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Die Berlinale-Leserjury 2025: Die sieben Verschworenen
Bevor sie den besten Film aus der Forum-Sektion kürt, sitzt unsere siebenköpfige Tagesspiegel-Leserjury ab Donnerstag über 42 Stunden zusammen im Kino.
Stand:
Auf der Berlinale waren sie alle schon mal, die Spanne reicht vom dritten bis zum 17. Besuch. Was ihre filmischen Vorlieben betrifft, sind die sieben Leserjuror:innen, die das Tagesspiegel-Team aus über 90 Bewerbungen ausgewählt hat, allerdings so vielseitig wie das Festival selbst. Überschneidungen finden sich weder bei den aktuellen Lieblings- oder Hassfilmen, noch bei den bevorzugten Kinos in Berlin.
„Ich schätze das b.ware Ladenkino in Friedrichshain mit seinem Programmangebot von täglich bis zu 15 Filmen“, sagt Jurorin Manuela Ziegler, die freiberuflich für ein großes Medienunternehmen arbeitet und als gebürtige Cottbuserin ihre ersten Filme nach der Wende in der dortigen Videothek sah. Mit Kopfhörern am Kabel und gegen eine Gebühr von zwei Mark.
Jury-Bewerbung in Gedichtform
Ein breites Programmangebot schätzen auch die anderen Jury-Mitglieder. Zu ihnen gehören ein Arzt aus der Charité mit künstlerisch-queerem Freundeskreis, eine Oboistin, die auch als Übersetzerin und Kinderbuchillustratorin arbeitet, eine Touristikerin, ein angehender Kurzfilmer, eine Film- und Literaturwissenschaftlerin und ein Medienwissenschafts-Student, der seine Jury-Bewerbung in Gedichtform verfasst hat.

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Die Berlinale, das sind bekanntlich viele Festivals unter einem Dach, mit vielen Publika, für Genrefilme, Arthouse, entlegene Filmländer, Animiertes, Essayfilme, Kurzfilme oder auch Hollywoodproduktionen mit Stars. Ebenso wenig lässt sich die Forum-Sektion auf einen Nenner bringen, denn sie versammelt zwar besonders wagemutige und innovative Werke, aber auch das in einem großen Spektrum.
Zum aktuellen Jahrgang zählen Spiel- und Hybridfilme, klassisch Erzähltes, Experimentelles, Low- und Nobudget. Auffallend die zahlreichen Debüts, etwa die Hälfte der Uraufführungen und internationalen Premieren sind dokumentarische Formen. Insgesamt 24 Filme wird die Leserjury sichten, im Arsenal, im Delphi, im Cubix und im Zoo Palast, darunter auch den längsten Forums-Beitrag, den Vierstünder „Palliativstation“.
Als Publikumspreis genießt die Leserjury-Auszeichnung hohes Ansehen bei den Filmschaffenden, erklärt Forumschefin Barbara Wurm beim Warming-up am Montagabend im Verlagshaus des Tagesspiegels. Filme werden für Zuschauer:innen gedreht, und deren Wertschätzung zählt am Ende am meisten.
Am Freitag, den 21. Februar, werden die Sieben als 17. Leserjury dieser Zeitung ein letztes Mal beraten und ihren Top-Film küren. Die Jury aus dem vergangenen Jahr, die bei der Encounters-Reihe angedockt war, hatte sich für Christine Angots Dokumentarfilm „Une famille“ entschieden.
So viele unterschiedliche Arten des Kinos, wie kann man das vergleichen? Einen Rat bekommt die Jury mit auf den Weg: Am Ende zählt, welchen Film man unbedingt noch einmal sehen und seinen Liebsten, der Familie, den Freunden ans Herz legen möchte. Denn der Gewinnerfilm, der bei der Preisverleihung der unabhängigen Jurys am 22. Februar verkündet wird, ist am Berlinale-Publikumstag, dem 23. Februar, nochmals zu sehen: um 19 Uhr im Arsenal Kino, in Anwesenheit der Jury. Tickets dafür sind bereits auf der Berlinale-Webseite erhältlich.
Ein Kinobesuch am Wahlsonntag, eine Stunde nach Schließung der Lokale? Das Publikum wird vor und nach dem Film über die aktuellste Hochrechnung informiert, versprochen! Denn der Abend ist ein letztes Highlight der 75. Berlinale, und zugleich ein wehmütiger Abschied. Seit Januar ist das Arsenal dabei, vom Untergeschoss des Filmhauses ins Silent Green im Wedding umzuziehen, für das Festival öffnete es noch einmal seine Pforten. Und die Leserjury lädt an diesem Abend zur allerletzten Vorstellung, bevor das Kino am Potsdamer Platz für immer schließt.
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