zum Hauptinhalt
Sexobjekt, Ideologin, Kultfigur? Davon können sich Leser in der jetzt bei Schünemann erschienenen Neuauflage der Barbarella-Reihe aus den 1960er Jahren ein eigenes Bild machen.

© Illustration: Jean-Claude Forest/Schünemann

Leseraktion: Leicht bekleidet für den Weltfrieden

Wir haben unsere Leser gefragt: Welchen Comic würden Sie anderen Menschen besonders empfehlen? Hier eine aktualisierte Auswahl der Antworten, unter denen sich neben Klassikern auch einige Geheimtipps finden.

Barbarella ist Kult. Eine aktuelle Faksimile-Ausgabe des Klassikers im Schünemann-Verlag macht es nun möglich, die Weltraumreisende noch einmal zu entdecken. „Make Love not War“ ist ihr Motto. Aber es sind eben doch einige Jahre vergangen, seit sich die leicht bekleidete Astronautin mit ganzem Körpereinsatz zum ersten Mal für den Frieden einsetzte. Abgesehen von der Hauptfigur bezaubern ebenso die phantastischen Welten, die der Leser mit der Heldin gemeinsam entdeckt. Ob Barbarella nur schön anzuschauendes Sexobjekt ist, rechtmäßige Ideologin oder Kultfigur vergangener Tage, darüber kann man sich dank der im Februar erschienenen Ausgabe auch nach der Jahrtausendwende erneute oder erste Gedanken machen. Auf jeden Fall einen Blick wert!
Linda Heyden

Meine persönliche Empfehlung wäre „Nachsaison“ von Jacques Loustal. Ich bewundere Loustals Art, Stimmungen zu vermitteln und wie er dem Leser knapp und nüchtern seine Charaktere vorstellt. In Kombination mit den Bildern ergibt sich daraus ein umwerfender trockener Humor. Die Kulissen wirken auf mich oft wie ganz großes Kino. Man kann die Bilder lange Zeit betrachten und auf sich wirken lassen. Fast so, als wenn man vor einer großen Leinwand säße.
Sabine Peiseler

Neueinsteigern, Gelegenheitslesern wie auch Fans kann ich ein Buch auf jeden Fall empfehlen: Scott McClouds „Comics richtig lesen“. Selten habe ich einen cleveren Sekundärtitel zu dem Thema Comic gelesen, der nicht nur darüber berichtet, wie das Medium Comic funktioniert, sondern sich auch gleichzeitig dessen Sprache bedient. Ohne einen mit Fachwörtern zu verwirren oder gar zu blenden, bringt McCloud einem dem Comic nah. Er regt zum Nachdenken an, er erklärt geschickt Zusammenhänge und bringt einen immer wieder zum Schmunzeln. Spätestens mit der Erklärung „Dies ist keine Pfeife“ hat McCloud den Leser ganz auf seiner Seite. Der Comic wird hier nicht abstrakt zu einer Kunstform zwanghaft hochstilisiert und es wird auch nicht versucht, mit der Graphic Novel die Lektüre zu legitimieren. „Comics richtig lesen“ zeigt die Eigenständigkeit und Selbstverständlichkeit des Mediums auf einer Augenhöhe mit allen anderen Kunstformen. Das es dabei auch noch leicht, elegant und unterhaltsam zu lesen ist, zeichnet diesen Comic nur noch umso mehr aus.
Holger Wedeking

„Stray Toasters“ von Bill Sienkiewicz entstand Ende der 1980er Jahre als Miniserie. Ein wirrer Achterbahntrip durch die Hölle des Alltäglichen, in Gestalt eines unglaublichen Stilmixes der alle Regeln des Comiczeichnen bricht. Der Teufel vergnügt sich in New York. Inspektor Egon R., schwer alkoholkrank, muss einen Frauenmord aufklären, Täter ist ein zum Roboter umfunktionierter Toaster. Kronzeuge ein Kind, das von der Ex-Freundin des Inspektors aufgenommen  wird… Die verschiedenen Erzählperspektiven sind eingebunden in einen wilden Mix  der Zeichnungen: Feder, Pinsel, Airbrush, Collagen, mal grell bunt, dann wieder schwarz-weiß. „Stray Toasters“ ist ein Meilenstein des innovativen Comics,  der leider gegen ein Stoppschild prallte und dort liegen blieb.
Barbara Dohrn

Geheimtipp: „Buddy Does Jersey“ von Peter Bagge.
Geheimtipp: „Buddy Does Jersey“ von Peter Bagge.

© Illustration: Bagge/Fantagraphics

Der Comic, den ich empfehlen möchte, ist meines Wissens bisher leider nur auf Englisch erschienen: „Buddy Does Jersey“ von Peter Bagge. Der Sammelband umspannt die semi-autobiographischen Geschichten um Buddy Bradley von 1994 bis 1998 (die Serie läuft seit ca. 1990 bis heute). Die Hochphase des Grunge-Hypes ist abgeklungen, und Buddy zieht von Seattle zu seinen Eltern nach New Jersey zurück. Hier eröffnet er mit seinem alten / neuen Freund Jay einen Second-Hand-Laden für Collector's Items (Hauptsächlich Schallplatten und Comics). Bagges nüchterner Blick auf das Business (sowohl des Ladens als auch des Alltags) hält die Spannung über die humorvollen Momente hinaus. Das Handeln mit Platten und Comics ist ebenso aufregend wie Buddys nächtliche Sessions in Unterhose vor dem Internet. „Buddy Does Jersey“ ist ein Erwachsenen-Comic, der bei all seiner Überdrehtheit die klassische Überdrehtheit der Underground-Comics der 1970er bei Themen wie Sex, Drogen und Gewalt zugunsten eines eher lakonischen Tons zurückweist - also theoretisch ist das Buch nichts für Kinder, praktisch jedoch vielleicht passender als „Kick Ass“ oder „Saw“. Bagges Zeichenstil ist trotz aller Kurvigkeit gegenständlich und klar. Trotzdem er von Crumb beeinflusst ist, hält er sich mit Schraffuren zurück, bzw. setzt er diese als mit klaren, zählbaren Zacken abgetrennte Schwarz-Flächen ein. Theoretisch ist sein Stil eigentlich gar nicht so mein Ding, aber über seine Stories hat er mich schon zeitgleich gekriegt (in den frühen 1990ern erschienen seine „Hate“-Geschichten in „U-Comix“). Inzwischen bleibe ich jedoch oft bewundernd an den Bildern hängen und studiere, wie er das Ganze aufgelöst hat. Nebenbei enthält der Band die schönste Love moves in strange ways-Szene, die ich bisher in einem Comic gelesen habe.
Michael Gruteser

Einen bzw. vier Comics die ich jedem Interessierten nur ans Herz legen kann: Manu Larcenets „Der Alltägliche Kampf“. Die Geschichte des Fotografen Marco, der sich einen Platz im Leben und mit dem Leben sucht ist grandios erzählt und nicht minder gut gezeichnet. Von Sinnkrisen, Beschäftigung mit Familienhistorie, Partner- und Freundschaft sind alle Aspekte des Lebens vertreten. Larcenets Zeichnungen sind einfach aber trotzdem detailliert, schön koloriert und in Ausdruck von Figuren und Landschaft so empathisch, dass dieser Comic nur begeistern kann.
Henning Lahr

Ich empfehle Moebius’ Comic „Die hermetische Garage des Jerry Cornelius“ (1979, kürzlich neu aufgelegt bei Cross Cult), denn in dieser Garage ist alles möglich! Moebius’ fantasievolle Zeichnungen begeistern mich heute noch so wie vor zwanzig Jahren. Major Grubert, die Hauptfigur, begegnet auf einer Universum-Odyssee Aliens, Realitätsverzerrungen, Technikwundern und weiblichen Verführerinnen. Innerhalb der Geschichte wechselt das Genre von Science-Fiction zu Erotik und Western (Moebius zeichnete unter seinem richtigen Namen Jean Giraud den Leutnant-Blueberry-Zyklus). Die hermetische Garage ist in zwei- bis vierseitigen Fortsetzungen entstanden. Bei jeder Lektüre setzt sie sich anders zusammen. Garantiert überraschend.
Alexander Posch

„Ausgetrickst“ von Alex Robinson: Vergleichbar mit einer guten amerikanischen Fernsehserie, leicht zugänglich, zunehmend komplex und mit Sogwirkung. Man lernt ein ganzes Panoptikum an Figuren kennen, deren Wege sich zunehmen kreuzen. Neben der raffiniert verschachtelten Geschichte spielt Robinson mit den Möglichkeiten des Comics. (Am besten - gleich die nächste Empfehlung – „Comics richtig lesen“ von Scott McCloud lesen und danach „Ausgetrickst“ (und staunen)).
Ulrich Lücke

Freunden düster, abgründiger Geschichten empfehle ich „Der Extremist“ von Peter Milligan und Ted McKeever. Die Geschichte handelt von Judy, die entdeckt, dass Ihr toter Partner der Henker in einer SM-Gemeinschaft war. Erzählt wird die Geschichte in vier verschachtelten Kapiteln. Ted Mckeever setzt dass Szenario in einem Stil um, die dem Ganzen genügend Abstand gibt. 
Michael Lauterbach

Zeitlos. „Watchmen“ ist einer der Favoriten unserer Leser.
Zeitlos. „Watchmen“ ist einer der Favoriten unserer Leser.

© Illustration: Gibbons/Panini

Man neigt zu überschwänglichem Pathos bei der Beschreibung von Alan Moores und Dave Gibbons’ „Watchmen“. So groß, so vielschichtig, so artifiziell präsentiert sich der Comicwälzer, der in der Tat mehr ist als der oft herbeizitierte Meilenstein. Was hier an den Leser herantritt, ist nicht nur die Neuinterpretation der Machtphantasie ‚Superheld’. Es ist der Entwurf eines ganzen Kosmos’, einer alternativen, fiktiven Zeitlinie im New York der 1980er Jahre, in der der Kalte Krieg auf seinem bedrohlichen Höhepunkt erscheint. Form und Inhalt verbinden sich in diesem graphischen Kunstwerk auf so ambitionierte Weise, dass man durchaus geneigt ist, in der Bewertung die Schillersche Erhabenheit zu bemühen. Doch vergessen Sie als die schweren Geschütze. Erkunden Sie „Watchmen“ meinetwegen nur, um eine Frau in hautenger Superheldenkostümierung und einen nackten, blauen Übermenschen zu sehen, wie sie auf dem Mars darüber diskutieren, ob es sich lohne, die Erde zu retten.
Nico Kiefer

Mein absoluter Lieblings-Comic ist die Reihe „Love & Rockets“ der Brüder Gilbert und Jaime Hernandez. Die beiden haben einen ähnlichen Zeichenstil und auch inhaltlich vieles gemeinsam. Gilberts Geschichten drehen sich um die Einwohner des kleinen mexikanischen Dorfs Palomar, von denen später viele nach Kalifornien auswandern. In Jaimes Geschichten steht eine Gruppe von Freunden aus Hoppers, einem Latino-Vorort von Los Angeles im Mittelpunkt. Der Leser kann jeweils die Entwicklung der einzelnen Figuren über Jahre hinweg verfolgen. Sie wachsen einem mit ihren Erfolgen und Misserfolgen zwischen Liebe, Freundschaft, Punk Rock, Familie, Beruf und sich wandelnder Gesellschaft ans Herz. Mit ebenso viel Ernst wie schrägem Humor, in der Regel sehr realistisch, aber auch immer wieder mit Ausflügen ins Surreale und Fantastische. Die amerikanische Original-Ausgabe erscheint seit den 80er Jahren bei Fantagraphics, auf Deutsch gibt es einige der besten Bände bei Reprodukt, mehr unter diesem Link und unter diesem.
Ulrich Fügener

Frederik hat sich verliebt - in die unkonventionelle und fröhliche Cati, deren unglaublich tolle Brüste ihm bei einer Pool-Party sofort ins Auge springen. Vorsichtig und etwas schüchtern nähern sich die beiden einander, vor allem Cati hat Angst, denn sie und ihr kleiner Sohn sind HIV-positiv und sie weiß nicht, wie Frederik darauf reagieren wird. Obwohl verunsichert und anfangs übervorsichtig, bauen sich die beiden einen gemeinsamen Alltag auf, der selbstverständlich immer wieder unter dem Damoklesschwert von Catis Krankheit steht. Diesen nachdenklichen, wunderschön gezeichneten autobiographischen Comic kann ich jedem nur ans Herz legen. Völlig kitschfrei und vorbehaltlos widmet er sich dem Thema Aids, ohne dabei jemals mahnend den Finger zu heben oder ins seicht Aufklärerische zu rutschen. Mehr als um Ansteckung und Risiken geht es um die Liebe zwischen zwei Menschen und wie sie ihren Altag bewältigen, so wie das täglich tausende Menschen tun, mit oder ohne HIV. „Blaue Pillen“ von Frederik Peeters ist also mein kleiner Geheimtipp für alle Liebhaber gehobener Comic-Kunst.
Patrick Peltsch

Ein sehr eigenwilliger Lieblingscomic von mir ist „Like a Velvet Glove cast in Iron“ von Daniel Clowes, der einen in eine herrliche, trocken-paranoide Welt entführt , in der Hunde ohne Körperöffnungen tödliche Geheimnisse verbergen. Großartig gezeichnet in klaren Bildern mit harten Kontrasten!
Nadja Ziller

Meine Comicempfehlung: „Ein Mann geht an die Decke“ von Katharina Greve. Der Mann, um den es geht, will seinem Leben eine neue Perspektive geben. Also verdingt er sich als Fahrstuhlführer im Berliner Fernsehturm. Ich mache seit der anregenden Lektüre öfter mal einen Kopfstand.
Heike Petzke

Mich begeistert immer nach wie vor „Die Südseeballade“ von Hugo Pratt. Beeindruckend finde ich den  lakonischen Erzählstil, den ultracoolen Protagonisten Corto Maltese  sowie die reduzierten durchkomponierten Bilder. Ganz großes Kino.
Jörg Schwiemann

Das Unfassbare zeigen. Art Spiegelmans „Maus“ ist der Favorit mehrerer Leser.
Das Unfassbare zeigen. Art Spiegelmans „Maus“ ist der Favorit mehrerer Leser.

© Illustration: Spiegelman/Fischer

Ich möchte die Graphic Novel „Maus“ von Art Spiegelman mit des Künstlers eigenen Worten empfehlen: „I need to show the events and memory of Holocaust without showing it“. Spiegelmann gelingt etwas, vor dem nach dem Zweiten Weltkrieg viele zurückschreckten, das grauenhafte Geschehen in Worten (und Bildern) darzustellen. Das gelingt ihm zusätzlich auf eine Weise, die auch normalerweise am Thema nicht Interessierte ansprechen könnte. Brillant wäre es, wenn es ihm (oder jemandem) gelänge, die Tiermetaphorik fortzuführen und den Konflikt zwischen Israel und Palästina darzustellen (zu Ratten mutierte Mäuse?).
Andreas Preller

Ralf König: „Der bewegte Mann“. Zeitlos gut, immer wieder brüllkomisch.
Claudia Stegemann

Meine Empfehlung: Die „Berlin“-Bände von Jason Lutes (Berlin: Steinerne Stadt/Berlin: Bleierne Stadt).Selten bis nie ist diese Stadt in ihrer Vielschichtigkeit, ihrer Typenvielfalt, ihrer abstoßenden und anziehenden Verrücktheit so eindringlich und liebevoll dargestellt worden. Die detaillierten unkolorierten Zeichnungen genau wie die gewitzten Dialoge halten ein Berlinbild fest, das in seiner Komplexität über den an sich schon hoch interessanten historischen Stoff weit hinaus in die Gegenwart verweist.
Philipp Winterhager

Ich bin durch die Tagesspiegel-Comicseiten auf das Epos  „The Exterminators“ gestoßen. Wow, das war prima Stoff. Die Story um die Kammerjägertruppe „Bug-Be-Gone“ und ihren Kampf gegen das Ungeziefer hat mich schwer gepackt. Straight gezeichnet, teilweise etwas splatterig und mit feinem Humor versehen, war es eines meiner Highlights in den letzten Wochen.
Hans-Joachim Hattwich

Mir gefällt „Der Dunkle Turm“, eine Geschichte von Stephen King, gezeichnet mit diesen tiefen geschürten Gesichtern wie man sie nur aus Western kennt. Sie handelt von drei Jungs, denen man beigebracht hat, wie Männer zu handeln, bevor sie wussten, was kinderleicht bedeutet. Die Reihe ist recht neu und wird wohl noch fortgesetzt, es ist keine typische Geschichte von King aber sehr gut gemacht und fantastisch inszeniert
Michael Scheid

„Watchmen“ von Alan Moore. Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Macht, Superhelden und dem Kalten Krieg, doppelbödig und intelligent erzählt. Und immer wieder spannend zu lesen, auch wenn man den Film schon kennt.
Karl Salinger 

Stilbildend. Die Comicserie „Reisende im Wind“ von François Bourgeon, hier eine Szene aus dem vierten Band, wird derzeit im Splitter-Verlag neu aufgelegt.
Stilbildend. Die Comicserie „Reisende im Wind“ von François Bourgeon, hier eine Szene aus dem vierten Band, wird derzeit im Splitter-Verlag neu aufgelegt.

© Illustration: Bourgeon/Splitter

Ich empfehle wärmstens die Comicserie „Reisende im Wind“ von François Bourgeon, deren ersten fünf Alben erstmals von 1981-1984 in Deutschland erschienen sind und nun mit Band 6.1 und 6.2 vom Künstler weitergeführt wurden. Alle Bände sind als Hardcover-Neuauflage vom Splitter Verlag veröffentlicht worden und auf besonders hochwertigem Papier gedruckt, das Bourgeon selbst ausgesucht hat. Das Lettering wurde seiner Handschrift nachempfunden. Die ersten fünf Bände beinhalten eine Grafik des Originalcovers. Die Abenteuerserie spielt im 18. Jahrhundert und behandelt die Themen Sklaverei und Kolonialismus. So schuf Bourgeon 1979 ein neues Genre, den erwachsenen Historiencomic. Die zwei neu erschienen Bände mit dem Titel „Das Mädchen vom Bois-Caïman“ knüpfen an die ältere Geschichte an und spielen in New Orleans, Louisiana, im Jahre 1862. Auch nach 25 Jahren überzeugt diese „Graphic Novel“ durch die Qualität der Zeichnungen und Komplexität der Geschichte.
Malte Ussat

Ich würde „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ von Art Spiegelman empfehlen. Spiegelman schafft es, diese äußerst schwierig zu erzählende Geschichte durch seine Bilder eindrucksstark zu vermitteln.
Gregor Siber

Ich möchte gerne dieses Buch empfehlen: „Der Ursprung“ von Marc-Antoine Mathieu. Es ist ein riesiger Comic-Band, der weitaus mehr als nur klasse Zeichnungen enthält! Irgendwo zwischen Traum und Realität wandelt der Protagonist durch eine Welt, in der Wohnraum Mangelware ist, und selbst der Humor einer absurden Reglementierung unterliegt. Bereits der Weg zum Arbeitsplatz verdeutlicht die Enge, in der die Charaktere der Geschichte leben: Der Held bahnt sich einen Weg durch die Menschenmassen in den Straßen. Die richtige Einschätzung der Strömung im Gedränge wird zum wichtigsten Kriterium der Navigation. Kurioserweise findet der Held der Geschichte - einmal am Arbeitsplatz angekommen - im Aktenstapel Seiten eines Comics, in der er selber mitspielt - es sind dieselben Seiten des Comicbands, die der Leser ein paar Seiten weiter im Buch lesen wird. Es beginnt eine spannende Geschichte, die die Grenzen zwischen Leser, Protagonist und Autor verwischen lassen. Ganz besonders imponiert hat mir dabei die Experimentierfreude des Autors: so sind z.B. einzelne Panels ausgestanzt, die den Blick auf die Panels auf den angrenzenden Seiten freigeben. Dennoch ergeben sich in der Lese-Reihenfolge sinnvolle Dialoge. Der Comic ist sicherlich experimentell, aber gleichzeitig prima lesbar, toll gezeichnet und unterhaltsam.
Christoph Spanier

Ist das Kunst? Nicolas Mahler verarbeitet in seinem Werk eigene Erfahrungen.
Ist das Kunst? Nicolas Mahler verarbeitet in seinem Werk eigene Erfahrungen.

© Illustration: Mahler/Reprodukt

Anderen Lesern würde ich einen Band von Nicolas Mahler empfehlen, nämlich „Kunsttheorie versus Frau Goldgruber“: Nicht nur, dass allgegenwärtige Diskussionen der Comic-Forschung und -Szene hier gleichzeitig zusammengefasst wie pointiert durch den Kakao gezogen werden, es zeigt gleichsam auf satirische Weise den beschwerlichen Weg des Comic-Zeichners zum Erfolg mit allen Widrigkeiten und allem Unverständnis, die ihm in der Gesellschaft begegnen können. In Mahlers charakteristischen (ich kenne zwar nur zwei seiner Bände, aber der Wiedererkennungswert scheint mir sehr hoch) Zeichenstil zwischen Cartoon/Karikatur und Comic zu Papier gebracht, ist es für Comic-Fans ein großer Spaß!
Matthias Harbeck 

Mein Tipp: „The Dark Tower“. Persönlich würde ich die Graphic Novel über Stephen Kings dunkeln Turm empfehlen. Für manche vielleicht frevlerisch, sind es doch nur Bilder, die auf der Geschichte des Turms aufbauen, nicht die Geschichte, die auf den Bildern beruht. Trotzdem habe ich noch nie eine Graphic Novel gesehen, die so sehr die Stimmung und Atmosphäre einer Geschichte so in Bilder bannen konnte. Awesome!
Jörg Ewers

Ich empfehle „Johnny Hiro“ von Fred Chao erschienen bei AdHouse Books. Dieser sympathische Schwarz-Weiß-Comic schafft eine seltene Verbindung von Pulp Adventure mit warmherziger Alltagsgeschichte um ein junges Pärchen in New York. Diesen Genre Mix findet man kaum in anderen Medien und gerade darum ist „Johnny Hiro“ ein wunderbares Beispiel für die Möglickeiten des Comics, die hier zur Gänze genutzt werden. Ein großartiges Lesevergnügen. 
Andi Preller

Ich würde jedem Leser die „Asterix“-Comics empfehlen. Das sind einfach klasse Geschichten.
Lars Baumert

„The Goon“ von Eric Powell. Hab ich von der Buchmesse mitgebracht. Hat mich schwer begeistert - mein erster echter Comic. :-)
Tine Guermann

Ich empfehle „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“. In dem Buch erzählt der Comiczeichner Art Spiegelman die Lebensgeschichte seines Vaters, der als Jude in Polen nur knapp dem Holocaust entkommen ist. Ich finde das Buch sehr spannend und bewegend. Mir gefällt besonders gut, dass es zwei Handlungsstränge gibt. Erzählt wird nicht nur von der NS-Zeit, sondern auch vom Leben des Vaters danach, davon, wie er mit seinen Erinnerungen an Auschwitz und an seine ermordeten Verwandten und Freunde klar kommt. Gewöhnungsbedürftig ist, dass alle Menschen als Tiere gezeichnet sind, aber schon nach wenigen Seiten ist man völlig gebannt von den guten Zeichnungen und den wirklich gut geschriebenen Texten.
Silvia Stieneker

Körperlose Agenten, actionlastige Kämpfe. Von der Serie B.U.A.P. sind auf Deutsch bislang sieben Bände erschienen.
Körperlose Agenten, actionlastige Kämpfe. Von der Serie B.U.A.P. sind auf Deutsch bislang sieben Bände erschienen.

© CrossCult

Meine Empfehlung für alle Comicleser ist die Serie B.U.A.P. von Mike Mignola und John Arcudi. Die Serie beschreibt die Abenteuer der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“. Diese Behörde ist bekannt aus den Hellboy-Comics. Die Geschichten um Agenten wie den Fischmenschen Abe Sapien, den Homunkulus Roger oder den körperlosen Johann Kraus funktionieren auch ohne Hellboy perfekt. Der Comic bietet seinen Charakteren viel Freiraum um sich zu entfalten schreckt aber auch nicht vor actionlastigen Kämpfen zurück. Er bietet eine ausgewogene Mischung aus Pulp und Fantasy-Elementen. Ein weiterer Pluspunkt ist das preisgekrönte Artwork von Guy Davis. 
Marcus Koppers

Oft gehen neue Kunstgattungen ja mit Paukenschlägen los, die sofort schwer zu erreichende Klassiker werden. So doch auch bei den Comics. Wer etwas über das deutsche Bürgertum der Kaiserzeit erfahren möchte, sollte die Geschichten von Wilhelm Busch lesen. „Max und Moritz“ sind zwar in der Rezeption so popularisiert und verharmlost worden wie z.B. auch „Gullivers Reisen“, aber wenn man sich die Geschichten genau ansieht, ist das alles ziemlich stark. Empfehlen möchte ich „Fipps, der Affe“. Da bleibt einem ganz oft das Lachen im Halse stecken. Und die Themen, die behandelt werden, sind auch nicht gerade gewöhnlich. Es geht sogar einmal um die Weisheit der Schöpfung, und das an der Stelle auch noch in Hexametern. 
Rolf Wanka

Für mich ist dieses Comic ebenso zeitlos wie brand- und hochaktuell: Der Asterix-Band „Obelix GmbH und Co. KG“  bzw. „Obélix et Compagnie“ aus dem Jahre 1976. Es ist der letzte Band, den Goscinny vor seinem Tod 1977 mit Text versah. Sprachlich (insbesondere im französischen Original) grandios und pointiert, der Sprachwitz unerreicht. Meines Erachtens hat dieses Exemplar unter den Asterix-Comics angesichts der Finanz-Krise und der weltweiten Rüge der wirtschaftlichen Gier und ihrer Folgen wieder an Aktualität und Brisanz gewonnen - Welches Unterhaltungsmedium schafft das heute schon, ein gravierendes globales Problem derart tief- und feinsinnig aufs Korn zu nehmen und zu hinterfragen? Hier kann sich die globale Finanzwelt letztlich noch immer an den zänkischen unbeugsamen Galliern ein Beispiel nehmen, die sich schließlich doch auf das besinnen, was wirklich wichtig ist.
Henriette Lillich

Ich habe einige Exemplare des Mosaiks (gebunden) und lose von Hannes Hegen mit den Geschichten der Digedags bei meinen Kindern liegen (jetzt auch schon 30 und 25 Jahre alt). Diese habe ich als Kind gern gelesen und lese heute noch gern darin. Hier werden geschichtliche Hintergründe spaßig und spannend erzählt. Es sind einprägsame Gestalten vorhanden, die für ganze Epochen der Menschheitsgeschichte stehen, zum Beispiel Ritter Runkel.
Susanne Roos

Hinweis: Die Verlosung der Buchpakete ist beendet, die Gewinner werden in Kürze per Post benachrichtigt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false