zum Hauptinhalt
Dell (Kevin Hart) bringt neuen Schwung in das Leben des misanthropen Phillip (Bryan Cranston).

© Constantin

"Mein Bester & Ich" im Kino: Der Ex-Knacki im Luxusloft

Mit "Mein Bester & Ich" hat Hollywood die französische Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ neu verfilmt.

Von Andreas Busche

Sollte sich noch immer jemand wundern, warum die Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag ohne Moderator stattfindet, dem sei der neue Film von Kevin Hart ans Herz gelegt, als Ersatz und nachgereichte Begründung für das gescheiterte Engagement. Hart war von seiner Aufgabe zurückgetreten, nachdem eine Reihe von homophoben Tweets aus den Sturm-und-Drang-Jahren des Stand-up-Comedians in den sozialen Medien aufgetaucht waren. Reue zeigte Hart nicht, stattdessen düpierte er mit seinem Rücktritt die Academy, nachdem er sich allerdings als möglicher Moderator bereits unmöglich gemacht hatte.

Nun kommt „Mein Bester & Ich“ in die deutschen Kinos, ein Film aus dem Nachlass der inzwischen liquidierten Weinstein Company. Man könnte das Remake der Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ also als doppelt verbrannt bezeichnen, der Titel des französischen Originals war insofern prophetisch: „Intouchables“ – die Unberührbaren.

Das Remake kommt ohne den Rassismus des Originals aus

Kevin Hart spielt den Ex-Knacki, der von einem querschnittsgelähmten Investmentbanker (Bryan Cranston) als Pfleger angestellt wird. Der misanthrope Witwer, der mit seiner Assistentin (Nicole Kidman) in einem Loft über dem Central Park residiert, verhilft dem notorisch abgebrannten Familienvater zu sozialer Aufwärtsmobilität. Der wiederum stiftet dem Milliardär („Hast du mehr Geld als Jay-Z?“) neue Lebensfreude – und führt den Eremiten wieder auf dem Datingmarkt ein.

Die französische Komödie hat in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen Mangel an kulturellem Feingefühl bewiesen – beziehungsweise eine äußerst „robuste“ Idee von Multikulturalismus. In Hollywood leistet man sich solche Ausfälle, gut gemeint-bevormundend, oft genug aber eben auch rassistisch, nur noch alle paar Jahre, aktuell wieder mit „Green Book“. Über Rassismus und die amerikanische Klassengesellschaft hat „Mein Bester & Ich“ etwas mehr zu sagen als das Original, die Ressentiments, über die die französische Vorlage großzügig hinwegkalauert, thematisiert Regisseur Neil Burger zumindest selbstironisch.

Für diese Sorte von handwerklich routiniertem Feelgood-Kino geht das schon völlig in Ordnung. Aber dann erinnert man sich – etwa in der Szene, in der Hart Cranston einen Katheter legen muss – an so viele frühere Filme in Harts Karriere, in denen die Situationskomik auf „gay panic“-Witzen basierte. Und plötzlich ist man erleichtert, dass einem diese Peinlichkeit am Sonntag erspart bleibt.
In 17 Berliner Kinos, OV: Neukölln Arcaden, CineStar im Sony Center

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false