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Aufregung wegen Fake-Todesmeldung : Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek lebt
Schon wieder hat ein Fake-Account im Netz vermeldet, die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek sei gestorben. Viele Medien fielen sofort drauf rein.
Stand:
Die Aufregung in vielen Medienhäusern war groß an diesem Dienstagmittag, so gegen 14 Uhr, als es hieß, die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sei im Alter von 78 Jahren gestorben. „Focus online“ und die „Berliner Zeitung“ waren ganz vorn dabei, auch „Bunte.de“, „Web.de“ und „T-online“. Und aus Österreich, von wo man diese Meldung eigentlich zuerst erwartet hätte, stimmte schließlich die österreichische Qualitätszeitung „Der Standard“ in den „Elfriede-Jelinek-ist-tot“-Chor ein.
Die Quelle dafür: der Verlag von Jelinek, der Rowohlt Verlag, auf den sich diese Medien beriefen, „wie der Rowohlt Verlag meldete“. Ein Anruf beim Rowohlt Verlag in Hamburg jedoch hätte genügt, um in Erfahrung zu bringen, dass Jelinek lebt. Die vermeintlich seriöse Quelle der Todesnachricht ist ein Rowohlt-Fake-Account auf der Platform X gewesen, so wie das vor einem Jahr schon einmal der Fall war, als Jelineks Tod vermeldet wurde.

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Damals wurde die Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck mit einem falschen Account auf X in Misskredit gebracht und der Fake-Nachricht: „Ein Anruf aus Wien teilt mir mit, dass Elfriede Jelinek gestorben ist. Ein Symbol der europäischen Kultur. Ich bin sehr traurig.“
Berüchtigt für die Verbreitung falscher Todesnachrichten berühmter Schriftsteller und Schriftstellerinnen ist der Italiener Tommaso Debenedetti, der seit Jahren Fake Accounts auf Twitter und später X betreibt und schon den Papst und Cormac McCarthy frühzeitig oder Autoren wie Peter Handke und J.M. Coetzee für tot erklärt hat. Für ihn ein Spaß, wie er in Interviews verlautbaren ließ. Aber auch eine Form von Aufklärung, wie er der ARD 2018 erklärte: „Es ist auch ein Mittel, um die Presse, die Journalisten auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen und vor den Risiken ihres Berufes zu warnen.“
Auch die damalige Fake-Nachricht von Jelineks Tod und das Wissen um eine Figur wie Debenedetti hätte dieses Mal viele Medien zunächst stutzig machen und auf den Gedanken kommen lassen können, vielleicht doch erstmal abzuwarten und in Erfahrung zu bringen, wie es wirklich um die Schriftstellerin steht. Doch gibt es diese Zeit im digitalen Zeitalter immer weniger beim Kampf darum, wer als erstes Portal die hot news vermeldet (Klicks, Klicks, Klicks!).
Bezeichnend die Schnelligkeit, mit der die Jelinek-Todesmeldungen wieder ausgetauscht wurden, ruck, zuck mit der Nachricht, diese sei ein Fake gewesen. Die Form war ja schon da. Und doch gab es auch anderthalb Stunden später noch bei Google die Headlines, dass Jelinek tot sei.
Mal abgesehen davon, dass diese falschen Todesmeldungen makaber sind: Der Fake von Dienstagmittag könnte ein Lehrstück für die ganz besonders schnellen Nachrichtenportale sein, in Zukunft vorsichtiger und mit etwas mehr Zeit und nach wenigstens einer Mini-Recherche (Anruf genügt), solche „News“ zu verbreiten. Glaubt man es wirklich? Dem schwindenden Vertrauen in die Medien hat diese Jelinek-ist-tot-Fake-Meldung leider nur neue Nahrung gegeben.
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