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Oscar-Preisträger Donnersmarck: Der Goldjunge

Noch vor zwölf Monaten kannte kaum jemand seinen Namen. Mit seinem Spielfilmdebüt "Das Leben der Anderen" hat der 33 Jahre alte Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck auf Anhieb den Sprung in den Kino-Olymp geschafft.

Hamburg - "Der Deutsche Film ist voller Kraft und erlebt in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung", jubelte von Donnersmarck in Hollywood mit dem Oscar in der Hand. "Ich bin sehr glücklich und dankbar ein Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein, die sich immer noch wie ein Traum anfühlt."

Der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film zeichnet ein Werk aus, das mit seiner Klugheit und menschlichen Größe angesichts des schwierigen Themas der Stasi-Aufarbeitung viele überrascht hat. "Ich komme aus dem Staunen gar nicht raus, dass solch ein westlich gewachsener Regie-Neuling wie Donnersmarck (...) ein dermaßen realistisches Sittenbild der DDR mit einer wahrscheinlich frei erfundenen Story abliefern konnte", schrieb der DDR- Regimekritiker Wolf Biermann zum Filmstart im März vergangenen Jahres in der "Welt".

Nach "Sonnenallee" und "Good Bye, Lenin!" war "Das Leben der Anderen" 17 Jahre nach dem Mauerfall der erste große deutsche Film, der sich ernsthaft und ohne humoristische Ostalgie mit der DDR- Vergangenheit auseinander gesetzt hat. Die Geschichte folgt einem Stasi-Offizier (Ulrich Mühe), der einen Ostberliner Theaterautor und seine Freundin bis ins Intimste überwacht. Doch dabei gewinnt er Einblicke in dieses Leben der anderen Menschen, die seine eigene Haltung zur Spitzeldiktatur ins Wanken bringen.

Knapp 1,7 Millionen Zuschauer sahen den Film in Deutschland. Durch den Oscar erschließt sich die Produktion neue Märkte weltweit. In den USA, wo "Das Leben der Anderen" am 9. Februar anlief, verbuchte das Drama den besten Kinostart eines deutschen Films mit Untertiteln. In Frankreich zog die Produktion mehr als 130.000 Menschen in der ersten Woche an, in Dänemark 120.000 seit dem Start.

Zahlreiche Ehrungen

Dem Oscar-Jubel gingen viele andere Freudenausbrüche des Regisseurs voraus. Auf den Bayerischen Filmpreis folgten der Deutsche und Europäische Filmpreis 2006, ein Publikumspreis in Locarno, eine Nominierung für den Golden Globe und viele Ehrungen mehr. Lohn für fünf Jahre Arbeit am Drehbuch seines Films, für die schwierige Finanzierungsphase und den Kampf, überhaupt ernst genommen zu werden als junger, privilegierter "Wessi", der eine Ost-Berliner Geschichte auf die Leinwand bringen wollte.

Seine überzeugenden Auftritte in der Öffentlichkeit und auch den Erfolg seiner wochenlangen Oscar-Kampagne in den USA verdankt der Vater von zwei - demnächst drei - Kindern einer kosmopolitischen und tatkräftigen Grundeinstellung. Als Spross einer alten schlesischen Adelsfamilie am 2. Mai 1973 in Köln geboren, verbrachte von Donnersmarck seine Kindheit unter anderem in New York, Berlin und Brüssel. Er studierte in Leningrad, fand eine Karriere als Russischlehrer aber nicht sehr glamourös und widmete sich im feinen Oxford den Sozialwissenschaften.

Praktikum bei Attenborough

Den beruflichen Einstieg zum Film suchte er durch ein Praktikum beim Regie-Altmeister Richard Attenborough. Noch ein Studium folgte und zeigte jetzt den richtigen Weg. An der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) lernte Henckel von Donnersmarck sein Handwerk - so gut und gründlich, dass gleich sein erstes langes Werk den Oscar holte.

Kein Wunder, dass auch in Bayern am Montag die Freude groß war. Gerhard Fuchs, Rektor der HFF und Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks, der "Das Leben der Anderen" koproduziert hat, freute sich über die gelungene Nachwuchsförderung und darüber, "dass anspruchsvolle Filmkunst noch immer die höchste Anerkennung und das beste Publikum finden kann". (Von Karin Zintz, dpa)

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