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Das Delacorte Theater im New Yorker Central Park 

© Steve Brown

Die Parks sind eine Bank: New York feiert den Sommer mit Fantasie

Das New Yorker „Summer for the City“- Festival, ausgerichtet vom Lincoln Center for the Performing Arts, bietet Kultur für alle und für umsonst. Drei Monate lang wird der Damrosch - Park und seine Umgebung bespielt.

Von Ute Büsing

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Es ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Mit dem „Summer for the City“ hob das Lincoln Center vor zwei Jahren ein einzigartiges Festival aus der Taufe, um den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu trotzen. Großzügig unterstützt wird es von Sponsoren, der Stadt und dem Staat New York.

Drei Monate lang sind hunderte Veranstaltungen mit hochkarätigen Show-Acts im Damrosch Park und seiner Umgebung magnetischer Anziehungspunkt. Beim „Baand Together“ zeigen American Ballet Theatre, Alvin Ailey American Dance Theater, Ballet Hispánico, New York City Ballet und Dance Theatre of Harlem ihr Können. Tickets für diese Spitzenkompanien könnten sich die meisten New Yorker nicht leisten. Nur hier treten die hochklassigen Ensembles umsonst mit einem gemeinsam choreografierten Programm auf.

Das größte New Yorker Festival seiner Art, von dem sich Berlin so manche Scheibe abschneiden könnte, will Gemeinschaft zelebrieren und die Menschen auch bei Social Dance, Silent Disco und einer so noch nie da gewesenen Massenhochzeit zusammenführen, anders als bei der Moon-Sekte selbstverständlich mit zuvor getroffener freier Partnerwahl.

Ein gefeiertes Ereignis war die „Vogueing“-Veranstaltung mit einem eigens für das Festival zusammengestellten Ensemble. Entstanden ist die Catwalks aufgreifende Tanzform in der queeren schwarzen Subkultur. Bittere Realität: In Brooklyn wurde ein junger afroamerikanischer Profitänzer, der an einer Tankstelle Vogueing vorführte, von einem queerfeindlichen Jugendlichen erstochen. Der Fall wird als „Hassverbrechen“ untersucht, ebenso wie der gewalttätige Angriff von drei jungen schwarzen Frauen auf eine asiatischstämmige Familie im belebten F-Train. Obwohl mehr Polizisten in der Metro auf Streife gehen, gehören solche Vorfälle noch immer zum Alltag.

Das Musikprogramm bei „Summer for the City“ umarm die ethnische und kulturelle Vielfalt der 8,3-Millionen-Metropole, etwa mit der „Korean Arts Week“ oder den „Queens of Soca“, dem erstmaligen gemeinsamen Auftreten der Soca-Ikonen Alison Hinds aus Barbados und Nailah Blackman aus Trinidad und Tobago.

Die „Queens of Soca“: Alison Hinds und Nilah Blackman. New York feiert seine kulturelle Vielfalt.

© Lincoln Center for Performing Arts

Täglich strömen hunderte Südamerikaner über die mexikanische Grenze in die ausgewiesene „Schutzstadt“ New York. In dieser Notlage hat Bürgermeister Eric Adams angeordnet, dass erwachsene Migranten sich nur 60 Tage in einem Obdachlosenasyl aufhalten dürfen. Mit 100 000 Menschen, die Hälfte davon Neuankömmlinge aus Lateinamerika, sind diese städtischen Notunterkünfte längst überbelegt.

Das Guggenheim Museum lädt zur Performance-Serie „Works & Process“ ein. Dafür muss man sich allerdings in einer Lotterie um die billigen Tickets bewerben. Das Metropolitan Museum bietet freitags und samstags Live-Musik, „kurze Filme für kurze Nächte“ und Workshops zu Ausstellungen wie „Van Gog’’s Zypressen“ umsonst an. Die Schau ist diesen Sommer der Renner - Zutritt nur nach stundenlanger Wartezeit in schier endlosen Schlangen.

Jazzgrößen treten seit nunmehr fast 60 Jahren bei den kostenlosen Jazzmobile-Konzerten vor überwiegend schwarzem Publikum in Harlem auf. Dieses Jahr waren das Houston Person Quartet, die Sängerin Lezlie Harrison und das Antonio Hart Quartet zu Gast. Die Veranstaltungen im Riverside Park und im Marcus Garvey Park gehen bis Ende August weiter.

Im Garvey Park schlägt alljährlich auch das Classical Theatre of Harlem auf. In diesem Jahr wurde mit „Malvolio“ eine selbst erarbeitete schwungvolle Fortsetzung des Shakespeare-Klassikers „Was ihr wollt“ gezeigt. Noch immer kämpft die Company, bei der gern auch Broadway-Stars mitmischen, um ein eigenes Theater. Darüber verfügt das Public Theater.  Seine bereits 61. Ausgabe von „Shakespeare in the Park“ mit „Hamlet“ ist der vorerst letzte. Das Delacorte Theater im Central Park muss grunderneuert werden.

Das River & Blues Festival ist zwar vom Wagner Park in den Rockefeller Park umgezogen und muss dort auf die angestammte Kulisse der Freiheitsstatue verzichten. Aber mit Größen wie Soulsänger Lee Fields lockte es wieder viele zum Picknicken auf grüner Wiese. 50 Jahre Hip Hop werden allerorten gefeiert – umsonst und draußen, wie es sich im Sommer in New York City gehört.

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