
© Universal/Augusta Quirk
Die Kinostarts der Woche: Stripperin mischt Oligarchenfamilie auf und das lahme Filmjahr gleich mit
Sex & Lügen, ein Crashkurs zum „Wokeness-Terror“ plus die Ausbeute aus 700 Kisten Leni-Riefenstahl-Nachlass. Diese Filme sind neu im Kino.
Stand:
Standing Ovations in Cannes, Klassenkampf und Sexiness – rettet ein Film über eine Stripperin dieses Kinojahr? Ist Jan Josef Liefers im Spielfilm weniger alter weißer Mann als im wirklichen Leben? Und hat Andres Veiel die Riefenstahl geknackt? Das erfahren Sie in den Filmen, die diese Woche neu in die Kinos kommen.
1 Anora

© dpa/-
Ani kann ihr Glück kaum fassen: Weil die junge Stripperin als einzige ihrer Kolleginnen Russisch versteht, wird sie vom Besitzer des noblen Brooklyner Stripclubs, in dem sie ihren Lebensunterhalt verdient, zur Betreuung eines wohlhabenden jungen Russen und seiner Entourage abgestellt.
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Vanya (Mark Eydelshteyn) ist mehr als nur wohlhabend: Der Sohn eines Oligarchen ist eigentlich zum Studieren in den USA, haut sich aber lieber mit seinen Kumpels die Nächte um die Ohren oder lümmelt in der dekadenten Superluxusvilla seiner Eltern – die in Russland das Geld verdienen, mit dem er um sich wirft – rum und zockt Ballerspiele. Er bietet Ani 15.000 Dollar, um eine Woche lang seine „Freundin“ zu spielen ...
Die wilde Woche wird zur Amour fou und gipfelt in einer Spontanhochzeit in Las Vegas - was Vanyas Eltern alarmiert, die Himmel und Hölle plus Priester und Bodyguards in Bewegung setzen, um ihren Sohn wieder in die Spur zu setzen und die unerwünschte Braut loszuwerden ...
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Zehnminütige Standing Ovations gab es bei den Filmfestspielen in Cannes nach der Premiere, der auch die Goldene Palme als bester Film gewann. Eine weise Entscheidung, ist das jüngste Werk des experimentierfreudigen Regisseurs und Drehbuchautors Sean Baker („The Florida Project“) doch ein frischer Luftzug im noch etwas muffigen Kinojahr 2023. Jörg Wunder
2 Wir werden alle sterben!

© Drop-out Cinema/Knight Errant Films
Den britischen Journalisten Ben Knight lässt das Gefühl permanenter Krisen nicht los. Ständig wird in den Nachrichten der Weltuntergang vorausgesagt. Im Internet stößt er auf Menschen mit skurrilen Überlebensplänen und begibt sich daraufhin auf eine Reise. Von den Fluten im Ahrtal über Extinction-Rebellion-Demos bis hin zu verlassenen Raketensilos in Kansas.
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Die Menschen haben ganz unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit der permanent drohenden Apokalypse umzugehen: vom nerdigen Prepper, der in ganz Deutschland Lebensmittelkisten vergraben hat, bis hin zum Alt-Hippie, der im Ernstfall auf Liebe als Waffe setzt.
Der Film ist eine Mischung aus tiefgründiger Reflexion und schwarzem Humor. Doch statt in pure Verzweiflung zu verfallen, schafft es Knight, das Düstere mit absurd-komischen Momenten zu durchbrechen, ohne die Ernsthaftigkeit der globalen Bedrohungen aus den Augen zu verlieren oder die Menschen ins Lächerliche zu ziehen. Hyvin Barim
3 Alter weißer Mann

© Leonine/Jürgen Olczyk
Simon Verhoevens Zeitgeist-Komödie ist ein Crashkurs zum Debattenstand um „Gender-Wahnsinn“ und „Wokeness-Terror“ – im Maßstab deutschen Humorverständnisses. Der alte weiße Mann, so wie ihn Jan Josef Liefers verkörpert, ist ein Fall für die Couch: Heinz Hellmich steht vor der Beförderung in die Führungsetage, als seine Social-Media-Kampagne einen Shitstorm auslöst. Die Anzeigen sind zu weiß, zu heteronormativ, zu cis. Sein Chef (Michael Maertens) ordnet eine Diversity-Schulung an.
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Anders als die Anti-PC-Allianz aus Sönke Wortmann und Christoph Maria Herbst, bei denen es darum geht, humoristisch die Grenzen des Sagbaren zu verschieben, ist Verhoeven ernsthaft am Dialog interessiert. Die Problemfigur ist nicht Hellmich, sondern Opa Georg (Friedrich von Thun), dem Verhoeven vorgeblich ironische „anti-woke“ Agit-Prop in den Mund legt.
Hellmich hingegen mag ein Auslaufmodell sein, aber für zwei Jahre kriegt man ihn noch mal durch den Sprach-TÜV. Dass Verhoeven so jenen den Wind aus den Segeln nimmt, die „Wokeness“ als gesellschaftliches Grundübel betrachten, ist sympathisch. Andreas Busche
4 Die Rückkehr des Filmvorführers

© Deja Vu Filmverleih
Das erste Mal treffen wir Samid, als er sein Maultier einen nebligen Hang in Aserbaidschan hinaufführt, ein Laptop schwenkend. Internet-Empfang wird er erst auf der Bergspitze haben. Samid braucht eine spezielle Glühlampe für seine Filmprojektoren, die er seit den Jahren, als er Filmvorführer war und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr genutzt hat.
Nach dem unerwarteten Tod seines Sohnes will Samid noch einmal tun, was ihm wirklich wichtig war – und vielleicht auch seiner ziemlichen stoischen Dorfgemeinschaft etwas zurückgeben.
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Samid hat einen Verbündeten, seinen Enkel Ayaz, der Animationen für die sozialen Netzwerke auf seinem Handy produziert. Gemeinsam erleben sie eine großartige Zeit, während die Jahreszeiten beim Warten auf die Projektorlampe vorüberziehen. Die hat Kameramann Daniel Guliyev wunderschön eingefangen für Orkhan Aghazadehs feinhumoriges Langfilmdebüt, das die Kraft des Kinos feiert und schelmisch zwischen Doku, Scripted Reality und Fiktion mäandert.
Unbedingt auf einer Leinwand sehen, und wenn sie aus Bettlaken genäht wäre. Ingolf Patz
5 Dann gehste eben nach Parchim - Von der Leidenschaft des jungen Theaters

© Real Fiction
Berlin, Hamburg oder wenigstens ein Vier-Sparten-Haus wie in Cottbus – nee, für Gesa und Arikia wird es Parchim. Nach der Schauspielschule haben die beiden jungen Frauen in der 18.000-Seelen-Stadt ihr erstes Engagement. 2.100 Euro brutto – so viel haben sie noch nie verdient, erzählen beide begeistert.
Überhaupt ist ihre Offenheit ein großer Gewinn: Sie zeigen ihre Zimmer, lassen sich beim Schminken, den Proben und dem harten Feedback zusehen. Man ist einfach dabei und kriegt Einblick ins Theater-Machen in der Provinz; einmal baut die NPD einen Stand direkt vorm Eingang auf.
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Allerdings beschleicht einen zunehmend das Gefühl, dass der Regisseur entweder keine Idee hatte, wie er seinen Stoff in den Griff bekommt oder wirklich glaubt, dass Dokumentarfilme rein „objektiv“ beobachten sollten – und seinem Kameramann gesagt hat: Halt einfach drauf.
Alles plätschert dahin, wie bei einem dieser langen Urlaubsfilme des ambitionierten Nachbarn – anders als die großartige Theater-Doku „Die Prüfung“ ist das Ergebnis ein bisschen schlicht. Antje Scherer
6 Riefenstahl

© Majestic Filmverleih
Hitler wollte, dass sie Filme für die Nazis dreht, Leni Riefenstahl lieferte mit „Triumph des Willens“ und „Olympia“ die gewünschte Propaganda. Nach dem Krieg betonte die Frau, die es schon als Schauspielerin in Bergfilmen mit den Männern aufgenommen hatte, sie habe nur Kunst gemacht, keine Politik. Eine Legende, die viele glaubten.
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Andres Veiels Doku fahndet in Riefenstahls Biografie nach den Ursachen faschistischen Denkens und erkundet anhand ihrer oft erfolgreichen Abwehr jeglicher Kritik die Mechanismen der Verdrängung in Nachkriegs-Deutschland. Ein wichtiger Film über deutsche Kontinuitäten, auch über die erschreckende Aktualität faschistischer Ideologie und Ästhetik.
Möglich wurde „Riefenstahl“ dank Sandra Maischberger: Die TV-Journalistin hatte die 100-Jährige 2002 für eine Reportage aufgesucht, nach eigener Aussage kam sie deren Lügen nicht bei.
Als der Riefenstahl-Nachlass mit 700 Kisten an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ging, sagte sie eine Inventarisierung zu, sicherte sich im Gegenzug das Recht auf eine filmische Auswertung und bat Veiel („Black Box BRD“) um die Regie. Christiane Peitz
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