzende des wichtigen Kontrollausschusses im Repräsentantenhaus lud mehrere ranghohe Mitarbeiter des Weißen Hauses vor. Die Republikaner werfen Bidens Umfeld vor, dessen Gesundheitszustand zu vertuschen.
Unter den Vorgeladenen ist auch ein enger Berater von First Lady Jill Biden. Es ist offen, ob die Vorgeladenen tatsächlich aussagen werden. Die Republikaner werfen Biden vor, geistig nicht in der Lage zu sein, sein Amt auszuüben.
Biden kämpft derzeit darum, seine Kandidatur für die Präsidentenwahl im November zu retten. In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen Alters der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten ist.
Der 81-Jährige muss sich seit seinem katastrophalen Auftritt beim TV-Duell gegen Trump zunehmend Fragen zu seiner geistigen Fitness gefallen lassen. Auf Kritik reagiert er jedoch trotzig und wirkt bisweilen stur. Einen Ausstieg aus dem Rennen hat er bisher vehement ausgeschlossen. (dpa, AFP)
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