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Hommage an Hannah Höch: die Musikerin und Performerin AnniKa von Trier.

© Felix Broede

AnniKa von Trier erinnert an Hannah Höch: Im Zaubergarten

In Heiligensee gibt die Musikerin und Performerin regelmäßig eine Hommage an die legendäre Berliner DADA-Künstlerin Hannah Höch. Am Ende gibt es Hausaufgaben, die man gern erledigt.

Rüdiger Schaper
Eine Kolumne von Rüdiger Schaper

Stand:

Ein Garten in Berlin-Heiligensee. An der Wildbahn Ecke An der Hasenfurt, so lautet die Adresse. Falls sich Fuchs und Hase tatsächlich irgendwo Gute Nacht sagen sollten, dann muss es hier sein. Gleich nebenan gibt es auch noch Straßen, die Erpelgrund und Dachsbau heißen. Hier hat die Künstlerin Hannah Höch vierzig Jahre lang gelebt, bis zu ihrem Tod 1978. Oder soll man sagen, hier hat sie sich versteckt?

Sie war die Künstlerin des DADA. Berühmt für ihre messerscharfen Collagen. Sie stand im Zentrum des Aufruhrs, liiert mit Raoul Hausmann, befreundet mit Kurt Schwitters und George Grosz. Die Berlinische Galerie verwaltet ihren großen Nachlass und vergibt alle zwei Jahre in ihrem Namen einen Preis. 2022 zeigte das Bröhan eine Höch-Werkschau mit dem wunderbaren Titel „Abermillionen Anschauungen“, ein Zitat der 1889 in Gotha geborenen Künstlerin.

Hier singen die Blumen

Im Wildbahn-Garten, unter hohen Bäumen, ist man ihr plötzlich nah. Das liegt an den Blumen und an AnniKa von Trier (mit großem K). Sie tritt hier seit Jahren immer mal wieder auf mit ihrer Hommage an Hannah Höch. Lieder und Texte trägt sie vor, spielt mit dem Atem spendenden Akkordeon, spielt mit den Worten und den Besuchern, und am vorletzten Sonntag, als wir beim Haus von Hannah Höch waren, spielte das Wetter mit ihr. Mal Sonne, mal Regenschauer. Das passt zum Leben der Künstlerin, die in der Nazi-Zeit verstummte und in den Sechzigern von den Fluxus-Künstlern wiederentdeckt wurde.

AnniKa von Trier besitzt ein feines Gefühl für die Höch-Zeit, für den Höch-Humor und die Höch-Herzschmerzen. Sie ist die Königin ihrer kleinen Bühne mit Röhrenfernseher, Revolverhalfter und einigen anderen fantasievollen Instrumenten, wie auf den alten Fotografien aus den Zwanzigern. DADA lebt in ihren Augen und aus ihrem Mund. „Ich will mein Löwenmäulchen nicht halten“ nennt sie das blumige Programm, für das sich jede weite Reise lohnt. Am 6. September feiert sie noch einmal ihre Hannah (www.annika-von-trier.com) im Garten aufs Höchste., zum „Wochenende des Denkmals“.

Kunstgeschichte kommt von Lebenskunst, die hohen Bäume halten Wacht und schützen auch vor Regen, und warum DADA von Botanik kommt, das kann man bei dieser Gelegenheit erfahren. Am Ende werden Hausaufgaben an die Menschen im Garten verteilt. „Schreibe Liebesbriefe!“, steht da zum Beispiel. Sehr gern. Sehr gern geschehen.

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