
© Galerie Under The Mango Tree
Alper Emeklier in der Galerie Under the Mango Tree: Im Reich der Biene
Der Berliner Künstler Alper Emeklier verknüpft die Erinnerungen an seine Kindheit in der Türkei auf faszinierende Weise mit der vielstimmigen Gegenwart in der Hauptstadt. Seine Bilder geben Rätsel auf.
Stand:
Zwei Frauen verbergen sich hinter einem Gestrüpp von Büschen, davor stolziert ein Fuchs mit erhobenem Schwanz. Er scheint die einzige Konstante in einem Gemälde zu sein, dessen Formen förmlich explodieren.
Der türkischstämmige Künstler Alper Emeklier, der 1977 als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Berlin kam, wirft hier einen Blick auf das Rotlichtmilieu der Berliner Kurfürstenstraße, wo auch Füchse, die sich bereits das Stadtterrain erobert haben, gerne spazieren gehen.
Ost trifft West
Doch die Soloausstellung des Malers in der Galerie Under the Mango Tree in Berlin-Schöneberg wirft Rätsel auf, die Exponate sind nicht leicht zu dechiffrieren.
Denn Emeklier verbindet nicht nur Expressiv-Figürliches mit Abstraktem und Stilisiertem, sondern auch östliche Ikonografie mit westlicher Kunst. Die islamische Kunst ließ er in seiner spirituellen, teilweise lyrisch-verspielten Malerei weitgehend hinter sich, doch spiegeln sich Eindrücke von den Moscheen Istanbuls wider: So gilt der Goldgrund in seinen Ölbildern als Symbol für das Paradies.
In einem Werk schwebt ein arabischer Schriftzug über die Leinwand, in einem anderen fliegen bunte Bienen über dunklen Grund – sie gelten laut einer Sure des Korans als Zeichen des Aufbaus, ihrem Honig werden Heilkräfte zugesprochen.
Von den Europäern haben es Emeklier vor allem Matisse, Picasso und Francis Bacon angetan, dessen Einfluss in dem verstörenden Gemälde „Der Tisch“ zutage tritt. Hier quillt allerlei Getier aus dem schreienden Mund des einsam Tafelnden heraus.
Man könnte das als politische Anspielung lesen, doch Emekliers Anliegen ist eher, mit seiner Kunst für Frieden zu sorgen, einer Kunst, die Wunschdenken, Kindheitserinnerungen und real Beobachtetes auf frappierende Weise verbindet, indem sie die Motive neben- und übereinander schichtet.
Im Dschungel der Nacht
Emekliers Sehnsucht nach der Natur, die in der Berliner City immer mehr von Bebauung bedroht wird, manifestiert sich auch bei dem Werk „Der grüne Garten“, der sich als wuchernder, farbig leuchtender Pflanzendschungel entpuppt, während er „Tok Tok Tok“ zwei Schildkröten unter Artischocken-Blüten munter miteinander kopulieren lässt.
Alper Emeklier wurde 1967 in der Türkei geboren. 1995 schloss er sein Studium in Bildhauerei bei Joachim Schmettau an der Universität der Künste ab. Emekliers Skulpturen wurden unter anderem in der Bundeskunsthalle Bonn gezeigt.
Preise bis zu 5600 Euro
Nach einem Aufenthalt in Chicago widmet er sich seit 2007 vor allem der Malerei, für ihn eine einfachere und bessere Methode, um seine Vorstellungen und Gefühle auszudrücken. Emeklier lebt im Berliner Tiergartenviertel. Die Preise der Exponate liegen zwischen 3200 und 5600 Euro.
Die aus Indien stammende Mini Kapur versteht ihre Galerie Under the Mango Tree, die sie 2011 in Schöneberg gründete, auch als einen Ort des internationalen Kulturaustausches im Zeichen von Migration, Integration und Identitätsfindung. Sie veranstaltet regelmäßig Lesungen, Konzerte und Gespräche.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: