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Die Skulptur „Goldelse“ von Alicja Kwade schwebt am Kran in den Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie ein.

© dpa/Sebastian Gollnow

Schenkung von Alicja Kwade an Neue Nationalgalerie: Eine „Goldelse“ für den Skulpturengarten

Von der Symbolfigur für den Krieg zum Zeichen des Friedens im Museum: Die Berliner Bildhauerin Alicja Kwade hat die Viktoria vom Sockel geholt.

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Eine großzügige Geste und zugleich eine kleine Verewigung im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie: Die Berliner Künstlerin Alicja Kwade schenkt zusammen mit der Pace Gallery der Neuen Nationalgalerie ihre 2021 entstandene „Goldelse“. Seit Dienstag steht sie nun strahlend zwischen anderen Skulpturen in der Freiluftgalerie des Museums. Die 160 Kilogramm schwere Skulptur hat es in sich – und auf sich, denn die Bronze wurde wie das Original vergoldet. Allerdings weist sie nicht nur in der Größe einige markante Unterschiede zur Siegesgöttin Viktoria auf, welche die Siegessäule im Tiergarten bekrönt und im Berliner Volksmund „Goldelse“ genannt wird.

Alicja Kwades Figur misst nur 164 Zentimeter entsprechend der Körpergröße der Künstlerin – statt über acht Meter. Sie ist damit wahrhaft auf den Boden geholt und tritt nicht länger überlebensgroß dem Betrachter entgegen. Ansonsten hat sich die 1979 im polnische Katowice geborene Bildhauerin mithilfe der Scan-Technologie Foto-Trigonometrie in der äußeren Erscheinung an das Vorbild gehalten. Die Ähnlichkeiten enden jedoch mit Gesicht und Kleid, denn bei Kwades Modell sind die traditionellen Machtsymbole wie die Flügel, der Lorbeerkranz in der erhobenen rechten Hand und der Stab in der Linken mit dem Eisernen Kreuz sowie der Adlerhelm entfernt. Die neue „Goldelse“ hält friedlich ihre Arme gesenkt, die kämpferische Geste hat sie abgelegt.

Alles andere hätte in Zeiten des Krieges in der Ukraine und im Nahen Osten auch verwundert. Ursprünglich war die Statue von Friedrich Drake zwischen 1864 und 1873 als Symbol für die Siege Preußens geschaffen worden, er verlieh ihr die Züge der britischen Königin Victoria. Seit ihrer Umsetzung 1939 vom einstigen Standort am Königsplatz durch die Nationalsozialisten, welche die Symbolfigur für sich vereinnahmten, steht die Skulptur am Großen Stern und blickt statt in Richtung Süden gen Westen. In den 1990er Jahren wurde sie durch die Loveparade als Freiheitssymbol der Berliner Techno- und Queerszene umgedeutet.

Die Einweihung der kleineren Version soll ebenfalls mit Musik geschehen: am Donnerstag, 22. August ab 19 Uhr, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sound in the Garden“. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen unter: https://pretix.eu/vfn/unveiling/. Diesmal spielen ROSIN, Stabat Kater und es gibt DJ-Sets von lariferrarie & Rico Sperl.

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