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Marek Janowski und die Berliner Philharmoniker

© Foto: Frederike van der Straeten

Berliner Philharmoniker: Das Schwere und das Schwebende

Marek Janowski dirigiert Schumann bei den Berliner Philharmonikern, Marc-André Hamelin spielt Regers Klavierkonzert.

„Den ungeheuren Riesen, der das Ausdrucksvermögen der Kunst erweitert und bereichert hat“: So charakterisiert 1933 der führende Münchner Kritiker Alexander Berrsche den Musiker Max Reger. Es ist eine Laudatio zum 60. Geburtstag des Komponisten lange nach dessen Tod 1916. „Das ganz Einzige, was er war“ hätte seine Zeit jedoch nicht verstanden. Regers Berühmtheit zu Lebzeiten geht aus der Häufigkeit seiner damaligen Aufführungen hervor. Vor allem Orgelkomponist mit dem großen Vorbild Bach, hat Reger ein zahlreiches Werk hinterlassen, darunter das Klavierkonzert in f-Moll.

Bei den Berliner Philharmonikern erklang das Werk zuerst 1911 und letztmalig 1996 bis zu diesem Abend. Nun also die Wiederaufnahme des Konzerts mit dem fabelhaften Pianisten Marc-André Hamelin. Es macht Freude, den eminent schwierigen Solopart von ihm zu hören, weil er dem Klavier mit Bravour, Härte und intimster Zartheit unerhörte Farben entlockt. Aber die Komposition ist kaum zu retten. Es ist ein Stück der reizvollen Stellen, die jedoch in vielstimmiger Massigkeit untergehen. Der Pianist hat 40 Minuten lang alle Hände voll zu tun, während die Themen sich verrennen. Vorbildlich aber begibt sich das Orchester auf Entdeckungstour, da Marek Janowski als Vermittler am Pult steht.

Mit dem lyrischen Schwung des ersten Satzes beginnt eine wunderbare Aufführung der Es-Dur-Symphonie von Robert Schumann. Die Romantik dieses Komponisten ist dem Musiker Marek Janowski von jeher Herzenssache. Seine Interpretation hat das Wesen einer Novität, lebt von schwärmerischem Ton, ohne pathetisch zu sein. In vertrauter hochrangiger Besetzung stimmen die Holzbläser bezaubernden Jubel im langsamen (!) Scherzo an, während im dritten Satz die Streicher singen.

Höhepunkt ist die Intensität des vierten Satzes, den Janowski mit Abtönen und Hervorheben aus feierlichen Linien baut. Der ehemalige Erneuerer des Rundfunk-Sinfonieorchesters (RSB) und heutige Chef der Dresdner Philharmonie ist bei den Berlinern ein gern gesehener Gast. Sehr engagiert folgen ihm die Musikerinnen und Musiker in die schöne Landschaft der „Rheinischen“. Dass darin Weite und Perspektive herrschen, macht die unmittelbare Wirkung der Interpretation aus.

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