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ARD Degeto TATORT: RAPUNZEL, am Sonntag (15.06.25) um 20:15 Uhr und um 00:00 Uhr im ERSTEN.
Vanessa Tomasi (Elena Flury)
© SRF/Salvatore Vinci, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter Degeto-Sendung und bei Nennung "Bild: SRF/Salvatore Vinci" (S3). ARD Degeto/Programmplanung und Presse, Tel: 069/1509-335, degeto-presse@degeto.de

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Der Schweizer „Tatort: Rapunzel“: Wie man mit Haaren richtig Kohle machen kann

Hexen, koschere Juden, Perückenmacher, Michelle Obama: Der Schweizer „Tatort“ entspinnt einen verstiegenen Krimi rund um das Thema Haare.

Stand:

So etwas haben „Tatort“-Kommissare noch nicht gesehen: In einer Baumkrone hängt tot, Hals über Kopf, eine junge Frau, eine Seite ihres langen blonden Haares ist abrasiert. Die Züricher Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott stehen vor einem Rätsel: „Tatort: Rapunzel“ (Sonntag, ARD, 20 Uhr 15).

Das Opfer heißt Vanessa Tomasi (Elena Flury), Tochter des Star-Coiffeurs Marco Tomasi (Bruno Cathomas), die in einer Perückenmanufaktur eine Ausbildung absolvierte. Auf der Suche nach Täter und Motiv tauchen Ott (Carol Schuler) und Grandjean (Anna Pieri Zuercher) ein in das lukrative Business um Echthaare.

Ins Visier kommen neben der Chefin der Perückenmanufaktur, der Chef eines (ja, das gibt es!) Internationalen Haarhändler-Ringes, dessen Frau und die Studentin Lynn, die trauernde Lebensgefährtin des Opfers, die offenbar etwas verheimlicht.

Internationaler Haarhändler-Ring. Da hat sich Autor Adrian Illien ein ganz besonderes Thema und Mordmotiv einfallen lassen. Haare, wohin man schaut.

Wer hätte denn das geglaubt und gewusst: Haare stehen für Vielfalt, Haare sind politisch, weil sie mehr als nur Ästhetik berühren. Sie spiegeln Machtverhältnisse wider und dienen als Bühne gesellschaftlicher Aushandlung. Man darf den Wert des Haares nicht unterschätzen.

Schwieriges Verhör: Anna Pieri Zuercher als Kommissarin Isabelle Grandjean und Carol Schuler als Kommissarin Tessa.

© SRF/Screenshot

Die Haare von Armen schmücken die Köpfe der Reichen. Haare sind ein lukratives Geschäft. Der Haarhändlerring „Majestic Hair“ beglückt im „Tatort“ von Zürich aus die ganze Welt mit Kopfbedeckung, gerne auch mit Perücken aus koscherem Haar. Die sind für die jüdische Zielgruppe besonders teuer.

Den Hexen im Mittelalter wurde das Haar abrasiert, so dass sie keine Macht mehr hatten.

Die Perückenmacherin Aurora Schneider (Stephanie Japp) im „Tatort“.


Gerade das weibliche Haar unterliegt gesellschaftlichen Schönheitsidealen und patriarchalen Machstrukturen. Haare sind auch ein Symbol des Widerstands. Im Zuge der feministischen Revolution im Iran haben sich die Frauen ihre Haare abgeschnitten.

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Ein Wikipedia-„Tatort“ über Haare, leidlich spannend. Früher galten Haare auch als Sitz der Seele, heißt es einmal, und irgendwo hier hat sich das Buch zwischen kesser Anfangsidee, disharmonischen Ermittlerinnen und kruder Täter-Psychologie verlaufen. Vanessas Mörder kommt mit seiner Haar-Motivik am Ende um die Ecke wie Kai aus der Kiste.

Viel Haar-Expertise, viel Bedeutung, viel Mythos, viel Anklang. Haare als Mordmotiv? Das erinnert von ferne an Patrick Süskinds Bestseller-Buch „Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders“.  

Hängen bleibt von diesem verstiegenen Schweizer „Tatort“, für den Regisseur Tobias Ineichen surreale Bilder und Grimm-Zitate findet, die erstaunliche Wertschätzung dessen, was einem da so ständig auf dem Kopf wächst (oder auch nicht mehr wächst). Und vor allem der Satz: Hätte Michelle Obama ihre Haare nicht geglättet, wäre Obamacare gescheitert.

Wir schauen nach diesem Krimi jedenfalls ganz anders auf diese Welt, auch auf die Haare des US-Präsidenten.

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