
© Shannon Finney
„Ich bin ein Star. Ich will da rein“: Auf der Suche nach dem nächsten Superkünstler
Castingshows für Künstler und Künstlerinnen erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit. Auch hier heben oder senken scharfzüngige Juroren den Daumen.

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Man stelle sich vor, die Show startet am Wochenende gleich nach der Tagesschau: Da malt, klebt oder kollagiert ein halbes Dutzend Nachwuchskünstler live im Fernsehen. Eine Fachjury, sagen wir mal vom Kaliber eines Klaus Biesenbach, der immerhin mal am MoMA in New York war und in Berlin für eine Filmabteilung im künftigen Museum des 20. Jahrhunderts kämpft, hebt oder senkt den Daumen. Der darf eine Runde weiter, die ist raus.
Eine Castingshow für Künstler, gibt’s das wirklich? Bei den Briten, in den USA und in den Niederlanden hat dieses Reality-Format tatsächlich Erfolg. In der BBC buhlten die Finalisten der „School of Saatchi“ bereits 2009 um die Aufmerksamkeit eines Millionenpublikums. Die gefeierte Künstlerin Tracy Emin als scharfzüngige Jurorin sorgte für die nötige Einschaltquote. Das sei wie „eine riesige Kunstakademie, nur öffentlich“ urteilte der britische Kritiker Matthew Collings damals.
Wenn kommende Woche in den USA auf MTV sieben Nachwuchsstars in „The Exhibit: Finding the Next Great Artist“ antreten, geht es dabei auch um viel Geld: Wer gewinnt, darf sein live produziertes Werk im angesehenen Hirshhorn Museum in Washington D.C. ausstellen und erhält zudem 100 000 US-Dollar Preisgeld. Das US-Museum ist Koproduzent der TV-Sendung, Museumschefin Melissa Chiu selbst sitzt in der Jury. Zudem garantieren zwei bekannte Künstler sowie ein Sammler für ein gewisses Niveau.
Mit dem Format will das Museum vor allem jüngere Menschen erreichen. Und dies, obwohl die Serie nicht einmal online zu sehen sein wird. Gar als Bildungsprogramm verstehen die Niederländer ihre TV-Serie „De Nieuwe Vermeer“, die pünktlich zum Start der großen Vermeer-Ausstellung in Amsterdam im öffentlich-rechtlichen Fernsehen startete. Dabei erwecken Hobbykünstler sechs verschollene Vermeers zu neuem Leben. Jedes Material ist erlaubt, selbst Lego. Der Fantasie der Interpreten ist hier keine Grenze gesetzt.
Die Juroren Pieter Roelofs, Cokurator der Vermeer-Schau, und Abbie Vandivere, Restauratorin am Mauritshuis in Den Haag, erzählen im Fernsehen nebenbei etwas über den Künstler, seine Farben, seine Motive, sein Leben. In der ersten Sendung schalteten 1,3 Millionen Menschen ein – so viele wie sonst nur bei einem Fußballspiel. Die Niederlande hat nur 17 Millionen Einwohner. Die Chance, einen echten Vermeer zu sehen, haben sie wohl auch erst wieder ab dem 11. März. Dann will das Rijksmuseum zusätzliche Tickets für die ausverkaufte Ausstellung auf ihrer Website anbieten.
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