
© IMAGO/FAMOUS/IMAGO/Mark Cavill
Cyndi Lauper live in Berlin: Knallbunte Frauenpower-Party
Hits, Geschichten, Regenbogenfarben: Cyndi Lauper zelebrierte ein feines Abschiedskonzert in Berlin. Und hatte einen lokalen Star als Überraschungsgast dabei.
Stand:
Als ein Haufen US-amerikanischer Pop- und Rockstars in einer Januarnacht des Jahres 1985 in einem Studio in Los Angeles zusammenkommt, um einen Charity-Song einzusingen, verdirbt Cyndi Lauper die Aufnahmen fast: Ihre unzähligen Armbänder sorgen für ein seltsames Störgeräusch, was dann aber noch rechtzeitig erkannt und gestoppt wird. Einige Stunden später ist „We Are The World“ im Kasten – und die von Lauper mit unglaublicher Verve gesungenen Zeilen gehören zu denen, die man stets heraushört.
Vierzig Jahre später ist die Sängerin auf ihrer „Girls Just Wanna Have Fun Farewell“-Tour durch die Welt und ihre Stimmpower beeindruckt noch immer. Selbst wenn gelegentlich mal ein paar Töne verrutschen, ist es eine gelungene Performance, die die 71-Jährige an diesem Dienstagabend in der Mehrzweckhalle am Berliner Ostbahnhof auf die Bühne bringt.
Sie startet mit Regenbogenkonfetti und der Masturbationshymne „She Bop“ (inklusive Blockflöten-Solo), was die Fans umgehend in die Achtziger und damit größtenteils in ihre Jugendzeit katapultiert. Beim anschließenden Prince-Cover „When You Were Mine“ verstärkt der nach vorne gemischte Synthie dieses Gefühl noch.
Ich wollte unbedingt „I Drove All Night“ aufnehmen, weil ich noch nie einen Song über eine Frau gehört hatte, die fährt.
Sängerin Cyndi Lauper
Beide Eröffnungssongs stammen von Cyndi Laupers 1983 veröffentlichtem Debütalbum „She’s So Unusual“, das sie zum Star machte und bis heute ihr erfolgreichstes ist. Es bildet mit sechs Liedern das Zentrum der rund zweistündigen Show, in der sich die Sängerin immer wieder Zeit für lange Ansagen und Anekdoten nimmt.
Dabei kommt sie mitunter ein wenig vom Weg ab, etwa wenn sie in einer Kindheitserinnerung sogar noch Informationen über gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe ihrer damaligen Hausfassade unterbringt. Doch vieles ist witzig oder spannend, etwa die Geschichte über das Stück „I Drove All Night“, das eigentlich für Roy Orbison geschrieben wurde, das sie aber unbedingt zuerst aufnehmen wollte, „weil ich noch nie einen Song über eine Frau gehört hatte, die fährt“.
Während das Lied donnernd vom Schlagzeug vorangetrieben wird, ist das Auto aus dem damaligen Videoclip als Projektion zu sehen – auf der weißen Schleppe von Laupers Kostüm, die sie hochhält. Die Sängerin zieht sich häufig um, auch mal auf der Bühne, und hat eine beeindruckende Menge an bunten Perücken dabei. „Fearless“ trägt sie dann ohne künstliches Haar und ohne Bandbegleitung vor. Ein schöner, fast intimer Moment im weißen Licht, bei dem man sich die New Yorkerin in zukünftigen kleineren Konzertformaten vorstellen kann.
Doch an diesem Abend geht es ihr ums Glitzerformat. Sie wolle sich „big“ verabschieden, sagt Lauper an einer Stelle. Und so darf die siebenköpfige, teils aus alten Freundinnen und Freunden bestehende Band bei „Sisters Of Avalon“ wieder voll einsteigen. Den Titelsong des 1997 veröffentlichten Album bringt sie schwungvoll über die Rampe, doch die Konzerthöhepunkte kommen erst anschließend: Für „Time After Time“ bittet Lauper die Zuhörerinnen und Zuhörer die Lampen ihrer Mobiltelefone anzuschalten, um dann mit ihnen zusammen eine ihrer berührendsten Popballaden zu singen.
Bei der Zeile „If you’re lost you can look and you will find me“ ist Tränenzieher-Zeit, genau wie später im Zugabenteil bei „True Colours“, für das die Sängerin auf eine vorgelagerte Extrabühne kommt. Sie lässt ein langes regenbogenfarbenes Band Richtung Hallendecke wehen, ein Gruß an den Freund, der an den Folgen von Aids starb und dem das Lied gewidmet ist.
Als Hommage an die erst spät zu Anerkennung gekommene Künstlerin Yayoi Kusama, deren Foto eingeblendet wird, inszeniert Cyndi Lauper ihren größten Hit „Girls Just Wanna Have Fun“. Die typischen Punkte der Japanerin bestimmen vom Bühnenbild bis hin zu den rot-weißen Kostümen die komplette Optik des Konzertfinales. Und als Gastsängerin kommt Peaches mit einer lustigen Mopp-Perücke auf die Bühne. Eine Frauenpower-Party in vier Minuten. Großer Spaß und ein würdiger Abgang.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: