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HANDOUT - 23.10.2025, ---: Wagner Moura als Marcelo in einer Szene das Films «The Secret Agent» (undatierte Filmszene). Der Film kommt am 06.11.2025 in die Kinos. (zu dpa: «Ein brasilianischer Tarantino? Filmhit «The Secret Agent»») Foto: -/Port au Prince Pictures/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/-

Die Kinotipps der Woche: Wagner Moura hat Paranoia in „The Secret Agent“

Mit Wagner Moura ins wilde Brasilien der 1970er, mit Hannah Ehrlichmann und roter Flagge auf den Reichstag: Was Sie im Kino nicht verpassen sollten.

Stand:

„Rote Stern überm Feld“, das recht anarchische Regiedebüt von Laura Laabs über ein nostalgisches Mecklenburg-Vorpommern, ist einer der seltsamsten, ambitioniertesten deutschen Filme der jüngeren Zeit.

Kerniger wird’s in „The Secret Agent“ über ein Brasilien in der Militärdiktatur und im Horror-Revival „Der Mann, der immer kleiner wurde“.

1 The Secret Agent

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Es beginnt wie ein früher Film der Coen-Brüder. Eine Leiche liegt, notdürftig bedeckt, vor einer Tankstelle, schon seit Tagen. Es ist gerade Karneval in Recife. Aber auch die Polizisten, die auftauchen, interessieren sich mehr für den Neuankömmling als für die Leiche.

Die Gewalteskalation unter dem brasilianischen Militärregime wird mit fast komischer Stoik kaum zur Kenntnis genommen. Für eine Packung Zigaretten darf Armando weiterfahren.

So präzise wie der brasilianische Regisseur Kleber Mendonça Filho die Eröffnungsszene von „The Secret Agent“ inszeniert, so offen lässt er in den ersten knapp anderthalb Stunden (sein Film dauert 158 Minuten), in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Mendonça wurde dafür in Cannes ausgezeichnet, ebenso sein Hauptdarsteller Wagner Moura.

Es ist das Jahr 1977, die Militärdiktatur zieht die Schlinge immer enger um alles, was irgendwie nach Opposition aussieht. Es geht schon lange nicht mehr nur gegen den politischen Gegner, alle bereichern sich in dem korrupten System.

Eine paranoide Grundstimmung schwingt in den Panavision-Bildern von Evgenia Alexandrova mit. Konterkariert wird das latente Unbehagen durch die tropisch-saturierten Farben, die das Siebziger-Jahre-Kino heraufbeschwören.

Mendonça nimmt sich viel Zeit, um die politischen und sozialen Verflechtungen im Brasilien jener Epoche zu entwickeln, doch „The Secret Agent“ fühlt sich nie überladen an. Er bleibt bei aller Freude am Erzählen dicht und spezifisch in seinen Beobachtungen. (Andreas Busche)

2 How To Make A Killing

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Für Fans von Horror und auch für die meisten „Tatort“-Gucker dürfte der Bodycount unproblematisch sein. Falls Sie aber (wie die Rezensentin) zarter besaitet sind, lieber doch eine Warnung: Sie müssen sich bei diesem Film im Kino neunmal die Hand vor die Augen halten.

Das lohnt sich aber schon deshalb, weil diese wilde Komödie bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt. Es geht um ein Paar, Michel und Cathy, das mindestens bis zum Hals im Sumpf des Alltags steckt. Die beiden züchten auf einer leicht verlotterten Farm Weihnachtsbäume, das Geschäft läuft schleppend, es gibt Schulden und einen verhaltensauffälligen Sohn.

Migrantische Drogenkuriere und ein Swingerklub

Sex und Gespräche: seit langem Fehlanzeige. Dann wird Michel in einen Unfall verwickelt, an dem – mitten im Juragebirge – ein Bär, eine Handtasche voll Geld, eine Gruppe migrantische Drogenkuriere und ein Swingerklub beteiligt sind, und plötzlich kann von Alltag keine Rede mehr sein.

Nicht nur bei ihm zu Hause, sondern im ganzen Dorf geraten die Dinge in Bewegung. Und Michel merkt, dass es mehr als „Guten Morgen“ und „Gute Nacht“ braucht, um mit Cathy heil aus dieser Sache herauszukommen. (Antje Scherer)

3 Hysteria

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Gut gemeinter geht es gar nicht. Regisseur Yigit (Serkan Kaya) will an den rechtsextremen Brandanschlag von Solingen erinnern. Und weil niemand Migranten so authentisch spielt wie Migranten, stammen die Komparsen aus einem Geflüchtetenheim.

Dass der Film-im-Film-Dreh in „Hysteria“ bald aus dem Ruder läuft, liegt am Authentizitätswahn des Regisseurs – oder an einer Unachtsamkeit der Requisite. In den verkohlten Kulissen des Solinger Wohnzimmers, das in einer Fabrikhalle nachgebaut wurde, entdeckten die Komparsen ein angekohltes Buch.

„Sie haben einen Koran verbrannt“, ruft Majid (Nazmi Kirik) entsetzt. Prompt wächst die Empörung. Der Kölner Filmemacher Mehmet Akif Büyükatalay verknüpft in dem subtilen Thriller gekonnt Suspense-Motive mit dem Diskursfeuer um Koranverbrennungen, Migranten und Ressentiments.

Ein verlorener Schlüssel und verschwundenes Filmmaterial entfachen ein Spiel des Täuschens, Ausspähens und Beschuldigens. Bei so viel gesellschaftlicher Spannung genügt ein Funke. (Gunda Bartels)

4 The Change

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Über einen Zeitraum von fünf Jahren imaginierte Jan Komasa den Systemwandel in den USA von der freiheitlichen Demokratie hin zu einem faschistischen Staat. Als das Drehbuch zu „The Change“ geschrieben wurde, sollte die Story wohl als Warnung verstanden werden.

Aber die politische Realität weist mittlerweile erschreckend viele Parallelen zur fiktionalen Zukunft des Filmszenarios auf. „The Change“ erzählt von diesem dramatischen Wandel nicht in der Sphäre von Macht und Politik, sondern aus der Perspektive einer Familie um die liberale Professorin Ellen Taylor (Diane Lane).

Weg für faschistoide Bewegungen

Deren Schwiegertochter Liz (Phoebe Dynavor) hat ein Manifest verfasst, das einen gesellschaftlichen Wandel zu einem „Kein-Parteien-System“ fordert und mit Unterstützung der dubiosen „Cumberland Company“ den Systemwechsel vorantreibt.

Innerhalb des familiären Mikrokosmos‘ zeigt „The Change“, wie gesellschaftliche Spaltung den Weg für faschistoide Bewegungen ebnet und mit welcher subtilen wie offenen Gewalt die neuen Machthaber ihre Gegner verfolgen. Ein düsteres Szenario, an das sich die aktuellen Nachrichten aus den USA jeden Tag näher heranarbeiten. (Martin Schwickert)

5 Rote Sterne überm Feld

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Die Aktivistin Tine (Hannah Ehrlichmann) lässt über dem Reichstag rote Fahnen wehen, die Deutschlandflagge einholen. Nun muss sie vor der Staatsmacht fliehen, nach Mecklenburg-Vorpommern, Bad Kleinen. Dort wohnt ihr Vater Uwe (Hermann Beyer) und lässt das Leben an sich vorbeiziehen.

Er hadert mit den Verwerfungen der Geschichte, die er im Lauf seiner Jahre miterleben musste, nicht zuletzt wegen des Verschwindens seiner Frau.

Laura Laabs macht es dem Zuschauer in ihrem beim Filmfestival Max Ophüls Preis mit dem Preis der Filmkritik ausgezeichneten Regiedebüt nicht leicht: ästhetisch und thematisch. Mutter-Tochter-Geschichte, LPG und DDR-Romantik, der verunglückte Zugriff auf RAF-Terroristen im Juni 1993 am Bahnhof von Bad Kleinen, eine Moorleiche, Briefe aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Dachboden, Öko-Wahn, Neonazis, Benjamin-Zitate, die Engel der Geschichte.

Uff. Viele Ambitionen, viel Bedeutungsschwere, viel Ausufern. Ein Krimi nur am Rande, eher eine Zeitreise, eine andere Art Heimatfilm mit starken Darstellern und schwelgerisch-schönen Landschaftsbildern. (Markus Ehrenberg)

6 Der Mann, der immer kleiner wurde

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Eigentlich ist im Filmtitel alles gesagt: Ein Mann mittleren Alters, der zufrieden mit Frau, Tochter und Hauskatze im spektakulär gelegenen Haus an der Atlantikküste lebt, wird nach einem rätselhaften Naturereignis kleiner. Erst fast unmerklich, vier Zentimeter nach einigen Wochen könnten auch ein Messfehler sein.

Doch bald ist es nicht mehr übersehbar: Er schrumpft auf Däumlingsgröße, und damit ist noch lange nicht Schluss. Und kleine Männer haben’s schwer: Im Mäuseformat würde ihn die Katze gern vernaschen. Auf der Flucht stürzt er in den Keller, wo eine tückische Spinne zum Endgegner wird.

Horrorfilm-Altmeister Jack Arnold drehte 1957 mit „Die unglaubliche Geschichte des Mister C.“ das Original: ein hinreißendes B-Picture, das echten Horror (die Spinne!) mit der Selbstreflexion eines Mannes verband, der buchstäblich aus allen menschlichen Maßstäben fällt.

Regisseur und Drehbuchautor Jan Kounen („Dobermann“) erzählt die Story fast unverändert, die wenigen Aktualisierungen überzeugen nicht immer. Vielleicht legt Oscar-Preisträger Jean Dujardin zu viel Emphase in sein Spiel: Gerade die existenzialistische Demut seines Protagonisten erhob das Original weit über den Horror-Durchschnitt der Fünfziger. Und der tricktechnisch beste Film über schrumpfende Menschen bleibt der erste „Ant-Man“. (Jörg Wunder)

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