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Eva Green (rechts) als Emilie und Alicia Vikander als Ines in "Euphoria".

© Jürgen Olczyk/Wild Bunch Germany/dpa

„Euphoria“ im Kino: Zwei Schwestern auf ihrer letzten gemeinsamen Reise

Eine moralinfreie Perspektive auf Sterbehilfe: In Lisa Langseths „Euphoria“ möchte eine unheilbar erkrankte Frau vor ihrem Tod mit ihrer Schwester ins Reine kommen.

Wohin die Fahrt in der Limousine geht? Zum „schönsten Ort der Welt“, sagt Emilie (Eva Green) ihrer Schwester Ines (Alicia Vikander). Ihr Gesicht zeigt dabei ein verzücktes Lächeln – das muss sie wohl sein, die titelgebende Euphorie des dritten Spielfilms von Lisa Langseth. Was gelinde gesagt etwas in die Irre führt, denn außer in diesem kleinen Moment dominieren Schmerz, Wut und Trauer die Gefühlswelt der Hauptfiguren. Verständlich: Die Reise der Schwestern – nach einer langen Zeit ohne Kontakt – ist für Emilie die letzte. Sie leidet an einer unheilbaren Krebserkrankung, und der „schönste Ort der Welt“ ist ein traumhaft gelegenes Luxushotel, dessen besonderer Service in der Darreichung eines tödlichen Giftcocktails besteht. Emilie möchte ihn nach sechs Tagen trinken und in dieser Zeit mit Ines ins Reine kommen. Doch die Jüngere, die nichts von der Krankheit wusste, wehrt sich gegen das Vorhaben.

Nach dreißig Minuten ist dieses Setting in „Euphoria“ entworfen und von da an vollkommen vorhersehbar, was in den verbleibenden rund siebzig Minuten geschehen wird. Denn die schwedische Regisseurin Lisa Langseth, die auch das Drehbuch geschrieben hat, legt die Schwestern als extremes Gegensatzpaar an, dessen Aufgabe schlicht darin besteht, diesen Antagonismus bis zur nie wirklich infrage stehenden Versöhnung durchzuspielen. Emilie repräsentiert dabei die sensible verletzte Seite, Ines den kontrollierten kalten Gegenpol. Die Ältere war in der Jugend der beiden stets für die depressive Mutter da, die völlig überforderte Ines entzog sich der Situation, indem sie sich von der Familie abschottete. Dass ihr Panzer selbst im Angesicht des nahen Todes der Schwester steinhart bleibt, ist der dramaturgische Antrieb des Films. Woraus nicht nur Wortgefechte, sondern auch physische Auseinandersetzungen resultieren.

Vikander hat den Film mit ihrer eigenen Firma produziert

Als Vermittlerin agiert die Hotelangestellte Marina, die Charlotte Rampling mit fast schon enervierender Sanftmut spielt. Auch Eva Green und Alicia Vikander bleiben, eingesperrt in den engen Vorgaben ihrer Figuren, blass. Dabei hat Vikander den Film sogar mit ihrer eigenen Firma Vikarious produziert und angeregt, ihn international statt rein schwedisch auszurichten. Für Langseth, in deren Debüt „Die innere Schönheit der Dinge“ Vikander 2010 ihre erste Hauptrolle spielte, ist es die englischsprachige Premiere; für Vikarious wiederum die erste Produktion überhaupt. Die Firma will Werke mit starken weiblichen Hauptfiguren realisieren.

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Wie wichtig dieses Thema für Vikander ist, zeigte kürzlich die Neuauflage von „Tomb Raider“, in dem sie die Titelrolle übernahm. Auch „Euphoria“ kann mit drei großen Frauenparts punkten. Beachtlich zudem, wie unsentimental der Ton und wie moralinfrei die Perspektive auf Sterbehilfe ist. Wobei das Hotel – einmal als „freie Zone, ohne Urteil der Welt“ beschrieben – in seiner nur Reichen vorbehaltenen Schönheit den ambivalentesten und spannendsten Charakter dieses absehbaren Dramas darstellt.

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