
© Monika Skolimowska/dpa
Ausschreitungen im Westjordanland: Palästinensischer Oscar-Gewinner nach Verhaftung wieder entlassen
Der Kampf um das Westjordanland ist das Thema des prämierten Dokumentarfilms „No Other Land“. Der Regisseur Hamdan Ballal soll nun Augenzeugenberichten zufolge bei Ausschreitungen selbst verletzt worden sein.
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Nach seiner Festnahme im Westjordanland bei Ausschreitungen ist der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal nach Angaben eines Filmkollegen wieder freigelassen worden. Das schrieb Yuval Abraham, neben Ballal einer der Co-Regisseure des Oscar-prämierten Dokumentarfilms „No Other Land“, auf der Plattform X. Dem Bericht zufolge kamen er und zwei weitere Festgenommene gegen eine Kaution frei. Sie seien zur Behandlung in ein palästinensisches Krankenhaus gebracht worden.
Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Anwältin sowie die israelische Polizei äußerten sich auf Anfrage zunächst nicht. Israels Armee verwies auf die Polizei.
Dutzende gewalttätige Siedler sollen demnach zuvor das Dorf Susya im Westjordanland angegriffen haben. Den Berichten zufolge warfen sie Steine gegen die Bewohner, Häuser und Autos des Dorfes. Vier Palästinenser seien verletzt worden, unter ihnen Ballal.
Das israelische Militär stellte das Geschehen so dar, dass „einige Terroristen“ Steine gegen israelische Staatsbürger geworfen und ihre Fahrzeuge beschädigt hätten. Daraufhin hätten sich Gruppen von Israelis und Palästinensern gegenseitig mit Steinen beworfen, woraufhin Polizei und Armee die Gruppen voneinander getrennt hätten. Ob auch Ballal Steine geworfen haben soll, ist nicht klar.
Kritik nach Berlinale-Preisverleihung
Der palästinensisch-norwegische Dokumentarfilm, für den neben Ballal die Israelis Yuval Abraham und Rachel Szor sowie der Palästinenser Basel Adra verantwortlich sind, gewann in diesem Jahr den Oscar für den besten Dokumentarfilm.
„No Other Land“ erzählt vom Kampf der Palästinenser in Susya und der umliegenden Landschaft Masafer Yatta südlich von Hebron für den Erhalt ihrer Dörfer und ihres Landes. Der Film zeigt, wie der Palästinenser Adra den schrittweisen Abriss der Dörfer seiner Heimatregion durch Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung dokumentiert. Das Gebiet ist eine militärische Sperrzone und die Regierung betrachtet den Bau der Häuser dort als illegal.
Im Vorjahr wurde „No Other Land“ bei der Berlinale mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Viel Kritik gab es, nachdem bei der Preisverleihung einseitig Vorwürfe gegen Israel geäußert wurden, ohne dass der Terrorangriff der islamistischen Hamas erwähnt wurde. Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs sprach Abraham auf der Bühne von einer „Situation der Apartheid“, im Saal gab es Applaus. Nachträglich distanzierte sich das Festival von den Aussagen, nicht aber vom ausgezeichneten Film. (Tsp/dpa)
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