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Daniela Comani brachte Aufnahmen aus allen großen Städten mit - aus Berlin eine Ansicht des ICC - und verwandelte sie in Schwarzweiß-Bilder.

© Daniela Comani/VG Bildkunst Bonn 2020

Bildband fürs Home Office: Mit Daniela Comani einmal um die Welt

Die Berliner Künstlerin hat mit Hilfe von Google Earth online eine Reise angetreten. Der daraus entstandene Bildband zeigt visionär leere Städte.

Schon füllen sich wieder die Straßen, die Parks sind ohnehin bevölkert von Besuchern, die sich nach Sonne sehnen. Irgendwann werden wir uns mühsam daran erinnern, wie es war, als die Städte durch Corona wie entleert wirkten. Einen ähnlichen Effekt hatten in den siebziger Jahren die autofreien Sonntage, Fotografien von damals erscheinen uns heute wie unwirklich.

Daniela Comani konnte nicht ahnen, wie aktuell sie mit ihrem Buch „Planet Earth: 21st Century“ (Humboldt Books, 26 €) sein würde. Der Schwarzweiß-Bildband zeigt 360 Abbildungen, die mit Hilfe von Rendering-Programmen von Google Earth entstanden. Die aus Italien stammende Berliner Künstlerin präsentiert in ihrem Album in alphabetischer Reihenfolge Städte aus der Luftperspektive, vornehmlich mit bekannten Bauwerken wie dem Eiffelturm in Paris oder dem Aachener Dom, aber auch den Hafen von Catania oder die Copa Cabana von Rio de Janeiro. Zum Projekt gehört eine Postkartenserie mit den gleichen Motiven, ebenfalls 360 Stück als Anspielung auf das historische Rundum-Panorama und den 360-Grad-Raum der digitalen Welt.

Die Kamera zeichnet Bewegung nicht auf - Menschen und Autos fehlen

Den Bildern ist die Menschenleere gemeinsam, denn alles was sich bewegt, kann von der Kamera nicht aufgenommen werden. Eine gespenstische Vision entsteht, ähnlich dem Eindruck, den man in den letzten Wochen mit Verlassen der eigenen vier Wände hatte. Künstlern wurde immer schon ein besonderes Gespür für das Kommende nachgesagt. Daniela Comani hat mit ihrem Bildband geradezu prophetisch verdichtet, was wenige Monate später traurige Realität wurde: eine entleerte Welt.

Umso mehr wächst die Sehnsucht, dass Leben in unsere Städte zurückkehrt und Kunst wieder real zu sehen ist. Gelegenheit dazu gibt es längst, gerade in den Straßen. So lässt sich Daniela Comanis aktuelle Schau bei drj-art-projects (zusammen mit Carlo Battisti, Leberstr. 60) durch die Scheibe des Ladenlokals erspähen. Und Käthe Kruses Doppelausstellung im Kunstverein Nord (Turmstr. 70) sowie der Galerie Zwinger (Mansteinstr. 5d) ist tadellos vom Bürgersteig aus zu studieren. Sabine Gross’ Installation „Portrait of an Opening“ bei Berlin-Weekly (Linienstr. 160) ist ohnehin für Betrachter von außen gedacht. Nur sollten sie sich mit gebührendem Abstand voneinander die Nase an den Fenstern plattdrücken.

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