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Doppelter Mokka: Das Design von Opels Einstiegs-SUV wurde leicht modernisiert.

© Andreas Conrad

Kreisrund war gestern: Frühlingsfrische für Opels Mokka und Plug-in-Technik für seinen Grandland

Rüsselsheim ergänzt seine E-Flotte: Im kleinsten und im größten SUV der Marke mal teil- und mal vollelektrisch über Mallorcas Bergstraßen

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Ein Rad ist bekanntlich kreisrund, und das galt seit Erfindung des Automobils auch fürs Lenkrad. Es gab freilich Ausnahmen, in den frühen Sechzigern etwa den Ami-Schlitten Imperial Crown, der mittels eines dem Rechteck angenäherten, immerhin abgerundeten Gebildes zu steuern war. Oder 1973 stellte British Leyland den Austin Allegro vor, dessen Lenkrad den vielsagenden Namen „Quartic“ trug, aber aus gutem Grund schon nach einem Jahr wieder verschwand.

Genaugenommen ist es also keine brandneue Erfindung, wenn moderne Lenkräder, wie das des Opel Mokka, sich vom kreisrunden Grundprinzip langsam verabschieden. Schon bei der vorigen Generation des kompakten SUV war es unten abgeflacht, bot größere Beinfreiheit für Fahrer wie Fahrerin. Bei der neuesten Ausgabe des Wagens ist es – wie beim Familien-SUV Frontera und Opels neuem Flaggschiff Grandland – auch oben platter geworden, soll dadurch irgendwie sportlich wirken. Von der Grundform eines modernen Formel-1-Lenkrads bleibt es aber zum Glück noch weit entfernt.

Nun auch mit neuem Blitz-Logo

Ein kleines Detail nur, fürs Fahrgefühl nicht sonderlich bedeutend, aber ganz hübsch. Ohnehin sind es eher behutsame Korrekturen, die den aktuellen, unlängst in der Frühlingsfrische Mallorcas vorgestellten Mokka äußerlich von seinem Vorgänger unterscheiden. Opels Markengesicht, „Vizor“ genannt, wurde mit dem neuen Blitz-Logo aufgehübscht, auch sind Fahr- und Rücklicht wie beim Frontera und Grandland nicht mehr als durchgehende Linie, sondern mittels dreier geschichteter LED-Blöcke gestaltet.

Auch oben abgeflacht: Das neue Mokka-Lenkrad mit dem „Vizor“-ähnlichen Innenleben.

© Opel

Auffälliger ist die schwarze Designlinie , die sich oberhalb der Seitenscheiben von der Motorhaube bis zum Heck zieht und wie ihr Gegenstück auf den unteren Türflächen ebenfalls mehr Sportlichkeit suggerieren soll. Früher hätte man für solchen Zierrat Chrom genommen, aber der ist bei Opel aus Umweltgründen nun verpönt.

Leder? Bloß nicht!

Diesem „Greenovation“ genannten Prinzip ist auch der Recyclinganteil der für die Innenraumstoffe genutzten Materialien zu verdanken, während das Lenkrad, so wird betont, vegan hergestellt sei. Leder? Nein danke!

Das vorne wie hinten erkennbare Gestaltungsprinzip der Corporate Identity prägt auch das Interieur des Mokka. Das zuvor eher betulich-traditionell gestaltete Lenkrad ist nicht nur leicht oval verflacht, sein Innenteil mit den üblichen Bedienfeldern wurde zudem dem „Vizor“-Schick der Fahrzeugfront angenähert: Er ähnelt in der Form nun gleichfalls dem Visier eines Motorradhelms. Und sogar hinterm Lenkrad ist die ästhetisch durchaus einleuchtende Designidee erkennbar, das Panorama aus digitalem Fahrerinfodisplay und Farb-Touchscreen zur „Vizor“-Einheit zusammenzufassen.

Auch das Fahrlicht des Opel Mokka wurde von den Designern überarbeitet.

© Opel

Hinter den grafischen Bedienfensterchen des Touchscreens verbirgt sich ein weiterentwickeltes System für Multimedia, Navigation und Infotainment, mit allerlei – teilweise nur optionalen – Möglichkeiten wie beispielsweise Spracherkennung, Karten-Updates „over the air“ und KI. Sogar Unterhaltung per ChatGPT wird damit geboten, für kleine wie große Fahrgäste und nicht zuletzt den Menschen hinterm Lenkrad. Kommt einem im Stau zwecks Zeitvertreib ein Quiz in den Sinn, wäre das technisch kein Problem.

Doch bleibt Hauptzweck selbst eines hochmodern vernetzten Autos vornehmlich nicht die Bespaßung der Insassen, sondern ihr sicherer und bequemer Transport von A nach B, je nach Bedürfnis zügig bis rasant oder genießerisch dahingleitend. Wobei auf Mallorca die Straße Ma-10 von Andratx Richtung Valldemossa sich eher für Letzteres anbietet: Erst auf unentwegt sich schlängelnder Piste hoch hinauf, beidseitig schroffe Felsformationen mit viel üppigem Grün, dann zur Linken atemberaubende Ausblicke auf das in der Tiefe blauglitzernde Meer. Schade nur, das es kaum Parkplätze gibt. Sightseeing-Stops sind daher schwierig, und die Strecke erfordert alle Aufmerksamkeit, die man gerne auch der Natur schenken würde.

Achtung, Radsportler voraus!

Zumal die vielen mühsam auf dem Weg nach oben sich abplagenden Radsportler hinter jeder Biegung jäh auftauchen können und das eigene Weiterkommen erst mal blockieren. Wie gut, wenn man dann ein spurtstarkes Fahrzeug hat, das an ihnen selbst auf kurzen freien Abschnitten zügig und risikolos vorbeizieht.

Und das ist der Mokka, keine Frage. Es gibt ihn als klassischen Verbrenner mit Automatik oder Schaltgetriebe und – wie bei der Präsentation auf Mallorca – als 156 PS starkes E-Mobil oder als Hybrid mit 48-Volt-Technologie, bei der ein 28-PS-Elektromotor den 136-PS-Turbobenziner unterstützt. Bei niedrigem Tempo, etwa im Stadtverkehr, ist begrenzt auch rein elektrisches Fahren möglich. Geladen wird die das E-Motörchen versorgende Batterie nur per Rekuperation.

Welche Variante den Herausforderungen einer mallorquinischen Bergstrecke besser gewachsen ist? Schwer zu sagen, beide sausten an allen Hindernissen sehr flott vorbei, der Hybrid laut Herstellerangaben sogar noch etwas fixer. Auch in engen, etwas schneller durcheilten Kurven reagierten sie ausgesprochen souverän, nicht zuletzt dank eingeschaltetem Sportmodus. Nur dem Wunsch nach gemächlichem Cruisen passte sich das stufenlos beschleunigende Elektro-Modell schon wegen der reduzierten Geräuschentwicklung vielleicht doch noch ein bisschen besser an.

Nun auch als Plug-in-Hybrid erhältlich: Opels Flaggschiff Grandland.

© Andreas Conrad

Unabhängig von der Motorisierung zeichnet sich der Mokka aber selbst als SUV durch moderate Maße aus, was sich auf einer arg verwinkelten Dorfstraße als sehr hilfreich erwies: Hintereinander zwei Mokkas in einer extraengen Kurve, Häuserecken, die fast in die Fahrbahn ragen, und von vorne plötzlich ein Bus, dem an dieser Stelle eine Fahrspur kaum genügt. Augen zu und durch? Das hätte einige arge Schrammen gegeben. Also einer nach dem anderen langsam zurücksetzen, unterstützt von der 180-Grad-Rückfahrkamera, dann behutsam vorbeizirkeln.

Für den Menschen hinterm Lenkrad gibt es im Opel Grandland jede Menge Bildschirm.

© Opel

Im voluminöseren Grandland hätte das wohl einige Schweißtropfen gekostet. Auch Opels Flaggschiff stand auf der Insel zum Ausprobieren bereit, motorisiert als Plug-in-Hybrid, den es neben den im Vorjahr vorgestellten Versionen, dem Hybrid mit 48-Volt-Technologie und dem reinen E-Mobil, auch noch gibt.

Ein voluminöses Raumgefühl

Zentimetergenaues Manövrieren auf engstem Raum war bei der Grandland-Testfahrt von Santa Ponsa über Andratx nach Estellencs, also erneut über die Bergstrecke Ma-10, nicht erforderlich. Hin und zurück sind das ungefähr 60 Kilometer, durch die sich der Wagen so spielerisch leicht hindurchschlängelte wie zuvor der Mokka, und dies, obwohl er deutlich üppigere Formen hat und dem Fahrer ein ganz anderes, voluminöseres Raumgefühl vermittelt.

Als elektrische Reichweite sind für den Opel Grandland 87 Kilometer angegeben. Dank Rekuperation werden es aber auch mehr.

© Opel

Diese Fahrt wäre wie die im E-Mokka sicher auch abgasfrei möglich gewesen, wird doch vom Hersteller für den Plug-in-Grandland eine elektrische Reichweite von 87 Kilometern angegeben. Insgesamt komme der Wagen mit einer Tankfüllung und voller Batterie bis zu 900 Kilometer weit, heißt es. Beim winterlichen Praxistext seien es sogar 1.115 Kilometer gewesen, und die rein elektrisch gefahrene Strecke habe man dabei dank Rekuperation auf 380 Kilometer ausdehnen können.

Selbstverständlich ist auch der Grandland den jetzt bei Opel geltenden Gestaltungsprinzipien unterworfen. Er zeigt zum Beispiel eine „Vizor“-dominierte, von der des Mokka nur bei genauerem Hinschauen unterscheidbare Fahrzeugfront.

Und auch im Cockpit verwischen sich tendenziell die Grenzen. Die Gestaltung im neuen Mokka wirke „frischer und wertiger, wie aus einer höheren Fahrzeugklasse“, findet man bei Opel, durchaus zu Recht. Da wundert es nicht, dass zwei der beim digitalen Aufräumen verbliebenen analogen Schalter, so der für die elektrische Parkbremse, einem sehr bekannt vorkommen: Sie stammen aus dem neuen Grandland.

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