
© Nosbüsch & Stucke
Charity-Auktion von Jürg Burth: „Die Sehnsucht nach Schönheit bleibt mein ständiger Motor“
Das Auktionshaus Nosbüsch & Stucke lädt zur Charity-Auktion mit Werken des Schweizer Choreografen und Tänzers Jürg Burth. Zu ersteigern sind 200 Gemälde, Grafiken, Objekte.
Stand:
Achtzehn Mal erscheinen Sonnenblumen in einer Vase, arrangiert zu einem einzigen Gemälde. Fast eine Hommage an van Goghs berühmte Serie von 1889. Bei Jürg Burth erstrahlen die Blüten erneut. Er hat sie mehrfach verewigt, für ihn sind sie auch ein Zeichen von Werden und Vergehen.
Gut 200 Lose – Gemälde, Grafiken, Objekte – mit einer Taxe von 300 bis 2000 Euro kommen im Berliner Auktionshaus Nosbüsch & Stucke zum Aufruf. Der Schweizer Choreograf und Tänzer Burth gab fast sein ganzes Werk aus der Zeit von 1970 bis 2024 zur Versteigerung und legte vorab fest, dass der Netto-Erlös einer Berliner Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit verkürzter Lebenserwartung zufließen wird. Ausgewählt wurde die 1996 gegründete Björn Schulz-Stiftung. Ihr Herzstück ist das Hospiz Sonnenhof in Pankow, das Burth besucht hat.
Erlös geht an ein Kinderhospiz
„Wenn ich Glück habe, machen meine Bilder Freude“, meint der heute gut 80-jährige Wahlberliner. „Sie vermitteln eine szenische Situation, ein Geheimnis, einen Zustand. Vielleicht lösen sie Neugierde aus und regen die Fantasie an. Die Sehnsucht nach Schönheit bleibt mein ständiger Motor.“ Vieles hatte er bereits verkauft – an der Spree etwa in Ausstellungen beim Theaterverlag Gallissas oder in der Galerie F 37 an der Fasanenstraße.
Burth, Jahrgang 1944 in Zürich, wurde unter anderem am Opernhaus Zürich und in New York ausgebildet. Es folgten internationale Engagements, 1971 war er Mitbegründer des modernen „Tanzforums“ am Opernhaus Köln, von 1984 bis 2000 am „Theater des Westens“ in Berlin tätig. Dessen ehemaliger Intendant Helmut Baumann wurde sein Lebensgefährte.

© Maria-Mercedes Hering TSP
Danach arbeitete Burth als freier Regisseur und Choreograf. Schon früh begann er autodidaktisch mit der bildenden Kunst, sie dient ihm als Ausgleich zur Bühnenpräsenz. Stilisierte Fabelwesen, Figuren, Tiere und Pflanzen bevölkern in Arabesken seine Fantasiewelt, Eindrücke von südlichen Landschaften oder dem eigenen Atelier werden sichtbar.
Die Farben sind schillernd und changierend, vielleicht mögen sich Anklänge an die Pop-Art einstellen, aber auch die choreografischen Bewegungen haben ihre Spuren hinterlassen. Burth will kein abstrakter Maler sein, beeinflusst wurde er von David Hockney.
Von feiner Beobachtungsgabe zeugen seine Karikaturen von Fahrgästen der New Yorker Subway, entstanden in den 1970er Jahren. Da gibt es den Trinker, den Zeitungsleser, den Schläfer. Einige inspirierten Burth zu Skulpturen. Ebenso sensibel sind seine Porträtzeichnungen der Stars am Theater des Westens, wobei er Fotos von den Musical-Produktionen als Vorbild nutzte: Angelika Milster, Helen Schneider, Brigitte Mira, Eartha Kitt. Natürlich fehlt das eigene Selbstbildnis nicht. Zu seinen Sujets gehören auch Kuss-Szenen zwischen anonymen Liebespaaren, festgehalten fast plakativ im Close-up.
Mehreren Werken sind seine versponnenen Zeilen beigegeben, aufgeklebt auf der Rückseite: „Angela. Verstehe, du hast 2 Stunden Zeit. Parkuhr. Autofahren wirst du aber nicht mehr lange.“ „Manondonna. Du singst und bist voluminös. Deine ockerfarbenen Köpfe glissanden mit Halbtonschritten auf die runde Bühne...“. Die Welt ist wirklich crazy bei Jürg Burth.
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