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Kultur: Himmel überm Kopf, Acker untern Füßen

BAR JEDER VERNUNFT Mit Mann und Maus stellt der Schauspieler und Musiker Lars Rudolph ein neues, eigenwilliges Bandprojekt vor – entstanden sind die Songs in der Weite der Uckermark

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Dass jederzeit alles passieren könne, dessen sei er sich sehr bewusst, spricht Lars Rudolph leise. „Vergänglichkeit, Tod – das interessiert mich.“ Aber solange das Leben gut gehe, solle man froh und dankbar sein. Er selber beherzigt das und hat Grund dazu: Vor über einem Jahr geschah es nämlich, dass Rudolph auf der Hochzeit von Wir sind Helden zu Gast war. Und da spielte die Krawallfolkband Kapaikos, dass die Mandolinen quietschten. Und die hauten dann den begeisterten Rudolph an. Und jetzt gibt es eine neue Mandolinenband namens Mann und Maus. So funktioniert Schicksal.

17 Songs haben Mann und Maus inzwischen im Programm, gemeinsam komponiert und von Lars Rudolph getextet. Die versponnenen Verse streifen Liebeslyrik, kämpfen gegen soziale Ausbeutung und Abstumpfung, rufen zu nicht näher definierten Revolten auf und spielen mit Märchenpoesie und kindlichen Abzählreimen. Zusammen mit den Arrangements für Mandoline, Gitarre, Bass, Trompete, singende Säge und Lars Rudolphs Gesang ergibt es das einen überaus eigenwilligen, fein gestrickten Klang. „Musikalisch sind wir diesmal ganz schön nett“, findet Ole Wulfers.

Auch Schauspieler und Musiker Lars Rudolph hat bei seinen früheren Formationen Kixx, Stan Red Fox und Ich schwitze nie schon mal deutlich mehr avantgardistischen Krach geschlagen. Warum diesmal so verhalten? „Wir sind halt ’ne akustische Band“, sagt er achselzuckend. Und dass ihm die philosophischen, fragenden Texte wichtig seien. Viele Leute fühlten sich in ihrem Leben eingetütet, abgepackt und unfrei. „Und ich selber muss mich auch alle paar Tage neu erfinden, um am Leben zu bleiben.“

Ein guter Ort dafür ist Rudolphs Datsche in der Uckermark. Die Band und er lieben die Natur, den weiten Himmel, die Ruhe zum Proben und die erdigen Kartoffeln, die der 42-jährige Ostfriese selber zieht. Welche Sorte? „Linda“. Das passt zufällig perfekt zu Rudolphs widerständigen Liedfantasien. Schließlich hat ein Biobauer kürzlich erst den Behörden abgetrotzt, dass die leckere alte Sorte weiter gepflanzt werden kann.

Wie es kommt, dass sie ihr Banddebüt in der Bar jeder Vernunft geben und nicht in einer Hipster-Location in Kreuzberg oder Mitte? Zufall, ist die Antwort von Hermann Hermanns, Boris Joens, Ronald Gonko, Ole Wulfers und Lars Rudolph. Und Letzterer stellt nachdrücklich fest: „Wir sind jedenfalls keine Kleinkunstband!“ Je älter er werde, desto lieber spiele er allerdings vor konzentriert zuhörenden Leuten. Und als Zuhörer schätze er handgemachte Musik von schwitzenden Männern, die auf der Bühne ihr Herz ausschütten. Das wird bei Mann und Maus bestimmt geschehen. Lars Rudolphs helle Stimme singt flüsternd, fragend und fordernd, und die Mandolinen weben Tangorhythmen, romantische Balalaika-Klänge und treibendes Stakkato-Geplingel dazu. Der Bandname beschwört übrigens Untergangsszenarien: Untergehen mit Mann und Maus oder es gerade noch auf eine Arche schaffen, je nachdem wie’s ausgeht. „Wir sind sowohl Mann als auch Maus“, sagen die Jungs, „wir alle“.GUNDA BARTELS

Premiere 10.10., 20 Uhr

Vorstellungen 21. und 22.10., jeweils 20 Uhr

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