
© AFP/FRANCOIS GUILLOT
Friedenspreisträger verurteilt: Boualem Sansal soll für fünf Jahre ins Gefängnis
Nachdem der französisch-algerische Schriftsteller Mitte November verhaftet worden war, hat ihn jetzt ein Gericht in Algerien zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Stand:
Als vergangenen Donnerstag das Schnellverfahren gegen den seit Mitte November inhaftierten französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal in Dar El Beïda bei Algier begann, forderte die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für ihn. Der Grund dafür: Sansal habe die „territoriale Integrität Algeriens“ gefährdet mit Aussagen in einem Interview, in dem es um Grenzziehungen im Westsahara-Konflikt ging. Sansal hatte darin Positionen Marokkos und auch Frankreichs eingenommen.
Selbst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich für Sansal eingesetzt und um seine schnelle Freilassung gebeten. Er vertraue, so Macron, auf die „Weitsicht“ seines algerischen Amtskollegen Abdelmadjid Tebboune, der wisse, dass all diese Anschuldigungen nicht ernst gemeint seien.
Doch Macrons Einsatz wie auch die vielen Proteste und Solidaritätsbekundungen weltweit für Sansal haben nichts genutzt: An diesem Donnerstag ist der Schriftsteller zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung und zu einer Geldstrafe von 500.000 algerischen Dinar (rund 3500 Euro) verurteilt worden, wie französische Medien übereinstimmend berichteten.
Dieses Urteil verrät die eigentliche Bedeutung des Wortes Gerechtigkeit.
François Zimeray, französischer Anwalt von Boualem Sansal
Sansals französischer Anwalt François Zimeray, dem die Einreise nach Algerien verweigert worden war, um seinen Mandanten zu verteidigen, zeigte sich entsetzt über das Urteil und sprach davon, dass diese Urteil „die eigentliche Bedeutung des Wortes Gerechtigkeit“ verrate. Auf X forderte Zimeray den algerischen Präsidenten auf, „menschlich zu sein“. „Sein Alter und sein Gesundheitszustand machen jeden Tag der Haft noch unmenschlicher. Ich appelliere an den algerischen Präsidenten: Die Gerechtigkeit hat versagt, lasst wenigstens die Menschlichkeit siegen.“
Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der PEN Berlin artikulierten ihre Fassungslosigkeit: „Die Verurteilung eines Autors aufgrund seiner friedlichen Meinungsäußerung ist inakzeptabel und widerspricht den grundlegenden Prinzipien der Menschenrechte.“, so Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Und Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin, schrieb in einer Mitteilung: „Algerien ist nicht sicher, am wenigsten für Menschen, die es wagen, die Machthaber zu kritisieren.”
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