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Touristenschlange am Louvre in Paris. Dort zahlen Nicht-Europäer ab 2026 mehr für ein Ticket als Inländer.

© AFP/Sébastien Dupuy/Archiv

Der Louvre macht es vor: Nicht-EU-Bürger sollten auch in Berliner Museen mehr bezahlen – mit einer Ausnahme

Der Louvre in Paris erhöht seine Eintrittspreise für Nicht-Europäer. Trump will Nicht-Amerikaner in den Nationalparks mehr zahlen lassen. Was Berlin davon lernen kann.

Nikolaus Bernau
Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

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Mona Lisa ist weit mehr als ein Lächeln im Hintergrund des obligaten Selfie-Fotos. Dies Bildnis kann uns viel erzählen über die Emanzipation der Frau in der Renaissance, die Entdeckung der Natur als Teil des Menschseins, die Kunst, mit Farbe eine neue Wirklichkeit zu schaffen, die wohl wichtigste Errungenschaft Europas, das Lob der Bedeutung jedes Individuums nämlich.

Nun will der französische Staat sich diese trotz allen Massenrummels und dicker Panzergläser herrliche Erfahrung wenigstens von Nicht-Europäern besser bezahlen lassen: Sie sollen mehr Eintritt zum Louvre zahlen als Bürger der Europäischen Union.

Yeah, dachte ich zuerst, da gibts der Macron dem Trump aber. Der will Nicht-Amerikaner mehr für amerikanische Nationalparks zahlen lassen als US-Bürger. Und er gibts den reichen Russen, die immer noch aus Putin-Land ins freie Europa reisen dürfen (wieso eigentlich?). Aber, kam gleich der Gedanke ins Hinterstübchen: Ist die Begeisterung vieler Chinesen für den europäischen Individualismus nicht toll und förderungswürdig? Zerschlägt Macron nicht die Kunst als Gesprächsbrücke und die „Egalité“, die Gleichheit aller Menschen?

Touristen lassen sich nicht durch hohe Eintrittspreise schrecken

Mitnichten. Auch diejenigen, die aus Nicht-EU-Europa nach Paris reisen, werden künftig für ein simples Mittagessen in einem schlechten Restaurant mehr ausgeben als für den Besuch im Louvre - jedenfalls, so lange man nicht auf die idiotische Idee kommt, dort einen „Cafe au lait“ zu trinken. Der kostet ein Vermögen.

Und man darf sich keinen Illusionen hingeben: Diese Preiserhöhung wird (und soll) die bildungspolitisch desaströse, für den Staat aber höchst profitable Total-Touristifizierung des Louvre nicht aufheben: Touristen lassen sich, das zeigen etwa der „Eintritt“ nach Venedig oder die happigen Preise für den Berliner Fernsehturm, nicht durch hohe Eintrittsgelder schrecken.

Auch der Louvre erhält EU-Gelder

Das nur an diesem Ort zu erlebende Original ist Lockung genug. Immerhin müssen nun aber die Bürger der EU (auch der Louvre erhält von Europa immer wieder Geld für seine Projekte!), von Frankreich und von Paris nicht mehr mit ihren Steuern den Besuch derjenigen subventionieren, die außer ihrem Eintritt nichts zum Betrieb des Lockungsorts beitragen.

Genau deswegen ist diese Unterscheidung zwischen Steuerzahlenden und Nur-Konsumenten in vielen Ländern des globalen Südens, aber auch etwa in den Museen Venedigs, Roms, Bolognas längst fest etabliert. Selbst Trumps Nationalpark-Preise sind deswegen im Kern richtig. Auch für deutsche und Berliner städtische und staatliche Museen wäre diese Hervorhebung derjenigen, die mit ihren Steuern andauernd für die Existenz und den Betrieb der Institutionen sorgen, ein guter Weg.

Im Nebeneffekt kämen vielleicht sogar diejenigen Bürger zurück, die zunehmend durch hohe Eintrittsgelder (wer kennt schon außer den eh ins Museum Gehenden die vielen Ausnahmen) abgeschreckt und von „ihren“ Museen entfremdet wurden.

Allerdings mit einer Ergänzung: Hier wie in Paris sollten Ukrainer zu den EU-Bürgern gezählt werden. Schließlich würden sie - im Unterschied etwa zu Schweizern oder Norwegern - gerne ihren Beitrag zum EU-Haushalt und damit auch zu den Subventionen Europas für den Louvre oder die Museumsinsel leisten - wenn denn Russlands ruchloser Krieg es nicht verhinderte.

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